In der deutschen Grammatik gibt es eine alternative Verbstruktur, das sogenannte Passiv. Hierbei liegt der Fokus auf dem Subjekt, das die Handlung empfängt. Im Gegensatz dazu steht die aktive Stimme, in der das Subjekt die Handlung ausführt. Das Passiv wird verwendet, um den Fokus auf das Objekt der Handlung zu legen oder um den handelnden Akteur nicht zu nennen.
Das Passive Voice im Englischen
Im Englischen wird das Passive Voice ähnlich gebildet wie im Deutschen. Das direkte Objekt wird zum grammatischen Subjekt und das Verb im Aktiv wird zum Partizip Perfekt geändert. Zusätzlich wird das Hilfsverb “to be” eingefügt.
Ein Beispiel: “She snubs him” wird zu “He is snubbed by her”. Im Englischen kann auch das Hilfsverb “to get” verwendet werden, wie in der umgangssprachlichen Formulierung “He gets snubbed all the time”.
Das Passive Voice im Deutschen
Im Deutschen wird das Passiv ebenfalls mit einem Hilfsverb gebildet, nämlich mit dem Verb “werden”. Das Akkusativobjekt wird zum Nominativsubjekt und das Verb bleibt im Partizip Perfekt erhalten.
Ein Beispiel: “Ich sehe dich” wird zu “Du wirst gesehen”. Weitere Beispiele sind “Du wirst beobachtet”, “Hier wird nur Deutsch gesprochen” oder “Goethes Name wird mit ‘oe’ geschrieben”.
Die Zeitformen im Passiv
Wie im Englischen werden auch im Deutschen die Zeitformen durch die Manipulation des Hilfsverbs gebildet. Im Präsens wird das Partizip Perfekt angefügt, im Perfekt wird das Hilfsverb “sein” verwendet und im Präteritum, Plusquamperfekt, Futur und Futur II wird das Präteritum des Hilfsverbs “werden” genutzt.
Das Passiv mit Verben, die den Dativ erfordern
Verben, die den Dativ erfordern, behalten diese Struktur auch im Passiv bei. Hierbei wird das Dativobjekt zum Subjekt und das Hilfsverb bleibt unverändert.
Ein Beispiel: “Sie hilft mir” wird zu “Mir wird von ihr geholfen”. Alternativ könnte man auch sagen: “Es wird mir geholfen”.
Modalverben im Passiv
Wie im Englischen bildet auch im Deutschen ein Modalverb das finite Verb im Passiv. Beispiele sind “Etwas muss getan werden”, “Das darf nicht öffentlich gesagt werden” oder “Er soll bestraft werden”.
“von” und “durch”
Um den handelnden Akteur zu benennen, kann man eine Präpositionalphrase mit “von” verwenden. Wenn der handelnde Akteur hingegen ein Werkzeug ist, wird oft die Präposition “durch” verwendet. Immerhin kann auch “mit” verwendet werden, um das Werkzeug anzugeben.
Ein Beispiel: “Du wirst von mir gesehen” oder “Er wird durch eine Explosion geweckt”.
Einzigartige Aspekte des Passivs im Deutschen
Im Deutschen gibt es einige Aspekte des Passivs, die nicht leicht ins Englische übertragen werden können.
Eine besondere Form ist das sogenannte “introductory ‘es’”. Dieses “es” wird oft verwendet, um einen passiven Hauptsatz einzuleiten. Es wird manchmal als “falsches Subjekt” bezeichnet, da das wahre Subjekt das Nomen in der dritten Position ist. Wenn ein anderes Element in der ersten Position steht, verschwindet das “es” normalerweise.
Ein weiterer einzigartiger Aspekt ist das sogenannte “statal” Passive. Hierbei wird ein Zustand ausgedrückt, der aus einer vorherigen Handlung resultiert.
Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, eine passive Konstruktion zu vermeiden und den gleichen Effekt zu erzielen. Man kann zum Beispiel das unpersönliche Pronomen “man” verwenden, das reflexive Verb oder die Konstruktion “sein” + “zu”.
Das Passiv ist eine wichtige grammatische Struktur im Deutschen und kann in verschiedenen Kontexten verwendet werden. Es ermöglicht dem Sprecher, den Fokus auf das Objekt der Handlung zu legen oder den handelnden Akteur nicht zu nennen.