Hast du dir jemals gewünscht, deinen Hund überallhin mitnehmen zu können, wo er sich entspannen und zur Ruhe kommen kann? Leider ist dies nicht bei den meisten Hunden von Natur aus gegeben, sondern muss erlernt werden. Einige Hunde sind von Natur aus ruhiger als andere, und wenn dein Hund schon als Welpe bei dir eingezogen ist, konntest du frühzeitig mit dem Training beginnen. Wenn dein Hund jedoch Schwierigkeiten hat, an anderen Orten zur Ruhe zu kommen, möchte ich dir heute das Deckentraining vorstellen, das auch bei meinem Hund Mira sehr erfolgreich ist. In diesem Beitrag werde ich dir erklären, was das Deckentraining genau ist und wie du es am besten anwendest.
Kann ich das Deckentraining bei jedem Hund anwenden?
Ja, grundsätzlich ist das Deckentraining für Hunde jeder Rasse und jedes Alters geeignet. Es ist sogar besonders hilfreich, früh damit zu beginnen, um Ruhe zu konditionieren. Allerdings ist das Deckentraining keine “ultimative Lösung” für jeden Hund und jedes unerwünschte Verhalten.
Du kannst das Deckentraining verwenden, um deinem Hund das geduldige Warten in bestimmten Situationen beizubringen – zum Beispiel beim Vorbereiten für einen Spaziergang, wenn du Besuch hast oder auch in einem Café oder Restaurant. Dies funktioniert jedoch nur, wenn das Erregungsniveau deines Hundes nicht zu hoch ist. Wenn das Erregungsniveau zu hoch ist, kann dein Hund nicht lernen. Es ist wie eine Lernblockade. In diesem Fall kann das Deckentraining nur unterstützend wirken.
Wenn dein Hund hyperaktiv oder reaktiv ist oder ein starkes Fehlverhalten zeigt, solltest du immer den Rat eines Tierverhaltenstherapeuten oder eines kompetenten Hundetrainers hinzuziehen.
Das Deckentraining ist auch eine gute Vorbereitung auf das Training zum Alleinebleiben.
Worauf sollte ich achten, bevor ich das Deckentraining beginne?
Natürlich kann ein ausgelasteter Hund besser entspannen. Am Anfang des Trainings ist es wichtig, darauf zu achten, dass dein Hund ausreichend Bewegung und geistige Auslastung hatte. Er sollte auch bereits seine Bedürfnisse erledigt haben. Denn stell dir vor, du bist noch voller Energie und sollst entspannt liegen bleiben? Du kannst dann selbst nur schwer ruhig sitzen bleiben – wie könntest du es dann von deinem Hund verlangen? Gleiches gilt für den Toilettengang: Hast du schon einmal dringend auf die Toilette gemusst, konntest aber nicht, weil du zum Beispiel im Stau gestanden hast?
Wie viel Bewegung und Auslastung notwendig sind, hängt von deinem Hund ab. Du solltest auch die Art der Auslastung berücksichtigen: Das Erregungsniveau sollte nicht zu stark steigen. Wenn dein Hund zum Beispiel ballverrückt ist, wäre das Ballwerfen eher kontraproduktiv. Du kannst deinen Hund auch geistig und körperlich auslasten, indem du die Spaziergänge interessanter gestaltest oder ihn im Alltag einbeziehst.
In jedem Fall sollte dein Hund nach der Auslastung zufrieden sein.
Wenn dein Hund seine Bedürfnisse erledigen konnte, wird euch das Training einfacher fallen. Dennoch solltest du ihn auch nicht zu sehr aufpushen, da es ihm dann noch schwerer fällt, zur Ruhe zu kommen.
Was benötige ich für das Training?
Für das Deckentraining benötigst du nur wenige Dinge:
- Eine Decke oder Matte, die du speziell für das Deckentraining verwendest
- Halsband oder Geschirr und Leine
- Ruhe, Geduld und Konsequenz
Natürlich kannst du deinem Hund auch ohne das Deckentraining Ruhe beibringen. Dennoch ist diese Methode eine große Hilfe, da du die Grenzen genau sehen und einhalten kannst und deinem Hund mit der Decke seinen eigenen Bereich gibst.
Und hier sei mal ganz klar gesagt: Du kannst Ruhe nicht erzwingen! Beim Deckentraining konditionierst du Ruhe durch eine räumliche Eingrenzung. Die Konditionierung erleichtert den meisten Hunden, Verantwortung abzugeben und zur Ruhe zu kommen.
Benötige ich Futter als Belohnung für das Ruhetraining?
Viele Trainer verwenden beim Deckentraining Futter als Belohnung, wenn der Hund artig auf seine Decke geht und dort bleibt. Ich persönlich sehe das kritisch. Das Ziel des Trainings ist nicht, dass der Hund einfach auf seinem Platz liegt, sondern dass er entspannt. Wenn du Futter als Belohnung verwendest, wird dein Hund darauf konditioniert: Gehe ich auf meinen Platz, bekomme ich einen Hundekeks. Du möchtest jedoch konditionieren, dass er auf diesem Platz ruhen und entspannen kann. Außerdem kann es dazu führen, dass dein Hund aufsteht und sich dann wieder hinlegt, da er dafür eine Belohnung bekommt. Das verfehlt jedoch das eigentliche Ziel.
Daher baue ich das Deckentraining komplett ohne Futter und Clickertraining auf. Ein Clicker bedeutet wiederum eine Belohnung.
Deckentraining – So baust du es richtig auf
Lege die ausgewählte Decke an einen ruhigen Ort im Zimmer, den du zum Trainingsbeginn ausgesucht hast. Achte darauf, dass dieser Ort strategisch ungünstig für deinen Hund liegt. Das bedeutet, dass dein Hund von dort aus nicht Eingänge und andere Personen kontrollieren kann. Das Training mitten im Flur anzufangen, ist eher ungünstig.
Leine deinen Hund an und führe ihn zur Decke. Du kannst auch das Wort “Decke” einführen. Jetzt ist Geduld gefragt, denn dein Hund soll sich selbstständig ablegen. Das kann je nach Hund dauern. Du kannst dich vor deinen Hund stellen und ihn anschauen, bis er sich hinlegt. Drehe dich dann von ihm ab.
Wenn dein Hund aufsteht, wiederhole den Vorgang. Das solltest du häufiger wiederholen, bis dein Hund sich zuverlässig hinlegt, wenn du ihn zur Decke führst. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Gib nicht auf, auch wenn es eine halbe Ewigkeit dauert! Einige Hunderassen sind besonders ausdauernd – das kann ich mit Mira bestätigen, Australian Shepherds hinterfragen gerne! Aber es lohnt sich wirklich, dranzubleiben.
Deckentraining erfordert viel Konsequenz, Geduld und Ruhe. Sei dir von Anfang an bewusst.
Beende das Training immer positiv, mit einem guten Ergebnis. Achte darauf, dass dein Hund die Decke nur nach deiner Freigabe verlässt!
Gibst du die Freigabe, dass dein Hund die Decke verlassen darf, sollte dies ruhig geschehen.
Die nächsten Schritte im Training
Jetzt kannst du dich nach und nach von deinem Hund entfernen. Gehe langsam vor. Wenn dein Hund aufsteht, gehe zu ihm zurück und führe ihn konsequent zurück zur Decke. Schicke ihn nicht aus der Ferne. Du kannst die Leine für eine Weile dranlassen, da du ihn so einfacher zurückführen kannst und er sich dir nicht entziehen kann.
Übrigens solltest du auch selbst entspannte Aufgaben wählen und nicht wild durch die Wohnung wirbeln.
Wenn du konsequent und geduldig bist, wird dein Hund die Grenze der Decke akzeptieren und beginnen, zu entspannen. Dann kannst du das Training erweitern. Dies dauert bei jedem Hund unterschiedlich lange, abhängig von Rasse und Charakter.
Reizlevel langsam steigern
Wenn das Training in der Wohnung gut funktioniert, kannst du die Ablenkungen steigern. Du kannst die Decke an einen anderen Ort legen, auch draußen im Garten. Später kannst du die Decke auch mit zu Freunden nehmen oder in ein Restaurant oder Café.
Wie lange sollte das Deckentraining dauern?
Es gibt keine feste Zeitvorgabe, wie lange das Deckentraining täglich dauern sollte oder wie oft du es anwenden solltest. Du solltest die Übung so lange fortsetzen, bis dein Hund abschaltet. Das kann lange dauern. Mit Abschalten meine ich nicht unbedingt, dass er schläft, sondern dass er nicht mehr aufsteht und diskutiert.
Setze dir also Ziele, die an deinen Hund angepasst sind. Wenn dein Hund oft aufsteht, wäre das erste Ziel, dass er alleine drei bis vier Sekunden liegen bleibt. Wenn dein Hund sich nicht hinlegt, wäre das Ablegen das erste Ziel.
Fazit Deckentraining
Das Deckentraining ist eine großartige Möglichkeit, deinem Hund Ruhe an bestimmten Orten zu erleichtern. Es ist zwar keine absolute Lösung, bietet jedoch viele Erfolgschancen. Mira kann inzwischen an jedem Ort innerhalb kürzester Zeit entspannen. Auch wenn andere Hunde zu Besuch sind, hilft die Decke dabei, Grenzen zu setzen und für Ruhe zu sorgen.
Ob das Training für dich und deinen Hund geeignet ist, kannst nur du entscheiden. Ich habe festgestellt, dass ein konsequentes Ruhetraining auch dabei hilft, andere Probleme zu lösen, da du deinen Hund durch Konsequenz und Führung überzeugen kannst, dass du die Situation im Griff hast. Dennoch solltest du immer daran denken, dass neben der Ruhe auch die Bedürfnisse deines Hundes erfüllt werden müssen – sei es geistige oder körperliche Auslastung. Sei auch mal albern und spiele und tobe mit deinem Hund. Das gehört zu einem guten Sozialverhalten dazu.
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