Der Begriff “Portfolio” ist inzwischen allgegenwärtig, aber was bedeutet er eigentlich? Thesius hilft dabei, diesen Begriffsdschungel zu durchdringen und klärt auf!
Woher stammt der Begriff?
Man kann nicht davon ausgehen, dass jeder weiß, was ein Portfolio ist oder was genau damit gemeint ist. Der Begriff taucht in verschiedenen Komposita auf: Es gibt das “Markenportfolio”, das “Projektportfolio”, “Künstlerportfolios” und sogar ein “Wertpapierportfolio” in der Finanzbranche. Doch das macht die Definition nicht klarer. Betrachten wir den Begriff etymologisch: Er setzt sich aus den lateinischen Wörtern “portare” (tragen) und “folium” (Blatt) zusammen. Ein Blatt-Träger also?
Das ist gar nicht so verkehrt: Bereits im 16. Jahrhundert trugen Künstler und Architekten Mappen mit sich herum, in denen sie potenziellen Kunden ihre Kunstwerke oder Skizzen präsentierten. Mit diesen Tragemappen waren die besten Arbeiten und bisherigen Referenzen immer griffbereit, um Interessenten überall zu erreichen. Heutzutage nutzen viele Studierende im Bereich (Innen)architektur, Bildende Kunst oder Design immer noch solche Mappen, um ihre großformatigen Entwürfe zu transportieren. Dies erklärt auch, warum für praktisch-künstlerische Studiengänge oft eine sogenannte “Mappe” eingereicht werden muss.
Was versteht man heute unter “Portfolio”?
Am häufigsten begegnet einem der Begriff “Portfolio” in der Universität oder bei Bewerbungen. Allerdings sind hier zwei inhaltlich unterschiedliche Dinge gemeint. Thesius hat die Spezifika und Unterschiede für dich herausgearbeitet.
Das Portfolio für deine Bewerbung
Wenn ein Arbeitgeber heutzutage ein Portfolio in deinen Bewerbungsunterlagen sehen möchte, meint er selten die oben beschriebene Tragemappe. Unter “Portfolio” versteht man in diesem Fall eine Zusammenstellung von Arbeitsproben und -entwürfen in digitaler Form. Anders als im Lebenslauf, der bei keiner Bewerbung fehlen darf, ist das Portfolio meist optional, aber oft sehr vorteilhaft. Am besten geeignet ist eine scrollbare PDF-Datei.
Beim Portfolio geht es vor allem darum, dass du deine Erfahrungen nicht nur schriftlich beschreibst, sondern die Ergebnisse deiner Arbeit zeigst. Wenn du beispielsweise Praktika oder Jobs als Werbetexter absolviert hast, packe die finalen Texte in dein Portfolio! Wenn du als Grafiker an einem Design oder als Entwickler an einer Landing-Page mitgearbeitet hast, zeige nicht nur den Link zur Seite, sondern auch einzelne Ausschnitte (am besten mit zugeschnittenen Screenshots).
Achte darauf, dass du die Bilder mit einer passenden Bildunterschrift versehst. Diese sollte die Bilder kontextualisieren und Informationen über den Entstehungsprozess oder den Verwendungszweck geben. Zusätzlich geht es bei einem Portfolio nicht nur um die finalen Ergebnisse, sondern auch um den Prozess selbst.
Du kannst die verschiedenen Stadien deiner Arbeit in chronologischer Reihenfolge dokumentieren und in einer Bildstrecke präsentieren. Zum Beispiel könntest du Fotos von einer Mind-Map, Projektskizzen, Notes oder Collagen verwenden. Das Internet bietet viele Vorlagen für ein solches Portfolio, aber du solltest sie nur als Inspiration nutzen und ein individuelles Design und Layout erstellen.
Welche Vorteile bietet mir ein Portfolio?
Besonders für Kreativschaffende ist ein Portfolio eine wertvolle Ergänzung zu den standardmäßigen Bewerbungsunterlagen. Du kannst potenziellen Arbeitgebern eine Auswahl deiner besten Arbeiten präsentieren. Insbesondere wenn es dir schwerfällt, dich selbst in Anschreiben und Lebenslauf zu beschreiben, können Bilder für dich sprechen. Ein gutes Portfolio kann auch in deine Social-Media-Kanäle eingebettet werden. Auf der Jobplattform XING kannst du es sogar direkt auf deiner persönlichen Startseite anzeigen lassen und Interessenten so ansprechende Informationen über deine Arbeit bieten. Das Erstellen eines durchdachten und ansprechenden Portfolios mag zwar Zeit, Konzentration und Sorgfalt erfordern, aber es kann deinem potenziellen Arbeitgeber zeigen, dass du über diese Qualitäten verfügst!
5 Tipps für ein gelungenes Bewerbungsportfolio:
1. Halte es aktuell!
Das Portfolio sollte die Entwicklung deiner Arbeit sichtbar machen. Daher ist es wichtig, dass die Inhalte immer auf dem neuesten Stand sind. Trage auf jeder Seite das Tagesdatum ein, bevor du das Portfolio versendest oder den Link zum Download bereitstellst. Dadurch wird deutlich, dass du dich an diesem Tag erneut mit deinem Portfolio beschäftigt hast, auch wenn du die Inhalte längere Zeit nicht aktualisiert hast.
2. Wähle die besten Arbeiten aus!
Du hast die Kontrolle darüber, was du in deinem Portfolio zeigen möchtest. Es ist schwierig, eine genaue Anzahl festzulegen, da der Inhalt des Portfolios immer auf dich, deine Fähigkeiten, Arbeiten und die Anforderungen des Unternehmens und der Position, auf die du dich bewirbst, abgestimmt sein muss. Aber eines ist sicher: Drei optimal dokumentierte und präsentierte Arbeiten sind immer besser als seitenweise Spam!
3. Stelle dich vor!
Mache klar, wer du bist! Stelle dich zu Beginn des Portfolios kurz vor und füge deinen Namen in die Fußzeile jeder Seite ein. Auf der letzten Seite sollten deine Kontaktdaten zu finden sein.
4. Sei ehrlich!
Wenn du Arbeiten zeigst, die in Zusammenarbeit mit anderen entstanden sind, kennzeichne dies entsprechend. Teile mit, welchen Anteil du an dem Projekt hattest und wie viele andere Personen daran beteiligt waren. Präsentiere nicht fremde Arbeiten als deine eigenen!
5. Form folgt Funktion!
Halte das Design deines Portfolios schlicht und überlade die Seiten nicht. Stelle sicher, dass alle Informationen auf einen Blick erfassbar sind. Zeige dein Portfolio Freunden oder deiner Familie, bevor du es versendest, und hole dir Feedback ein.
Das Portfolio im Studium
Das Portfolio taucht seit den späten 90er Jahren immer häufiger im Kontext des Studiums auf. Häufig bleibt man jedoch ohne weitere Informationen allein. Was das Portfolio für die Universität mit den bereits erwähnten Anwendungsbereichen gemein hat, ist die Darstellung eines Prozesses. Das Portfolio soll deine Lernentwicklung und erworbenen Kompetenzen veranschaulichen.
Die Pädagogische Hochschule in Freiburg beschreibt das studienbegleitende Portfolio so: “Das Portfolio ist mit einem Schaufenster zu vergleichen, in dem nur das ausgestellt wird, was die eigene Lernentwicklung und die erworbenen Kompetenzen veranschaulicht.”
Stichwort: Entwicklung! Im Gegensatz zum Bewerbungsportfolio liegt hier der Fokus auf dem Lernprozess selbst und seiner abschließenden Reflexion. Da es sich hierbei um eine Textsorte des wissenschaftlichen Arbeitens handelt, gelten die gleichen Regeln wie für das Schreiben von Hausarbeiten. Das Portfolio besteht aus folgenden Bestandteilen:
- Einleitung oder Einleitungstext
- Beschreibung der zu dokumentierenden Lernprozesse
- Reflexion über die erworbenen Kompetenzen
- Anhang mit konkreten Beispielen und Materialien, die den Entwicklungsprozess veranschaulichen
Bei Thesius findest du weitere Tipps für dein Studium, z. B. für deinen perfekten Lebenslauf!