Für viele von uns ist es eine schmerzhafte Erfahrung, wenn unsere geliebten Haustiere von uns gehen. Der Verlust eines tierischen Familienmitglieds ist oft der erste schmerzhafte Abschied, den wir erleben. Durch sie haben wir gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Mitgefühl zu zeigen und bedingungslose Liebe zu geben. Wenn sie uns verlassen, verlieren wir ein Stück unserer eigenen Kindheit. Hier erzählen einige Autoren von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Tod ihrer Tiere:
Jannis Hartmann (16 Jahre) aus Blumenthal
Es war vor zwei Jahren in einer kalten Februarnacht, als ich mit meinem Kaninchen auf dem Arm im Keller saß und mir klar wurde, dass dies wohl das letzte Mal sein würde. Ein halbes Jahr lang habe ich gemeinsam mit meinem Kaninchen gegen den Lungenkrebs gekämpft. Doch nun schien der Kampf verloren zu sein. Mein Kaninchen konnte nicht mehr fressen und jeden Morgen stand ich mit der Ungewissheit auf, ob es mir noch entgegenhoppeln würde. In dieser Nacht legte ich mich neben mein Kaninchen und versuchte zu schlafen. Doch die Zeit verging wie in Zeitlupe. Gegen vier Uhr morgens starb mein vier Jahre alter Freund in meinen Armen. Es war einerseits das Ende einer qualvollen Zeit, aber auch das Ende eines Traums und einer Zeit, die mich mit Freude erfüllte, weil ich mich um jemanden kümmern konnte, der mir ans Herz gewachsen war.
Miriam Unger
Ich lege meine Stirn an meine sterbende Katze, wie ich es oft in den 18 Jahren gemacht habe, in denen sie bei uns war. Ich bin in diesem Moment 21 Jahre alt, wohne nicht mehr bei meinen Eltern und verdiene mein eigenes Geld. Eigentlich bin ich erwachsen, aber in diesem Moment fühle ich mich wie ein kleines Kind, das nichts begreift. Meine Katze stirbt und muss sterben, weil sie leidet, alt und krank ist. Aber bis zum Schluss hoffe ich, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt. Es gibt nichts und niemanden, der mich trösten könnte. Ich blicke auf das struppige, graue Fellbündel, das so leise und leidend vor mir liegt, und denke an die 18 Jahre, die wir zusammen hatten. Es sind Erinnerungen, die mir das Gefühl geben, dass wir unzertrennlich waren.
Nils Homann (20 Jahre) aus Lahausen
Rudi war ein echter Draufgänger. Er hat jeden anderen Hund angebellt, auch wenn sie viel größer waren als er. Er kannte keine Angst. Rudi war ein eigensinniger Charakter. Er hat fast nie auf Befehle gehört, er hatte einfach keine Lust dazu. Meine Eltern haben ihn zwei Jahre vor meiner Geburt gekauft. Ein schwarzer Cairn-Terrier. Ich bin praktisch mit ihm aufgewachsen. Rudi war nie ein Hund zum Kuscheln, aber er hat sich gefreut, wenn ich nach Hause kam. Es war schwer für mich, als er mit zunehmendem Alter immer schwächer wurde. Rudi wäre fast 18 Jahre alt geworden. Aber mit der Zeit wurde er immer schlapper und entwickelte Inkontinenz. In seinen letzten Tagen hatte er oft Kreislaufprobleme und kippte einfach um. Schließlich fuhren wir zum Tierarzt. Dort wurde festgestellt, dass Rudi auch Probleme mit der Lunge hatte. Es blieb uns keine andere Wahl, als ihn gehen zu lassen. Es war schwer für mich, denn nach so vielen Jahren war er ein vollwertiges Familienmitglied geworden. Wir haben Rudi im Garten begraben. Meine Mutter pflanzt immer noch regelmäßig neue Blumen auf sein Grab.
Mareike Hahn
Schluchzend frage ich mich, weint meine Mama? Ja, sie weint. Mein Herz zieht sich zusammen. Ist etwas passiert? Ein Unfall? Ein tödlicher Unfall? Nach endlosen Sekunden der Ungewissheit sagt sie ins Telefon: “Graf ist tot”. Kurz bin ich erleichtert. Zum Glück handelte es sich nicht um einen Menschen. Doch dann weicht die Erleichterung der Ungläubigkeit. Graf ist tot? Er wird mich nie wieder wiehernd begrüßen? Klar, er war alt und baut langsam ab. Aber dass er nun eingeschläfert werden musste, weil er nicht mehr aufstehen konnte… Etwas später halte ich das Telefon in der Hand und weine.
Julia Telis (18 Jahre) aus Bassum
In meiner “Ich-liebe-Orlando-Bloom”-Phase nannte ich meinen neuen Wellensittich natürlich auch “Orlando”. Und “Orlando” war ein ganz besonderes Tier! Sehr schön, sehr aufgeweckt, sehr zutraulich und vor allem sehr dominant. Er war der Boss im Haus. Er setzte sich einfach auf den Tisch und aß und trank alles, was er bekommen konnte. Aber er sorgte auch für viel Chaos – er knabberte an meinem Schmuck, jagte uns durch das ganze Haus… Wir hatten immer viel Spaß zusammen. Doch “Orlando” mochte es nicht, in seinem Käfig zu sein. Er suchte immer nach Wegen, auszubrechen. Eines Tages stellten wir den Käfig kurz auf den Balkon – und weg war er. Ich bin sofort mit dem Fahrrad losgefahren und habe ihn überall gesucht. Für einen Wellensittich, der aus einer Zucht kommt und immer nur im Haus gelebt hat, ist die Freiheit das Todesurteil. Ich habe “Orlando” jeden Tag vermisst und lange um ihn getrauert. Als Trost habe ich mir einen anderen Wellensittich geholt, aber er war nicht so lebhaft und unterhaltsam wie “Orlando”. Er saß nur im Käfig und langweilte sich. Naja, er war halt nicht “Orlando”…
Tobias Kortas (20 Jahre) aus Syke
Das Haustier, dessen Tod mich am meisten getroffen hat, war ein blauer Wellensittich namens “Blue Tiger”. Der Vogel war einzigartig für mich, weil er viele Fähigkeiten hatte und sich von anderen Tieren unterschied. Er konnte viele Wörter sprechen und war in seinem Verhalten sehr eigenwillig. Er setzte sich auf Weingläser und trank daraus, er krabbelte in jede Chipstüte und hatte die unterschiedlichsten Tricks drauf, um zu bekommen, was er wollte. Oft flog er ins Badezimmer, um an den Pflanzen zu knabbern. Und er wusste, dass er das nicht durfte, deshalb schlich er sich ganz leise über den Flur. An dem Tag, als er starb, wollte “Blue Tiger” nicht mehr aus seinem Käfig. Normalerweise war es immer eine echte Herausforderung, ihn reinzubekommen. Nach seinem Tod machte ich mir Vorwürfe, dass ich nicht bei ihm war, als er starb. Mich erschütterte vor allem die Tatsache, dass er erst zweieinhalb Jahre alt war. Aber in dieser kurzen Zeit hatte meine ganze Familie seine amüsante und hinterlistige Art ins Herz geschlossen. Wir werden vieles, was er getan hat, niemals vergessen können. Seit viereinhalb Jahren haben wir einen neuen Vogel namens “Franky”. Natürlich kann er “Blue Tiger” nicht ersetzen, aber er ist auf seine eigene Art wertvoll.
Birte Cordes-Momot
Ich hatte immer den Wunsch nach einem Haustier, den ich bei jeder Gelegenheit verkündete. Mein Favorit war ein Schimpanse, der in einer Nische meines Zimmers Platz finden sollte. Stattdessen bekam ich einen Hamster. Dieser Hamster war zufällig da, weil mein älterer Bruder ein Meerschweinchen bekam und meine Eltern sicherstellen wollten, dass ich nicht leer ausgehe. Meiner Liebe zu “Flauschi” hat das keinen Abbruch getan. Als Kind bedeutete dieses Tier mir die Welt. “Flauschi” wurde von mir gepflegt, umsorgt und jeden Tag vor der Schule zum Kuscheln aus dem Käfig genommen. Eines Morgens jedoch war “Flauschi” nicht mehr flauschig und kuschelig. Er hing schlaff zwischen meinen Fingern und bewegte sich nicht mehr. Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, was passiert war. Ich starrte dieses leblose Wesen an und fing an zu schreien. Der Schrei war so laut, dass meine Mutter panisch nach oben rannte. “Ach, dein Hamster – ich dachte schon…” “MEIN HAMSTER!!!” Es war eine schwere Zeit, in der ich immer wieder hoffte, dass er in seinem Käfig auf mich wartet, wenn ich mein Zimmer betrete.
Es sind Geschichten wie diese, die uns daran erinnern, wie sehr Haustiere unser Leben bereichern und wie tief der Verlust sein kann, wenn sie von uns gehen. Mögen unsere geliebten Tierfreunde in Frieden ruhen und immer in unseren Herzen weiterleben.