Du kennst das sicherlich: Der Schmerz ist konstant und lässt dich nicht los. Chronische Schmerzen können genauso hartnäckig sein wie ein Ohrwurm. Du hast schon Ibuprofen probiert, aber nichts scheint zu helfen. Doch trifft das auch auf Hunde zu? Tierärzte verschreiben oft Gabapentin und andere zentral wirkende Schmerzmittel bei sogenannten “chronischen Schmerzpatienten”. Besonders bei Arthrose ist der Einsatz von Gabapentin beliebt, aber absolut falsch und liefert nicht die gewünschten Ergebnisse in der Schmerztherapie. Gabapentin wirkt bei neuropathischen Schmerzen, aber Arthrose ist kein neuropathischer Schmerz. Stattdessen sollte das Ziel der Schmerztherapie sein, dass der Hund ruhiger wird. Dieser falsche Einsatz kann jedoch zu fatalen Folgen führen, wie das folgende Beispiel zeigt.
Akuter Schmerz
Akuter Schmerz ist uns allen bekannt. Wenn du deinen Kopf anstoßt oder deinen Finger einklemmst, tut das höllisch weh. Gleiches gilt für Hunde. Wenn ein anderer Hund gegen sieren rennt, kann es zu Verletzungen kommen und der Hund humpelt. Das ist ein akuter Schmerz, der mit der richtigen Therapie schnell wieder verschwindet.
Chronischer Schmerz
Chronischer Schmerz ist definiert als Schmerz, der mindestens sechs Monate lang anhält. Beim Hund kann dies auch auf den Zeitraum von 3-6 Monaten bezogen werden.
Chronifizierter Schmerz
Chronifizierter Schmerz ist ein chronischer Schmerz mit Auswirkungen auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene. Beim Hund äußert sich das beispielsweise in einer geänderten Bewegung. Eine Bandscheibe oder ein Übergangswirbel beeinflussen die Bewegung des Hundes und führen zu Überlastungen im Bewegungsapparat.
Das Schmerzgedächtnis
Das Schmerzgedächtnis bezieht sich auf zentralnervöse Reaktionen auf Schmerzreize. Dies sind Reaktionen im Gehirn, die auch dann auftreten können, wenn die Schmerzreize nicht mehr vorhanden sind. Das bedeutet, dass der Schmerz weiterhin im Gehirn wahrgenommen wird, selbst wenn die peripheren Reize verschwunden sind.
Neuropathischer Schmerz
Beim neuropathischen Schmerz handelt es sich um eine Funktionsstörung oder pathologische Veränderung eines oder mehrerer Nerven. Ein gutes Beispiel beim Hund sind Bandscheibenprobleme mit einer Nervenwurzelerkrankung.
Arthrose und Arthroseschmerz
Arthrose ist ein degenerativer Prozess der Gelenke. Es handelt sich um einen mechanischen und entzündlichen Prozess mit deutlichen Einschränkungen der Funktion. Die Schmerzen bei Arthrose treten vor allem beim Bewegen oder längeren Belastungen auf.
Ein Beispiel aus der Praxis
Ein 8-jähriger Windhund wurde mit Gabapentin behandelt und entwickelte daraufhin eine Tetraparese. Untersuchungen konnten keinen eindeutigen Grund für diesen Vorfall finden. Durch eine funktionelle orthopädische Untersuchung und Behandlung konnte der Hund erfolgreich behandelt werden. Es stellte sich heraus, dass die Veränderungen der Halswirbelsäule eine klinische Relevanz hatten.
Die Konsequenzen der Gabapentin-Therapie
Die Geschichte des Windhunds zeigt, dass Tierärzte oft sofort Gabapentin verschreiben, wenn neurologische Probleme auftreten. Der Einsatz von Gabapentin sollte jedoch wohlüberlegt sein, da es nicht bei allen Rassen gleich gut verträglich ist. Vor allem bei Windhunden sollte der Einsatz von Gabapentin gut überlegt werden. Die positiven therapeutischen Erfolge müssen gegen die potenziellen Nebenwirkungen abgewogen werden.
Fazit
Der Einsatz von Gabapentin bei Arthrose ist nicht sinnvoll, da es sich nicht um neuropathische Schmerzen handelt. Die Therapie mit Gabapentin hat keine Auswirkungen auf den Schmerz, sondern nur auf die Sedierung des Hundes, was zu einer verringerten Aktivität führt. Die Frage ist, ob dies das Ziel der Therapie sein sollte. Es ist wichtig, die Arthrose als mechanisch-entzündlichen Schmerzprozess zu verstehen und entsprechend zu diagnostizieren und zu behandeln.
Die Behandlung chronischer Schmerzen bei Hunden erfordert ein differenziertes Vorgehen. Es ist ratsam, sich von einem erfahrenen Tierarzt beraten zu lassen und alternative Therapieoptionen zu prüfen. Nur so kann der Hund langfristig von seinen Schmerzen befreit werden.
Dieser Artikel ist ein Plädoyer für eine verantwortungsvolle Schmerztherapie bei Hunden. Die Gesundheit und das Wohlergehen unserer treuen Begleiter sollten immer an erster Stelle stehen.