Der aufregende Weg des Sachbearbeiters

Der aufregende Weg des Sachbearbeiters

Sachbearbeiter – ein Titel, der oft unterschätzt wird. Ist es nicht in der Regel der Teamleiter, von dem wir sprechen? Die wenigsten MBBler steigen direkt mit 100 Mitarbeitern in ein Unternehmen ein. Natürlich wird es Ausnahmen geben, aber in anderen Threads liest man oft von Sätzen wie “Der Standardweg ist 2 Jahre MBB => MBA/Promotion => 2 weitere Jahre MBB => Exit in die Industrie”.

Mit dieser Vorerfahrung ist eine Stelle als Teamleiter wohl der realistischste Ausweg. Ein Fachwissen wird möglicherweise nicht von einem Dax-Vorstand erwartet, aber definitiv von einem Teamleiter eines 10-köpfigen Teams. Es ist klar, dass dort viel Fachwissen gefragt ist! Wahrscheinlich sogar mehr als auf jeder anderen Position im Unternehmen. Die Mitarbeiter werden schnell merken, wenn der neue Chef nicht über das erforderliche Wissen verfügt. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass jeder Sachbearbeiter ein Experte auf seinem Gebiet ist und vernünftige Entscheidungen treffen kann. Viele sind junge Berufseinsteiger oder Azubis, die sich hilfesuchend an ihre Vorgesetzten wenden. Andere hingegen sind älter, haben zwar das Fachwissen, aber nicht die Fähigkeit, Entscheidungsgrundlagen vernünftig aufzubereiten. Diese Menschen haben möglicherweise niemals gelernt, wie man PowerPoint, Excel, Mathematik usw. richtig anwendet. Wieder andere haben nicht das Selbstbewusstsein oder die Ambition, mehr zu tun als das, was in ihrer Stellenbeschreibung steht. Es gibt auch Top-Sachbearbeiter mit viel Erfahrung, über den Tellerrand hinausschauend und vielem mehr. Diese Menschen möchten nicht bei jeder Kleinigkeit an der Hand genommen werden. Im Gegenteil, sie sind frustriert, wenn ihnen alles vorgekaut wird. Diese Leute sind jedoch nur eine kleine Teilmenge der Sachbearbeiter, je nach Abteilung und Konzern. Andere wünschen sich starke Führung und möchten nichts anderes tun, als ihre gewohnten Aufgaben abzuarbeiten. Sie möchten, dass der Chef entscheidet, schließlich wird er dafür bezahlt.

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Das erforderliche Fachwissen nimmt natürlich mit zunehmender Position in der Konzernstruktur ab. Jemand, der 10 Jahre bei MBB war, einen Top-MBA gemacht hat, bereits Führungserfahrung hat und detaillierte Einblicke in die Entwicklung einer Branche über 10 Jahre hinweg gewonnen hat, kann sicherlich gute Arbeit leisten – daran zweifle ich nicht. Es wird auch unter den typischen “Paar Jahre MBB und dann ab in die Industrie in einer niedrigen Führungsposition”-Leuten solche geben, die sich ihrer Schwächen bewusst sind und sich nach dem Ausstieg stark bemühen, das erforderliche Fachwissen anzueignen. In 2 bis 3 Jahren können sie mit viel Hilfe der “niedrigeren” Sachbearbeiter zu guten Chefs heranwachsen. Einige von ihnen können sogar zu sehr guten Chefs werden, die vom “über den Tellerrand”-Wissen profitieren.

Der typische MBBler, der nach wenigen Jahren Erfahrung mit einer arroganten Haltung die neue Position antritt, wird jedoch immer ein schlechter Chef sein und dies auch nur eine gewisse Zeit lang verheimlichen können. Ihm wird das benötigte Wissen fehlen und die Mitarbeiter unter ihm – die lästigen Low-Performer – werden ihn hassen. Sie werden keinen Finger mehr krumm machen als nötig für diesen Chef und ihm sicherlich nicht dabei helfen, das fehlende Fachwissen aufzuholen.

Übrigens: In unserem Konzern (mehr als 70.000 Mitarbeiter) kenne ich keine einzige Führungskraft mit MBB-Erfahrung. Falls die höheren Ebenen solche Erfahrungen haben (ich habe ihre Lebensläufe nicht nachgeforscht), spielen sie definitiv keine große Rolle.

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