Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum: Ein neuer Ansatz zur Betrachtung von Mental Health

Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum: Ein neuer Ansatz zur Betrachtung von Mental Health

Lassen Sie uns ein neues Konzept kennenlernen – das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum. Dieses orthogonale Modell bietet eine einzigartige Perspektive auf die mentale Gesundheit, indem es Unterschiede und Verbindungen zwischen dem Kontinuum psychischer Krankheit/Gefährdung und dem Kontinuum psychischer Gesundheit aufzeigt. Veränderungen auf einem Kontinuum können in Verbindung mit oder unabhängig von der Position auf dem anderen Kontinuum stattfinden.

Dieses Modell wird hauptsächlich verwendet, um die Positionen und Entwicklung einzelner Personen zu identifizieren. Es kann jedoch auch auf soziale Gruppen, ganze Populationen und andere Gesundheitsaspekte wie die somatische Gesundheit übertragen werden. Es ist wichtig, dass die theoretische und empirische Forschung im Bereich der (öffentlichen) Mental Health stärker die sozialen Determinanten von seelischer Gesundheit, Gefährdung und Krankheit thematisiert. Es ist unerlässlich, den sozialen Status und die damit verbundenen Gesundheitschancen zu berücksichtigen. Durch Public Health-Interventionen, die darauf abzielen, soziale Ungleichheiten zu verringern, können die Raten psychischer Störungen reduziert werden, was zu einer besseren psychischen Gesundheit für alle führt.

Ein neuer Denkansatz in Medizin und Gesundheitswissenschaften

Die Orientierung am Gesundheits-Krankheits-Kontinuum markiert einen tiefgreifenden Wandel im kategorialen Denken in Medizin und Gesundheitswissenschaften. Es geht nicht mehr darum, ob eine spezifische Gesundheitsstörung vorliegt oder nicht, sondern um ein dynamisch-dimensionales Denken. Jede Person kann sowohl gesund als auch krank sein, und ihr gegenwärtiges Sein bewegt sich zwischen umfassendem Wohlbefinden (well-being) und Krankheit in allen Dimensionen.

Allerdings gibt es immer noch massive strukturelle Barrieren in der medizinischen Versorgung, die als “gesellschaftliche Heilhindernisse” bezeichnet werden können. Die bestehenden Beurteilungs- und Abrechnungssysteme in der ambulanten und stationären Versorgung und Rehabilitation verfestigen oft die Dichotomie von Gesundheit und Krankheit. Diese systemischen Barrieren müssen in der Medizin und insbesondere in der Psychiatrie, in Klassifikationen und Diagnoseschlüsseln wie ICD-10 und DSM 5, überwunden werden.

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Es gibt jedoch Bewegungen und Initiativen zur Veränderung in der Mental Health-Forschung und psychiatrischen Diagnosebildung. Ein dimensionaler Forschungsrahmen namens Research Domain Criteria (RDoC) wurde 2009 vom US-National Institute of Mental Health angestoßen. Es gibt auch die Hierarchische Taxonomie der Psychopathologie (HiTOP), die seit 2015 von einem globalen Verbund entwickelt und validiert wird. HiTOP zielt darauf ab, das Problem willkürlicher Schwellenwerte und diagnostischer Instabilität in der persönlichkeitspsychologischen und klinisch-psychiatrischen Diagnostik durch eine konsequente Orientierung an Kontinua aufzulösen. Es dekonstruiert traditionelle Nosologien und Kategorien und stellt sie in Form von Dimensionsprofilen neu dar.

Die Auswirkungen des dimensionalen Denkens

Eine Stärkung des dimensionalen Denkens hat sowohl im Alltag als auch in professionellen Kontexten der Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung deutlich antidiskriminierende und toleranzfördernde Auswirkungen. Neuere empirische Studien zeigen, dass Menschen, die an ein Kontinuum zwischen Gesundheit und psychischer Krankheit glauben, weniger stigmatisierende Einstellungen gegenüber Menschen mit psychischen Problemen haben als Personen mit kategorialen Überzeugungen.

Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum bietet uns also einen neuen Blickwinkel auf die mentale Gesundheit und einen vielversprechenden Ansatz, um Vorurteile abzubauen und die psychische Gesundheit für alle zu fördern. Lassen Sie uns diese neue Denkweise nutzen, um eine bessere Zukunft zu gestalten!

Bild von Mental Health