Das Sehvermögen von Hunden: Ein Blick durch ihre Augen

Sehvermögen von Hunden

Unsere lieben Vierbeiner haben erstaunliche Sinnesorgane, und eines der Wunderwerke sind ihre Augen. Doch durch die verschiedenen Zuchtvarianten haben sich die Hunde in Bezug auf Kopfform, Augenposition und Netzhautstruktur vielfältig entwickelt. Das hat natürlich Auswirkungen auf ihr Sehvermögen. Außerdem sehen sie die Welt in anderen Farben und Schattierungen als wir Menschen. Werfen wir doch einmal einen genaueren Blick darauf!

Die Kopfform und ihre Auswirkungen auf das Sehvermögen

Die Kopfform unserer Hunde variiert stark aufgrund unterschiedlicher züchterischer Einflüsse. Die Position der Augen beeinflusst das Sichtfeld des Hundes. Bei uns Menschen liegen die Augen frontal, und wir haben ein Sichtfeld von 180 Grad. Bei Hunden gibt es rassenbedingte Unterschiede. Hunde mit langen Schnauzen haben ein Sichtfeld von bis zu 270 Grad, da sich ihre Augen seitlich befinden. Hunde mit kurzen Schnauzen hingegen haben Augen, die denen der Menschen ähneln, also ziemlich frontal positioniert sind. Deshalb haben sie nur ein Sichtfeld von bis zu 220 Grad. Die Schädelform beeinflusst auch das Sehen in der Nähe und in der Ferne. Hunde mit langen Schädeln können ihre Umgebung weitläufig wahrnehmen, doch leider bleibt dabei die Schärfe auf der Strecke. Sie sehen die Welt um sich herum eher unscharf. Hunde mit kurzen Schädeln, wie zum Beispiel Möpse, können hingegen besser in der Nähe sehen und können alles deutlich erkennen.

Das Sehvermögen von Hunden bei Dämmerung

Für das Sehen sind verschiedene Rezeptoren verantwortlich: Stäbchen und Zapfen. Die Anzahl der Stäbchen ist entscheidend für die Lichtempfindlichkeit. Im Vergleich zu Menschen haben Hunde viele Stäbchen. Daher können sie besonders gut in der Dämmerung sehen und kleinste Helligkeitsunterschiede in ihrer Umgebung erkennen. Wir Menschen können solche Unterschiede nur am Tag wahrnehmen. Je dunkler es wird, desto schwieriger wird es für uns, während unsere Fellnasen immer noch gut sehen können. Hunde haben außerdem den Vorteil des Tapetum lucidums, einer reflektierenden Schicht im Auge, die das Licht optimiert nutzt. Dadurch haben sie in der Dämmerung eine höhere Lichtausbeute. Das Tapetum lucidums lässt auch die Augen von Hunden im Dunkeln leuchten. Zusätzlich können Hunde ihre Pupillen stark erweitern, um mehr Licht einzufangen.

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Welche Farben können Hunde sehen?

Für Hunde ist das Erkennen von Farben nicht so wichtig wie für uns Menschen. Sie sind Meister in der Kontrastwahrnehmung und können verschiedene Helligkeitsstufen besser erkennen. Verantwortlich für das Farbensehen sind die Zapfen. Während Menschen drei unterschiedliche Zapfentypen haben, die für Rot, Grün und Blau empfänglich sind, haben Hunde nur zwei Zapfen, die für Blau und Gelb empfänglich sind. Daher sind sie im Farbsehen eingeschränkt, insbesondere was Rottöne und Grüntöne betrifft. Es ist ungefähr vergleichbar mit einer Rot-Grün-Schwäche bei Menschen.

Sind Farben im Alltag wichtig?

Da Hunde nur bestimmte Farbtöne erkennen können, fällt es ihnen manchmal schwer, Spielzeug oder andere farbige Objekte zu unterscheiden. Wenn wir beispielsweise ein rotes oder orangefarbenes Spielzeug auf eine grüne Wiese werfen, kann der Hund es kaum erkennen. Die Farbtöne sind aus seiner Sicht zu ähnlich. Während Menschen und der Markt für Hundespielzeug oft auf knallige Farben, Muster und Formen setzen, hat der Hund Schwierigkeiten damit. Er unterscheidet eher nach hell und dunkel oder nach Umrissen. Eine weitere Möglichkeit zur Orientierung ist sein ausgezeichneter Geruchssinn. Wenn der Hund jedoch Objekte mit den Augen finden soll, wären Spielzeuge in Blau, Violett oder Weiß ideal.

Nur was sich bewegt, wird erkannt

Hunde sind Meister darin, kleinste Bewegungen wahrzunehmen, im Gegensatz zu uns Menschen. Auch wenn unsere Augen Bewegungen gut sehen können, sind Hunde darin wesentlich besser. Sie reagieren auf Veränderungen von hell zu dunkel, selbst wenn diese minimal oder schnell aufeinander folgen. Unbewegte Objekte nehmen Hunde hingegen schlechter wahr. Steht ein Mensch zum Beispiel still und bewegt sich nicht, fällt es dem Hund schwerer, ihn zu erkennen. Besonders, wenn wir uns zum Beispiel im Wald in größerer Entfernung zwischen den Bäumen verstecken und stillhalten.

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Fazit

Das Sehvermögen unserer Hunde ist immer noch auf die Bedürfnisse ihrer Vorfahren, den Wölfen, ausgerichtet. Als dämmerungsaktive Jäger war es wichtig, ein großes Sichtfeld zu haben, um Beute aufspüren und verfolgen zu können. Außerdem mussten ungünstige Lichtverhältnisse optimal genutzt werden können, um fliehendes Wild gut sehen zu können. Das Sehen von Farben oder unbewegten Objekten war hingegen weniger wichtig. Daher finden sich heute noch viele Merkmale des Sehsinns der Wölfe bei Hunden. Trotz einiger Abweichungen durch Rassezucht bleibt das Sehvermögen von Hunden gut an die Jagd angepasst.

Kristina

Kristina Ziemer-Falke ist eine zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin. Sie verfügt über umfangreiches Fachwissen und Erfahrung auf dem Gebiet und ist durch verschiedene renommierte Institutionen zertifiziert. Zusammen mit ihrem Mann Jörg Ziemer betreibt sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie Hundetrainer in ganz Deutschland ausbildet. Darüber hinaus ist sie als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter bekannt.