Jeder kennt und liebt ihn – den Jogginganzug. Er verkörpert Gemütlichkeit, Bewegungsfreiheit und das Gefühl von Zuhause. Der Stoff, der ihn in der Regel ausmacht, Sweatshirtstoff, hat mittlerweile auch in anderen Bereichen der Modeindustrie Einzug gehalten. Warum also nicht absoluten Komfort mit dekorativen Elementen kombinieren?
Die Geschichte des Sweatshirtstoffs
Ursprünglich wurde der Sweatshirtstoff in den 1920er Jahren in den USA entwickelt. Sportler trugen ihn während des Aufwärmtrainings, um Muskelverhärtungen zu vermeiden und nicht auszukühlen. Bald darauf eroberte der Stoff auch die Welt der Studenten, die mit den Emblemen ihrer Colleges ihre Zugehörigkeit zeigten. In den 70er Jahren schaffte es der Sweatshirtstoff sogar auf den Laufsteg. Verziert mit aufwendigen Stickereien oder Prints verlor er seinen sportlichen Charakter und wurde sehr schick. Der Sweatshirtstoff ist also schon lange kein reines “Schweißhemd” mehr und heute unverzichtbar in modernen Kleiderschränken und an unzähligen Nähmaschinen.
Ideal für Anfänger
Sweatshirtstoff ist das ideale Material für Näh-Anfänger. Die Kanten rollen sich kaum ein und der Stoff wellt sich nicht, solange man ihn nicht dehnt. So entsteht im Handumdrehen ein schöner Basic-Hoody oder die erste Lieblingshose. Und wenn das Ergebnis nicht perfekt ist, stört es zu Hause niemanden.
Eigenschaften des Sweatshirtstoffs
Der klassische Sweatshirtstoff ist ein leicht dehnbarer Strickstoff aus Baumwolle, bei dem ein zusätzlicher Futterfaden eingearbeitet wird. Auf der linken Seite bildet dieser Futterfaden Schlaufen, die im Veredelungsprozess aufgeraut und durchtrennt werden. Dadurch erhält die linke Stoffseite eine voluminöse und flauschige Oberflächenstruktur. Der Stoff ist wärmend und atmungsaktiv, da Baumwolle Feuchtigkeit gut aufnimmt. Je länger die Schlaufen sind, desto weicher wird der Stoff. Meist enthält Sweatshirtstoff auch einen Anteil Elasthan, der die Elastizität und Formstabilität erhöht. Ein höherer Baumwollanteil sorgt für eine höhere Atmungsaktivität.
Hier sind einige Beispiele für Mischverhältnisse bei Sweatshirtstoff:
- 95 % Baumwolle, 5 % Elasthan
- 44 % Baumwolle, 56 % Polyester
Was kann man aus Sweatshirtstoff nähen?
Im Vergleich zu Jersey ist Sweatshirtstoff weniger elastisch und fällt schwerer. Daher eignet er sich hervorragend für locker sitzende Kleidung, aber auch für Wohnaccessoires wie Kissen, Decken und Kinderspielzeug. Mit Sweatshirtstoff kann man auch kreativ bestempeln und mit Plotterfolie experimentieren. Ein kleiner Nachteil ist, dass sich die flauschige Innenschicht nach längerem Gebrauch verhärten kann und der Stoff dadurch an Wärme verliert.
Sommersweat / French Terry
Sommersweat ist, wie der Name schon vermuten lässt, weniger wärmend als der klassische Sweatshirtstoff. Dies liegt an der flach anliegenden Schlaufenstruktur auf der linken Stoffseite, bei der die Schlaufen nicht aufgetrennt werden und keine wärmeisolierenden Luftpolster entstehen. Sommersweat ist genauso atmungsaktiv wie sein wärmerer Bruder, fühlt sich aber insgesamt feiner und leichter an. Im Vergleich zu Jersey ist er stabiler und formbeständiger, was ihn zu einem vorteilhaften Material macht. Wenn du mit Jerseystoff nicht gut klarkommst, ist Sommersweat die richtige Wahl.
Der Begriff “French Terry” wird oft im Zusammenhang mit Sweatstoff verwendet. Im Englischen bezeichnet er den angerauten Sweatstoff als “French Terry brushed” und den leichteren Sommersweat einfach als “French Terry”.
Was kann man aus Sommersweat / French Terry nähen?
Sommersweat eignet sich gut für Shirts, Cardigans, Kinderhosen, Jogginghosen, Kleider, lässige Blazer, als Futter für Mäntel und auch für Heimtextilien.
Kuschelsweat / Alpenfleece
Der Kuschelsweat, auch als Alpenfleece bekannt, ist ein schwerer Doubleface-Stoff, der aus zwei Schichten besteht. Eine Seite ist glatter Sweatshirtstoff, die andere Seite besteht aus kuscheligem (Mikro)Fleece. Der Alpenfleece ist leicht elastisch, anschmiegsam und besonders wärmeisolierend. Gleichzeitig leitet das Fleece Feuchtigkeit vom Körper weg, wodurch er sich auch für Outdoor-Aktivitäten eignet. Das Besondere am Alpenfleece ist, dass die beiden Seiten unterschiedlich aussehen können, sodass die Frage nach einem Futterstoff entfällt.
Was kann man aus Kuschelsweat / Alpenfleece nähen?
Aus Alpenfleece lassen sich dicke Westen, Hoodies, Sweatshirts, Loops, Schals, Mützen, Decken, Muffs und Sofadecken herstellen.
Verarbeitungstipps
Bei allen Arten von Sweatshirtstoff solltest du zum Nähen eine Jerseynadel verwenden, da ihr abgerundeter Nadelkopf sich zwischen den Maschen bewegt, während eine spitze Universalnadel den Stoff beschädigen kann und entlang der Nähte Löcher verursachen könnte. Wähle außerdem einen elastischen Stich, um die Dehnbarkeit des Stoffs zu erhalten. Sweatshirtstoffe rollen sich zwar nicht so stark ein, aber beim Übertragen des Schnittmusters können sie leicht verrutschen. Eine rutschfeste Unterlage erleichtert das Arbeiten. Eine scharfe Schere oder ein Rollenschneider sind aufgrund der Stärke des Alpenfleeces besonders zu empfehlen.
Kombination mit anderen Stoffarten
Für den besten Tragekomfort sollten die kombinierten Stoffe ähnliche Eigenschaften aufweisen, insbesondere hinsichtlich Elastizität und Gewicht pro laufendem Meter. Wenn diese Werte übereinstimmen oder nah beieinander liegen, erhält man die besten Ergebnisse. Der Name des Stoffs ist hierbei nicht ausschlaggebend.
Fazit
Sweatshirtstoff ist ein äußerst vielseitiges Material, das sich leicht verarbeiten lässt und auch für Anfänger geeignet ist. Durch die verschiedenen Stärken kann man Kleidung für jede Jahreszeit, kuschelige Spielfreunde und Wohnaccessoires daraus herstellen. Mit der großen Auswahl an Farben und Designs fällt die Entscheidung oft schwer. Also, fühlst du dich nun kuschelig? Ran an den Sweatshirtstoff!