Reetdächer sind nicht nur traditionell-romantisch, sondern auch pflegeintensiv und kostspielig. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über Reetdächer, von den Besonderheiten und der Pflege bis zu den Kosten.
Reetdach: Besondere Anforderungen
Grundstücksgröße
Ein Reetdach erfordert ein größeres Grundstück im Vergleich zu anderen Dachtypen. Aufgrund des erhöhten Brandrisikos müssen bestimmte Abstände zur Grundstücksgrenze eingehalten werden. Die genauen Vorgaben variieren je nach Bundesland.
Lage des Grundstücks
Für die Haltbarkeit des Reetdachs ist eine gute Durchlüftung entscheidend. Daher sollte das Dach nicht von großen Bäumen beschattet werden. Zusätzlich altert ein Reetdach schneller an der Nordseite.
Fachregel Reetdach
Die Konstruktion und Ausführung eines Reetdachs erfordert spezielle Fachkenntnisse. Profidachdecker müssen die Fachregel Reetdach einhalten, um die Funktionalität und Haltbarkeit des Dachs zu gewährleisten.
Dachneigung
Ein Reetdach benötigt eine Dachneigung von mindestens 45 Grad, damit Regenwasser gut ablaufen kann. Je größer die Neigung, desto besser, insbesondere bei Dachgauben.
Dachüberstand an der Traufe
Ein charakteristisches Merkmal des Reetdachs ist die Gestaltung der Traufe. Regenwasser wird direkt über die Halme auf den Boden geleitet. Daher muss die Dachabdeckung mindestens 50 Zentimeter über die Außenwände hinausragen.
Hinterlüftung des Daches
Auch auf der Innenseite des Dachs ist eine ausreichende Luftzirkulation erforderlich. Das Reetdach sollte daher als hinterlüftetes Kaltdach konstruiert werden, um den aktuellen Energiesparvorschriften gerecht zu werden.
Qualität des Reets
Die Qualität des verwendeten Reets beeinflusst die Haltbarkeit des Dachs. Achte auf das Kürzel “QSR”, das für geprüfte Qualität steht und von der Gesellschaft für Qualitätssicherung Reet ausgestellt wird.
Kunstreet
Alternativ zu Naturreet kann auch Kunstreet verwendet werden. Kunstreet hat eine längere Haltbarkeit, verfärbt sich nicht und erfordert weniger Wartungsaufwand. Allerdings sind die Kosten höher als bei Naturreet.
Reetdach und Energieeffizienz
Die Energieeffizienz eines Dachs hängt von der Dämmung ab und nicht von der Eindeckung. Ein Reetdach kann daher genauso energieeffizient sein wie andere Dachtypen. Es ist sogar möglich, Solarmodule oder eine Photovoltaikanlage zu installieren, jedoch beeinträchtigen diese die charakteristische Optik des Reetdachs.
Versicherung und Brandschutz
Die Gebäudeversicherung für ein Haus mit Reetdach ist tendenziell teurer aufgrund des erhöhten Brandrisikos. Der tatsächliche Ausbruch eines Dachbrands ist jedoch äußerst selten. Um die Versicherungskosten zu senken, können auf der Innenseite Brandschutzplatten verbaut werden.
Kosten eines Reetdachs
Im Vergleich zu anderen Dachtypen müssen Bauherren mit zusätzlichen Kosten von etwa 140-150 Euro pro Quadratmeter rechnen. Die Materialkosten belaufen sich derzeit auf 50-60 Euro pro Quadratmeter.
Pflege und Haltbarkeit
Ein Reetdach erfordert regelmäßige Pflege, um seine Lebensdauer zu verlängern. Viele Reetdachdecker bieten Wartungsverträge an, die eine jährliche Inspektion, Reparaturen und Reinigung beinhalten. Die Kosten für einen solchen Vertrag liegen bei weniger als drei Euro pro Quadratmeter und Jahr. Die Lebensdauer eines Reetdachs beträgt in der Regel 30 Jahre, kann aber unter günstigen Bedingungen bis zu 100 Jahre erreichen.
Vor- und Nachteile eines Reetdachs
Reetdächer bestehen aus nachwachsenden Materialien und tragen zur Bewahrung traditioneller Handwerkstechniken bei. Sie verleihen jedem Haus einen einzigartigen Charakter. Allerdings sind sie teurer in der Anschaffung, erfordern mehr Pflege und haben höhere Versicherungskosten.
Ein Reetdach ist ein einzigartiges Meisterwerk der Baukunst und verleiht jedem Haus einen besonderen Charme. Es erfordert zwar mehr Aufwand und Investitionen, bietet aber auch eine nachhaltige und traditionelle Dacheindeckung, die viele Jahrzehnte halten kann.