Das bayerische Schulsystem ist geprägt von einem starken Fokus auf Inklusion und einem bildungskonzeptbasierten Lehrplan. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über diese wichtigen Aspekte des bayerischen Schulsystems.
Inklusion im Schulsystem Bayern
Bayern legt seit 2003 großen Wert auf die Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Unterricht der allgemeinen Schule. Die Inklusion wird schrittweise für alle Förderschwerpunkte ausgebaut. Die Entscheidung, ob ein Kind inklusiv oder an einer Förderschule lernt, liegt in der Regel bei den Eltern. Die Förderschwerpunkte in Bayern umfassen Sprache, Lernen, emotionale und soziale Entwicklung, Hören, Sehen, körperliche und motorische Entwicklung sowie geistige Entwicklung. Es gibt eine Vielzahl von schulischen Angeboten, die das Entscheidungsrecht der Eltern unterstützen, von inklusiven Angeboten an allen Schularten bis hin zu spezialisierten Förderschulen. Der Mobile Sonderpädagogische Dienst unterstützt sowohl Familien mit Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf als auch deren Lehrkräfte. Schulen können Inklusion in ihr Profil integrieren und so die individuelle Förderung im Unterricht und im Schulalltag stärken.
LehrplanPLUS: Ein umfassendes Bildungskonzept
Das Recht des Kindes auf Bildung von Anfang an steht im Mittelpunkt des bayerischen Bildungskonzeptes. Der LehrplanPLUS bildet mit seinem verbindlichen Orientierungs- und Bezugsrahmen die Basis für eine sinnvolle Zusammenarbeit der unterschiedlichen Bildungsorte von der Kindertageseinrichtung bis zum Schulabschluss. Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan BayBEP und die Lehrpläne für die bayerische Schule werden auf Basis dieser Leitlinien entwickelt und weiterentwickelt. Der LehrplanPLUS gilt für Grundschulen, Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien.
Änderungen im Schuljahr 2018/2019: Gymnasium und Grundschule
Gymnasium: Neue Konzepte für mehr Qualität und Zeit
Das bayerische Kultusministerium plant, ab der 5. Jahrgangsstufe im Schuljahr 2018/2019 grundsätzlich wieder eine neunjährige Lernzeit am Gymnasium anzubieten. Das Konzept zur Weiterentwicklung des Gymnasiums setzt vor allem auf mehr Qualität und mehr Zeit durch die Möglichkeit einer individuellen Lernzeit.
Die Grundschule: Einschulung und Organisation des Unterrichts
In Bayern sind alle Kinder, die bis zum 30. September sechs Jahre alt werden, schulpflichtig. Eine vorzeitige Einschulung kann aber berücksichtigt werden. Die letzte Entscheidung über eine Aufnahme in die Schule liegt bei der Schulleitung. Grundsätzlich werden Kinder der Schule in ihrem Schulbezirk (Sprengelschule) zugeordnet. Der Unterricht in den ersten beiden Jahrgangsstufen kann je nach Lernstand in einem, zwei oder drei Jahren durchlaufen werden. Die Lernentwicklungsgespräche ersetzen die Halbjahreszeugnisse. Jahrgangsübergreifender Unterricht ist auch in den Klassen 3 und 4 möglich. Englisch wird ab der 3. Jahrgangsstufe mit zwei Wochenstunden unterrichtet.
Leistungsnachweise und Übertrittsregelungen
In der Grundschule werden in der Regel bis zur 2. Klasse keine Noten vergeben, sondern die Leistungen mit einer schriftlichen Bemerkung beschrieben. Noten werden erst ab dem Jahreszeugnis der 2. Klasse erteilt. Das Sozialverhalten sowie das Lern- und Arbeitsverhalten werden in allen Zeugnissen bewertet. In den Fächern Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht entscheiden die Leistungen in der 3. und 4. Klasse über die Versetzung. In der Jahrgangsstufe 2 finden Orientierungsarbeiten im Fach Deutsch (Rechtschreiben) statt. In der 3. Klasse führen alle Bundesländer die einheitliche Lernstandserhebung VERA 3 in Deutsch und Mathematik durch. Darüber hinaus nimmt Deutschland an internationalen Vergleichsstudien wie IGLU/PIRLS und TIMSS teil.
Bei Fragen zum Übertritt erhalten Eltern bereits in der 3. Klasse erste Informationen. Am Ende der Grundschulzeit erhalten die Kinder ein Übertrittszeugnis mit Schullaufbahnempfehlung. Die Gesamtdurchschnittsnote der Fächer Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht der 4. Klasse ist entscheidend. Eine Gymnasialempfehlung erfordert eine Durchschnittsnote von mindestens 2,33, für eine Realschulempfehlung mindestens 2,66. Kinder mit einem schlechteren Notendurchschnitt können am Probeunterricht teilnehmen, um den Wechsel auf das Gymnasium oder die Realschule dennoch zu ermöglichen.
Mit diesem Überblick über das Schulsystem in Bayern haben Sie nun eine solide Grundlage, um die Bildung in Bayern besser zu verstehen. Inklusion und der LehrplanPLUS sind zentrale Aspekte, die das bayerische Schulsystem prägen und die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler fördern.