Dein froschgrüner VW-Bus mit Aufstelldach, Solarzelle und extra Einbau-Schiebefenstern steht fast das ganze Jahr über traurig in der Garage. Nicht nur die laufenden Kosten ärgern dich als Besitzer, auch die Vorstellung, dass das Fahrzeug nicht nachhaltig genutzt wird, finden viele schade. Warum also nicht anderen Camping-Begeisterten eine Freude machen und das eigene Fahrzeug privat vermieten? Doch wie funktioniert das am besten? Hier bekommst du Hilfe.
Verleihen oder vermieten?
Im Alltag werden die beiden Begriffe gerne vermischt, aus rechtlicher Sicht sind “verleihen” und “vermieten” aber nicht dasselbe. Sein Wohnmobil verleiht, wer beispielsweise einem Bekannten sein Fahrzeug überlässt, ohne dafür eine Bezahlung zu erhalten. Wer sein Wohnmobil verleihen möchte, kann dies deshalb problemlos jederzeit tun, ohne sich Gedanken über Gewerbeanmeldung und Versteuerung machen zu müssen (sehr wohl aber über die Versicherung!). Wer sein Wohnmobil aber vermieten will, bekommt dafür ein Entgelt und muss folglich auf einige Stolpersteine achtgeben.
Muss ich ein Gewerbe anmelden?
Auch wenn sich jeder, der mit dem Gedanken spielt, seinen eigenen Campingbus zu vermieten, an dieser Stelle eine einfache Ja- oder Nein-Angabe wünscht: Ob die Anmeldung eines Gewerbes sinnvoll ist oder nicht, lässt sich pauschal leider nicht beantworten. Das hängt von der individuellen Einkommenssituation des Vermietenden und den regionalen Regelungen ab. Grundsätzlich gilt laut Einkommenssteuergesetz §15 Absatz 2:
Eine selbständige nachhaltige Betätigung, die mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, unternommen wird und sich als Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr darstellt, ist Gewerbebetrieb, wenn die Betätigung weder als Ausübung von Land- und Forstwirtschaft noch als Ausübung eines freien Berufs noch als eine andere selbständige Arbeit anzusehen ist.
Die gute Nachricht ist also: Wird ein Wohnmobil in erster Linie privat genutzt und hin und wieder vermietet, um den Kauf zu refinanzieren, sind diese Kriterien in der Regel nicht erfüllt und eine Gewerbeanmeldung ist nicht notwendig. Dennoch müssen natürlich alle Einnahmen beim Finanzamt angegeben und entsprechend versteuert werden. Ab wann ein Gewerbeschein tatsächlich nötig ist, lässt sich über eine Anfrage beim zuständigen Amt herausfinden.
Wie muss ich meine Einnahmen versteuern?
Grundsätzlich muss beim Vermieten nur der erwirtschaftete Gewinn versteuert werden. Solange die Einnahmen laufende Kosten wie beispielweise für Versicherung oder Reparatur abdecken, sind sie nicht einkommenssteuerpflichtig. Wer kein Gewerbe anzumelden braucht, kann den Gewinn in der Steuererklärung gegebenenfalls als Einkünfte aus “sonstigen Leistungen” angeben. Diese sind bis zu 256 Euro im Jahr steuerfrei. Bei höheren Beträgen ist sinnvoll, einen Steuerberater zu befragen.
Welche Versicherung brauche ich?
Möchte man sein eigenes Reisemobil vermieten, reicht die vorhandene Fahrzeugversicherung normalerweise nicht aus (und in diesem Fall gilt das übrigens genauso fürs Verleihen!). Die naheliegendste Möglichkeit ist deshalb, die für diesen Zweck passende Selbstfahrer-Vermietversicherung abzuschließen. Diese deckt die meisten Risiken ab, hat jedoch den Nachteil, dass sie mit bis zu 2.500 Euro jährlich sehr teuer ist und sich deshalb nur lohnt, wenn man auch mit entsprechenden Mieteinnahmen rechnen kann. Diese zu erwirtschaften schafft nur, wer sein Wohnmobil sehr häufig (grob überschlagen mindestens 100 Tage im Jahr) vermietet. Zusätzlich ist die Selbstfahrer-Vermietversicherung auch mit Aufwand verbunden: Sie behält ihre Gültigkeit nur, solange das Fahrzeug einmal jährlich einer Hauptuntersuchung unterzogen wird.
Versicherungsalternativen finden sich auf verschiedenen Sharing-Portalen. Sharing-Portale sind Dienstleister, die Wohnmobilbesitzern bei der Vermietung ihres Fahrzeugs helfen – natürlich gegen Provision (meist zwischen 10 und 20 Prozent). Oft hat man hier aber die Möglichkeit, nach Tagen zu versichern, was den Vorteil bietet, dass Wohnmobilbesitzer ihre normale Versicherung behalten können – und diese steigt auch nicht, sollte während des Vermietens tatsächlich ein Schaden entstehen. Die Angebote der unterschiedlichen Portale bieten Vor- und Nachteile und je nach Wunsch diverse Zusatzoptionen. Bei der Wahl des passenden Sharing-Portals sollte man die Versicherungsoptionen deshalb auf jeden Fall genau unter die Lupe nehmen.
Lohnt sich die Vermietung?
Was Versicherungen nicht abdecken, ist der durch den häufigen Gebrauch zwangsläufig entstehende Verschleiß des Fahrzeugs wie abgefahrene Reifen oder abgenutzte Brems- oder Kupplungsbeläge. Zudem sinkt der Wert des Fahrzeugs, je mehr Kilometer damit gefahren werden und ein Wiederverkauf wird schwieriger. Das sollte man bei der Kalkulation des Mietpreises unbedingt im Hinterkopf behalten. Mit einer privaten Vermietung hohe Gewinne zu erzielen, ist eher schwierig. Deshalb lohnt sich die Vermietung vor allem für Menschen, die den Aufwand nicht scheuen, gerne mit Gleichgesinnten in Kontakt treten, anderen Leuten beim Camping eine Freude machen und dabei die eigenen laufenden Kosten ein wenig reduzieren möchten.
Welches ist das beste Sharing-Portal?
Wer sich für die Vermietung über ein Sharing-Portal entscheidet, hat die Qual der Wahl. Der momentan größte Anbieter in Deutschland ist PaulCamper. Hier werden etwa 9400 Fahrzeuge (Stand Juni 2021) zur Vermietung gelistet. Die meisten davon sind von privaten – und nicht gewerblichen – Anbietern eingestellt. Die Fahrzeuge lassen sich unkompliziert tageweise über ein von PaulCamper vorgeschlagenes Angebot der Allianz versichern. Zahlungen laufen über die Plattform. Das Portal versteht sich als Vermittler zwischen Mietenden und Vermietenden – durch einen Schaden entstandene Streitfälle zwischen beiden Parteien müssen entsprechend auch zwischen diesen geklärt werden. Für Vermieter bleibt also ein Risiko bestehen. Ein sympathisches Extra der Plattform sind allerdings die Community-Treffen. So kann man bestens Kontakte mit Gleichgesinnten knüpfen und sich über Camping austauschen.
Eine Alternative zu PaulCamper bietet Yescapa. Hier werden über 10.000 Fahrzeuge (Stand Juni 2021) zur Vermietung angeboten. Da Yescapa ein französisches Unternehmen ist, ist die Zahl der verfügbaren Camper in Deutschland geringer als beispielsweise beim Konkurrenten PaulCamper. Seit Ende 2020 gehört das vormals unabhängige Portal SHAREaCAMPER ebenfalls zu Yescapa. Man darf also davon ausgehen, dass die Plattform auch in Zukunft noch weiter wachsen wird. Ähnlich wie PaulCamper bietet Yescapa eine unkomplizierte, tageweise Versicherung an. Diese ist recht umfassend. Auch eine Option, den Versicherungsschutz auszuweiten, um den Selbstbehalt im Schadenfall auf ein Maximum von 250 Euro zu reduzieren, ist möglich. Die Zahlungen laufen wie bei PaulCamper über die Plattform. Viele der angebotenen Fahrzeuge sind individuell ausgebaut – für Mieter hat das den Vorteil, leicht den Camper mit dem gewissen Etwas zu finden.
Europaweit ist Campanda das größte Sharing-Portal mit über 26.000 (Stand Juni 2021) eingetragenen Fahrzeugen. Viele davon werden jedoch nicht in Deutschland angeboten oder sind gleichzeitig auf anderen Plattformen gelistet, sodass in der Praxis deutlich weniger verfügbar sind. Während PaulCamper und Yescapa hauptsächlich von privaten Vermietern genutzt werden, sind bei Campanda nur gewerbliche Mietanbieter aktiv. Wer über Campanda vermieten will, braucht deshalb auch eine Selbstfahrer-Vermietversicherung. Auch wegen der relativ hohen Provision lohnt sich das Portal deshalb nur, wenn man sehr viel und eventuell mehrere Fahrzeuge vermieten möchte. Weil die Anmeldung aber kostenlos und die Reichweite hoch ist, lohnt es sich dennoch, sein Fahrzeug einzustellen und damit sichtbar zu sein – auch wenn die tatsächliche Vermietung dann über PaulCamper oder Yescapa läuft.
Checkliste
- Schließe eine passende Versicherung ab.
- Vermiete nur an Personen, die mindestens 21 Jahre alt sind.
- Prüfe, ob dein Mietinteressent den passenden Führerschein besitzt (Wohnmobile unter 3,5t dürfen mit dem Führerschein Klasse B gefahren werden).
- Überprüfe auch die Personalien und fotografiere den Ausweis.
- Schließe einen Mietvertrag ab.
- Lass dir eine Kaution zahlen.
- Weise deine Mieter umfassend in die Fahrzeugfunktionen ein.
- Fülle ein Übergabeprotokoll und Rückgabeprotokoll aus und lass es unterschreiben.
- Gib deine Einnahmen beim Finanzamt an.
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