Sucht man nach den Wurzeln des Christentums, stößt man unweigerlich auf das Judentum. Auch der Gottesdienst der Kirche hat seinen Ursprung im Judentum, genauer gesagt in der Synagoge und im Tempel. In diesem Artikel werde ich einige Parallelen zwischen dem jüdischen Gottesdienst und dem christlichen Gottesdienst aufzeigen und dabei insbesondere auf die Synagoge in Frankfurt am Main eingehen.
Die Synagoge: Ein Ort des Lernens und der Versammlung
Die Synagoge, auch Beit Knesset genannt, ist seit langem ein Ort des Lernens und der Versammlung für die jüdische Gemeinde. Bereits zur Zeit Jesu war die Synagoge ein Zentrum des jüdischen Glaubens. Im Mittelalter gab es in der Synagoge sogar einen Lernraum, den sogenannten Cheder, in dem Kinder unterrichtet wurden. Heute wird die Synagoge nicht nur am Schabbat, sondern auch unter der Woche für das gemeinsame Lernen der Tora und des Talmuds genutzt.
Die Parallelen zum Tempelgottesdienst in der katholischen Kirche
Im Gegensatz zur Synagoge hat die katholische Kirche viele Elemente des Tempelgottesdienstes in ihre Gottesdienste übernommen. So findet man beispielsweise den Altar, an dem der Priester mit den Ministranten die Messe zelebriert. Die Zimbeln und Glöckchen, die im Tempel gespielt wurden, werden in der Kirche auf den Stufen vor dem Altar gespielt. Der Weihrauch erinnert an die Räucheropfer im Tempel und der Altar an die Tieropfer.
Die Rolle der Gemeinschaft im Judentum
Die jüdische Gemeinde ist nicht hierarchisch geordnet. Der Vorbeter, auch Chasan genannt, und der Rabbi sind gleichwertige Mitglieder der Gemeinde. Alle lernen gemeinsam die Tora und den Talmud und achten dabei auf ein ethisches Leben, das den Mitmenschen respektiert.
Die Synagoge in Frankfurt am Main: Ein Ort voller Parallelen
Die Synagoge in Frankfurt am Main wurde im Jahre 1911 im Jugendstil erbaut und zeigt maurische Elemente. Während der dunklen Zeit des Nationalsozialismus wurde sie dazu genutzt, Requisiten der Alten Oper Frankfurt zu lagern. Heute erinnert sie uns an die Parallelen zwischen dem jüdischen Gottesdienst und dem Tempel, wie sie in der Synagoge vorhanden sind. Bilder der Synagoge können Sie unten finden.
Waschbecken mit Sefel – Becher
Mit dem 13. Geburtstag ist ein Junge Bar Mizwa
Toraschrein im großen Gebetsraum
Bildnis der Bundeslade an der Bima im kleinen Stibel
Die Synagoge in Frankfurt am Main beherbergt einen Toraschrein, der das Heiligste für jeden Juden darstellt. Ähnlich wie in der Bundeslade im Tempel werden hier die Torarollen aufbewahrt. Die Tora selbst ist das Heiligste für jeden Juden, da sie die Offenbarung Gottes darstellt. Sie begleitet die Juden seit vielen Generationen und hat in schwierigen Zeiten Trost gespendet.
Die Bedeutung der Alija und der Toralesung
Ein besonderer Moment in der Synagoge ist die Tora-Aushebung. In einer feierlichen Prozession wird die Tora aus dem Schrank genommen und zur Bima, dem Lesepult in der Mitte des Raums, getragen. Die Lesung der Tora ist am Schabbat auf sieben Abschnitte aufgeteilt, für die jeweils ein Mitglied der Gemeinde aufgerufen wird. Dieser erhält eine Alija, eine besondere Ehre, und spricht Segensworte. Anschließend wird die Tora von der Gemeinde hochgehalten und gesungen: “Dies ist die Lehre, die Mosche vor die Kinder Israel gelegt am Befehl Gottes durch Mosche. Ein Baum des Lebens ist sie, denen, die an ihr festhalten, wer sie ergreift, ist glücklich.” Auch in der katholischen Kirche gibt es eine Lesung aus der Bibel, die gemeinsam mit einer Predigt den Gottesdienst bereichert.
Gemeinschaft und Gebet in der Synagoge
Die Synagoge dient nicht nur dem Gottesdienst, sondern auch der Gemeinschaft. Hier treffen sich die Gläubigen nicht nur am Schabbat, sondern auch unter der Woche zum Gebet und zum Studium der Tora. Die Glocken und Instrumente, die im Tempel gespielt wurden, sind in der Synagoge nicht zu hören, da sie aus Trauer über die Zerstörung des Tempels nicht mehr verwendet werden.
Die Synagoge in Frankfurt am Main ist ein Ort voller Parallelen zum jüdischen Gottesdienst und zum Tempel. Hier finden wir die Torarollen, den Toraschrein, die Bima und vieles mehr. Es ist ein Ort des Lernens, der Versammlung und des Gebets. Egal ob jüdischer oder christlicher Gottesdienst, beide haben ihre Wurzeln im Judentum und sind Ausdruck des Glaubens und der Gemeinschaft.
Die Synagoge in Frankfurt am Main ist ein Ort der Begegnung von Judentum und Christentum. Trotz ihrer Unterschiede zeigen sie uns die gemeinsamen Wurzeln und die Schönheit des Glaubens. Möge dieser Artikel dazu beitragen, diese Gemeinsamkeiten zu erkennen und zu schätzen.