Das Leben und Werk von Johann Wolfgang von Goethe

Das Leben und Werk von Johann Wolfgang von Goethe

Am 28. August 1749 wurde der deutsche Autor, Philosoph, Naturwissenschaftler und Politiker Johann Wolfgang von Goethe in Frankfurt am Main geboren. Er gilt als einer der wichtigsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung. Goethes literarisches Werk umfasst Lyrik, Drama, Epos, Autobiografie, Kunst, Literaturtheorie und wissenschaftliche Schriften. Auch sein umfangreicher Briefwechsel ist von literarischer Bedeutung. Goethe war der Vorläufer und bedeutendste Vertreter des Sturm und Drang.

“Edel sei der Mensch, Hilfreich und gut! Denn das allein Unterscheidet ihn Von allen Wesen Die wir kennen Auf Erden.” – J. W. von Goethe, Das Göttliche (1783)

Jugend und Ausbildung

Johann Wolfgang von Goethe wurde als eines von fünf Kindern von Catharina Elisabeth und Johann Caspar Goethe in Frankfurt am Main geboren. Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, geborene Textor (1731-1808), stammte aus einer wohlhabenden und angesehenen Frankfurter Familie. Goethes Vater Johann Caspar Goethe (1710-1782) hatte einen Doktortitel in Jura, übte diesen Beruf jedoch nicht aus, sondern lebte von den Erträgen seines geerbten Vermögens. Sein Vater, der zahlreiche Kunstsammlungen und mehr als 2000 Bücher besaß, erzog ihn. Um ihn zufriedenzustellen, begann Goethe ein Jurastudium in Leipzig. Obwohl sein Vater ihn in die Obhut von Johann Gottlob Böhme, Professor für Geschichte und Verfassungsrecht, gab und Goethe den gewünschten Fachwechsel untersagte, begann er bald, sich um seine Pflichtstudien zu vernachlässigen. Er bevorzugte Christian Fürchtegott Gellerts Vorlesungen über Poetik, bei denen die Studenten ihre literarischen Experimente präsentieren konnten. Da Gellert Verse nur ungern akzeptierte, leitete er Goethes poetische Versuche sofort an seinen Stellvertreter weiter, der nicht viel von ihnen hielt.

Erste Studien in Leipzig – Von Jura zur Kunst

Inzwischen wuchs Goethes Interesse an Kunst und Architektur. Adam Friedrich Oeser, Gründungsdirektor der 1764 gegründeten Leipziger Kunstakademie, gilt als einer seiner direkten Einflüsse. Er gab ihm Zeichenunterricht und führte ihn in das Kunstschaideal seines Schülers Joachim Joachim Winckelmann ein, das sich an der Antike orientierte. Goethe erlernte während seines Studiums in Leipzig die Techniken des Holzschnitts und der Radierung vom Kupferstecher Johann Michael Stock. Im Alter von 18 Jahren konnte Goethe sein erstes Werk, ‘Annette’, eine Sammlung von 19 Gedichten, die seiner Freundin Anna Katharina Schönkopf gewidmet waren, veröffentlichen. Aufgrund einer schweren Krankheit zog er im folgenden Jahr nach Frankfurt zurück, begann sich auf Religion zu konzentrieren und schrieb in dieser Zeit seine berühmten Gedichte über den Mond.

Dissertation in Straßburg

1770 setzte er seine Jurastudien in Straßburg fort und widmete sich diesmal gezielter dem Recht, fand aber auch Zeit für eine ganze Reihe von persönlichen Bekanntschaften. Die wichtigste davon war die mit dem Theologen, Kunst- und Literaturtheoretiker Johann Gottfried Herder. Während seines fast täglichen Besuchs öffnete der Ältere Goethes Augen für die ursprüngliche sprachliche Kraft von Autoren wie Homer, Shakespeare und Ossian sowie für volkstümliche Poesie und gab so entscheidende Impulse für Goethes dichterische Entwicklung.

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Im Sommer 1771 reichte Goethe seine juristische Dissertation über das Verhältnis von Staat und Kirche ein. Die Straßburger Theologen fanden sie skandalös; einer von ihnen nannte Goethe einen “verrückten Gottesleugner”. Der Dekan der Fakultät empfahl Goethe, seine Dissertation zurückzuziehen. Die Universität bot ihm jedoch die Möglichkeit, das Lizentiat zu erwerben, das er am 6. August 1771 “cum applausu” erhielt.

“Niemand ist hoffnungsloser versklavt als derjenige, der fälschlicherweise glaubt, frei zu sein.” – J.W. von Goethe, Wahlverwandtschaften (1809)

Goethes Sturm und Drang-Zeit

Obwohl Goethe seine eigene Anwaltskanzlei eröffnete, schrieb er das Drama ‘Götz von Berlichingen’, das als eine Revolution des Klassizismus und die Grundlage einer neuen Ära, des ‘Sturm und Drang’, angesehen wurde. Diese Ära wurde stark von Goethe beeinflusst, der viele Werke veröffentlichte, wie zum Beispiel ‘Die Leiden des jungen Werthers’, ein sehr erfolgreiches Stück aufgrund der Möglichkeit des Empfängers, sich leicht mit dem Protagonisten zu identifizieren. ‘Prometheus’ wurde in dieser Zeit ebenso veröffentlicht wie ‘Stella’ oder ‘Clavigo’, sein erstes zeitgenössisches Theaterstück. Es war auch die Ära des Sturm und Drang, in der er zahlreiche Gedichte veröffentlichte, wie zum Beispiel ‘Ob ich dich liebe, weiß ich nicht’ von 1770.

Ob ich dich liebe, weiß ich nicht. Seh ich nur einmal dein Gesicht, Seh dir ins Auge nur einmal, Frei wird mein Herz von aller Qual. Gott weiß, wie mir so wohl geschicht! Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.

Goethe in Weimar

1775 begann Goethe seine politische Karriere in Weimar, die seine Literatur beeinflusste. Zu dieser Zeit war er bereits ein berühmter Autor in ganz Europa. Er gewann schnell das Vertrauen des acht Jahre jüngeren Herzogs Karl August. Der Herzog tat alles, um Goethe in Weimar zu halten; er schenkte ihm großzügige Geschenke, darunter das Gartenhaus im Park an der Ilm. Als der Herzog ihm vorschlug, an der Regierung des Staates teilzunehmen, nahm Goethe nach einigem Zögern an. Auf Wunsch des Herzogs erhielt Goethe am 3. Juni 1782 vom Kaiser einen Adelsbrief, um seine Arbeit am Hof und in Staatsangelegenheiten zu erleichtern.

Die wichtigste und prägende Beziehung Goethes während dieses Weimarer Jahrzehnts war die mit der Hofdame Charlotte von Stein (1742-1827). Die sieben Jahre ältere Frau war mit dem Hofkapellmeister Baron Josias von Stein, dem Oberst am Hof, verheiratet. Goethe begann auch mit naturwissenschaftlichen Forschungen und veröffentlichte Werke zur Farbenlehre, die heute als sein wichtigstes Werk angesehen werden, und besaß eine große Menge an Mineralien und Gesteinsproben. Er war sogar Leiter der zoologischen und paläontologischen Abteilung an der Universität Jena, und auch heute noch sind Proben aus dieser Zeit im Phyletischen Museum in Jena zu finden.

“Ich liebe diejenigen, die nach dem Unmöglichen streben.” – J.W. von Goethe, Faust II, 1832, Akt II, Klassische Walpurgisnacht

Wiedergeburt nach der Italienischen Reise

In den 1780er Jahren verließ Goethe Weimar und reiste nach Italien. Die Reise wurde für Goethe zu einer einschneidenden Erfahrung; er sprach in Briefen immer wieder von einer “Wiedergeburt”, einer “neuen Jugend”, die er in Italien erlebt habe. Er schrieb an den Herzog, dass er sich als Künstler wiederentdeckt habe. Nach seiner Rückkehr gab er schließlich seine politischen Pflichten auf, um sich ganz der Dichtung und den Naturwissenschaften zu widmen. Am 12. Juli 1788, wenige Wochen nach seiner Rückkehr, lernte Goethe die 23-jährige Putzfrau Christiane Vulpius kennen, die ihm als Bittstellerin für ihren in Not geratenen Bruder nach dem Jurastudium erschien. Sie wurde seine Geliebte und kurz darauf seine Partnerin. Die wenig gebildete Christiane, die aus einer Familie in finanziellen Schwierigkeiten stammte, wurde der Zugang zur Weimarer Gesellschaft verwehrt, in der sich Goethe bewegte. Dort galt sie als vulgär und vergnügungssüchtig, verstärkt durch die Illegitimität der “unziemlichen Beziehung”. Goethe schätzte ihre natürliche, fröhliche Natur und hielt die Verbindung zu seinem “kleinen Erotikon” bis zum Ende von Christianes Leben im Jahr 1816 aufrecht.

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1792 begleitete Goethe auf Wunsch des Herzogs den ersten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich. Drei Monate lang erlebte er als Beobachter das Elend und die Gewalt dieses Krieges, der mit einem französischen Sieg endete. Rückblickend stellte Goethe fest, dass die Französische Revolution als “das furchtbarste aller Ereignisse” ihn viele Jahre unbegrenzter Anstrengungen gekostet hatte, “ihre Ursachen und Folgen poetisch anzugehen”.

“Nur wer wenig weiß, glaubt irgendwas zu wissen. Zweifel wächst mit Wissen.” – J. W. von Goethe, Maximen und Reflexionen (1833)

Goethe und Schiller – ein glückliches Ereignis

1794 lernte er Friedrich Schiller kennen, der als einer seiner größten Einflüsse gilt. Die erste persönliche Begegnung in Rudolstadt im Jahr 1788, arrangiert von Charlotte von Lengefeld, später Schillers Ehefrau, war relativ emotionslos. Schiller, der seit 1789 als Professor für Geschichte in der Nähe von Jena lebte, hatte Goethe im Juni 1794 gebeten, dem Redaktionsausschuss einer von ihm geplanten Zeitschrift für Kultur und Kunst, den “Horen”, beizutreten. Nach Goethes Zusage trafen sich die beiden im Juli desselben Jahres in Jena – für Goethe ein “glückliches Ereignis” und der Beginn ihrer Freundschaft mit Schiller. Die beiden Dichter waren sich einig in der Ablehnung der Revolution sowie in der Hinwendung zur Antike als höchstem künstlerischen Ideal. Dies war der Beginn einer intensiven Arbeitsgemeinschaft, aus der alles Persönliche ausgeschlossen war, die aber von einem tiefen Verständnis für die Natur und Arbeitsmethoden des anderen geprägt war. Sie begannen zusammenzuarbeiten und die Hauptfiguren des ‘Weimarer Klassizismus’ darzustellen. In diesen Jahren konnte Goethe das berühmte Gedicht ‘Der Zauberlehrling’ oder ‘Römische Elegien’ veröffentlichen. Mit dem Tod von Friedrich Schiller endete der Weimarer Klassizismus, und Goethe begann sich mehr auf romantische oder klassische Werke zu konzentrieren.

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Goethe als Wissenschaftler

Den Tod von Schiller im Jahr 1805 empfand Goethe als drastischen Verlust. 1810 veröffentlichte Goethe die aufwendig ausgestattete Farbenlehre in zwei Bänden und einem Band mit Bildtafeln. Er hatte sich fast zwanzig Jahre damit beschäftigt. Goethe widmete seinen späteren Lebensjahren hauptsächlich der Literatur und starb 1832 in Weimar. Er starb am 22. März 1832, wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Ob seine berühmten letzten Worte “Mehr Licht!” authentisch sind, ist umstritten.

Johann Wolfgang von Goethe hat die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht beeinflusst. Er konnte einen großen Beitrag zur Farbenlehre leisten (obwohl er Isaac Newton heftig widersprach) und zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Seine bemerkenswerten schriftstellerischen Bemühungen haben Philosophen wie Schopenhauer oder Hegel beeinflusst und wurden von Komponisten wie Mozart oder Mahler vertont. Seine Schriften, vor allem die Farbenlehre, wurden von Anfang an kontrovers diskutiert und mit der weiteren Entwicklung der Naturwissenschaften galten Goethes Theorien weitgehend als überholt. Er erlebte eine vorübergehende Renaissance ab 1859, dem Jahr der Veröffentlichung von Charles Darwins Werk Über die Entstehung der Arten. Goethes Annahme einer ständigen Veränderung in der belebten Welt und der Rückführbarkeit organischer Formen auf eine gemeinsame Ursprungsform führte dazu, dass er als Pionier der Evolutionslehre angesehen wurde.

Referenzen und weiterführende Literatur: