Zynismus war einst die Weltanschauung der antiken Kyniker, einer bedeutenden philosophischen Strömung der Vergangenheit. Doch heute hat der Begriff eine andere Bedeutung angenommen. Wer zynisch ist, zeigt sich äußerst spöttisch und verletzt mit seinen Gedanken und Äußerungen seine Mitmenschen, indem er ihre moralischen Werte und gesellschaftlichen Konventionen missachtet oder sogar verspottet. Der Zynismus basiert auf radikaler Skepsis und hat die Absicht, die Werte und Wahrheiten anderer rücksichtslos herabzusetzen. Obwohl Zynismus mit Ironie und Sarkasmus verwandt ist, gibt es dennoch Unterschiede.
Der Ursprung des Begriffs
Der Begriff “Zynismus” stammt vom lateinischen Wort “Cynicus” ab, das wiederum auf das griechische Wort “Kynikós” zurückgeht. Dieses Wort bezeichnete einen kynischen Philosophen und lässt sich etwa mit “Hündischkeit” übersetzen. Diese Übersetzung lässt die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs erkennen, die auf die Lehren der antiken Kyniker anspielt.
Die kynische Philosophie zeichnete sich vor allem durch ethische Skepsis und Bedürfnislosigkeit aus. Da die Lehren dieser Philosophie nur fragmentarisch überliefert sind und die meisten Quellen aus zweiter oder dritter Hand stammen, ist eine genaue Definition schwierig. In der Neuzeit wird der Begriff oft mit anderen philosophischen Strömungen, besonders der stoischen Philosophie, verwechselt. Dennoch streben die Kyniker nach Bedürfnislosigkeit und Natürlichkeit und lehnen gesellschaftlich und kulturell begründete Werte wie Scham, Nacktheit und Besitz als unnötige Regeln ab.
Zynismus in der heutigen Sprachgebrauch
Der Begriff “Zynismus” hat im Laufe der Zeit eine negative Bedeutungsentwicklung erfahren. Heutzutage geht es darum, dass der Zyniker die Werte und Normen der Gesellschaft missachtet und verspottet, aber dabei äußerst spöttisch und verachtend gegenüber seinen Mitmenschen auftritt. Dabei handelt es sich nicht um einzelne Äußerungen, sondern um eine umfassende Weltanschauung. Ein Beispiel hierfür wäre:
Zyniker: “Das Land hat mit einer wachsenden Anzahl von Rentnern zu kämpfen, da es immer mehr ältere Menschen und immer weniger junge Menschen gibt, die ihre Rente finanzieren können. Man könnte das Problem in den Griff bekommen, indem man den älteren Menschen die medizinische Versorgung verweigert, um die Sterblichkeitsrate zu reduzieren und die ältere Generation in Schach zu halten. Das würde unsere Generation entlasten.”
Das obige Beispiel verdeutlicht eine zynische Weltanschauung. Der Zyniker äußert radikale Ansichten und missachtet die grundlegende Vorstellung, dass das Leben wertvoll ist. Er verletzt auch klar seine Mitmenschen, in diesem Fall die ältere Generation, indem er sie als Last für die heutige Generation brandmarkt.
Es wird jedoch klar, dass Zynismus in der Regel nicht in einer einzelnen Äußerung funktioniert, sondern immer im Zusammenhang mit der Weltanschauung einer Person oder einer längeren Ausführung betrachtet werden muss. Der Empfänger einer Äußerung kann Zynismus nur erkennen, wenn er über das nötige Hintergrundwissen verfügt, um die Ansichten des Sprechers zu verstehen, oder wenn die Aussage in einen erklärenden Kontext eingebettet ist. Ein weiteres Beispiel:
Zyniker: “Wenn ich mir anschaue, wie es um Afrika steht, scheinen die klaren Regeln und Strukturen der Sklaverei nicht das Schlechteste gewesen zu sein. Immerhin kam dadurch Fortschritt zustande.”
Auch in diesem Beispiel lehnt der Zyniker die gesellschaftlichen Werte und Moralvorstellungen ab, indem er in seiner Äußerung rassistisch, spöttisch und verletzend zum Ausdruck bringt, wie er die Entwicklung Afrikas beurteilt. Der Zyniker äußert radikale Ansichten, lehnt die allgemeine Vorstellung von Freiheit ab und verletzt so seine Mitmenschen – in diesem Fall alle Menschen, die in Afrika leben, sowie diejenigen, die sich für ihre Rechte einsetzen.
Unterschiede: Ironie, Sarkasmus und Zynismus
Wenn der zynische Inhalt einer Äußerung erkannt wird, fällt schnell auf, dass es eine Verbindung zum Sarkasmus und zur Ironie gibt. Obwohl diese drei Begriffe miteinander verwandt sind und sich teilweise ähneln, gibt es dennoch Unterschiede. Daher möchten wir die Unterschiede hervorheben.
Zynismus als Stilmittel
Obwohl Ironie, Sarkasmus und Zynismus oft in einem Atemzug genannt werden oder als Steigerung angesehen werden, ist diese Einteilung grundsätzlich falsch. Tatsächlich haben sie nur gemeinsam, dass sie oft verletzend oder spöttisch verwendet werden.
In Bezug auf Rhetorik kann nur einer der drei Begriffe als reine Stilfigur betrachtet werden: die Ironie. Sie gehört zu den Tropen, einer Art von Redefiguren, bei denen ein Bruch zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten entsteht. Der Sprecher drückt etwas aus, meint aber das Gegenteil. Bei der Ironie bedeutet der Sprecher das genaue Gegenteil von dem, was er sagt. Daher ist die Ironie eine Stilfigur.
Der Sarkasmus zielt darauf ab, eine Person oder Gruppe lächerlich zu machen. Er kann indirekt durch Ironie ausgedrückt werden, aber auch direkt verwendet werden. Wenn Sarkasmus ironisch ist, gibt es ebenfalls einen Bruch zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten, und er kann als Stilmittel gelten. Ist er jedoch direkt, handelt es sich nicht um eine Stilfigur, sondern allenfalls um einen Angriff.
Zynismus ist eine Sichtweise, bei der gesellschaftliche Werte und Konventionen verworfen werden. Der Zyniker versucht, die Anhänger solcher Wertvorstellungen lächerlich zu machen und überzieht sie dabei mit beißendem Spott. Dennoch ist Zynismus keine Stilfigur der Rhetorik. Zynismus ist eine Eigenschaft, eine Lebensanschauung, die jedoch ironisch oder sarkastisch ausgedrückt werden kann. Friedrich Theodor Vischer, ein deutscher Philosoph, drückte es folgendermaßen aus:
“Zynismus […] bedeutet eine Art des Aufdeckens, mit dem Schmutzigen umzugehen, es mit Bewusstsein so zu behandeln, dass ein gewisser Akzent darauf fällt.”
Ein Bild des Originalartikels, in dem der Begriff “Zynismus” dargestellt wird, wäre hier passend.