Der fundamentale Attributionsfehler – Wenn wir innen und außen vertauschen

Der fundamentale Attributionsfehler – Wenn wir innen und außen vertauschen

Bist du schon einmal jemandem begegnet, der in einer bestimmten Situation seltsam oder unlogisch gehandelt hat? Du hast wahrscheinlich angenommen, dass diese Person einfach so ist, oder? Aber was ist, wenn ich dir sage, dass wir oft dazu neigen, die Persönlichkeit anderer Menschen zu überbewerten und dabei die Situation, in der sie sich befinden, zu unterschätzen? Das nennt man den fundamentalen Attributionsfehler.

Was ist der fundamentale Attributionsfehler?

Der fundamentale Attributionsfehler beschreibt das Phänomen, in dem wir das Verhalten anderer Menschen mehr auf deren Persönlichkeit zurückführen, während wir die Einflüsse der Situation, in der sie sich befinden, unterschätzen. Anders gesagt: Wir schreiben das Verhalten anderer Menschen internen Eigenschaften zu, obwohl externe Umstände dafür verantwortlich sein könnten.

Ein Beispiel dafür ist, wenn wir uns mit jemandem online unterhalten, den wir nicht kennen. Diese Person mag nervös wirken und ihre Argumentation könnte durcheinander sein. Unbewusst neigen wir dazu, dies als Persönlichkeitseigenschaft der Person zu interpretieren und vielleicht zu dem Schluss zu kommen, dass sie nicht kompetent genug ist. Wir attribuieren also die Nervosität intern als Teil der Person, obwohl sie möglicherweise nur Angst vor Online-Gesprächen hat und dies der ausschlaggebende Grund für ihr Verhalten ist. Dieses Phänomen findet sich auch in Bewerbungsgesprächen wieder.

Warum passiert der fundamentale Attributionsfehler?

Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum wir diesen Fehler machen. Zum einen ist unsere Aufmerksamkeit begrenzt, und externe Ursachen sind möglicherweise nicht mehr wahrnehmbar, wenn das beobachtete Verhalten auftritt. Es ist auch viel einfacher und weniger aufwendig, anzunehmen, dass das Verhalten anderer aus inneren Merkmalen resultiert, anstatt die verschiedenen situativen Faktoren zu berücksichtigen, die das Verhalten beeinflussen können. Bei unserer Selbstwahrnehmung machen wir diesen Fehler nicht. Wir neigen dazu, die Gründe für unser eigenes Versagen eher in äußeren Umständen zu suchen und so unseren Selbstwert zu schützen. Es findet also eine Umkehrung des Attributionsfehlers statt.

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Der Attributionsfehler in Verbindung mit anderen kognitiven Verzerrungen

Unser Gehirn hat die Tendenz, unsere Erwartungen durch Attribution zu bestätigen. Das wird als Bestätigungsfehler bezeichnet. Wenn wir beispielsweise negative Stereotypen oder Vorurteile gegenüber einer Person oder Gruppe haben, neigen wir dazu, negative Ergebnisse internen Faktoren zuzuschreiben und positive Ergebnisse externen Faktoren zuzuschreiben. Das kann dazu führen, dass Leistungen von Frauen bei einem Bewerbungsprozess äußeren Faktoren zugeschrieben werden, sodass sie nicht mehr als Leistung wahrgenommen werden. Gleichzeitig können Schwächen oder Rückschläge bei Männern in bestimmten Bereichen eher extern attribuiert werden.

Wie können wir mit dem Attributionsfehler umgehen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie wir den Attributionsfehler erkennen und ihm entgegenwirken können:

  • Informiere dich über dieses Phänomen und mache es dir bewusst.
  • Analysiere den Zusammenhang zwischen Verhalten und Situation anhand einiger Fragen:
    • Ist das Verhalten spezifisch für diese Situation oder tritt es in verschiedenen Situationen auf?
    • Wiederholt sich das Verhalten als Reaktion auf diese und ähnliche Situationen?
    • Verhalten sich andere Menschen in der gleichen Situation genauso?
  • Hinterfrage die Gründe für dein Urteil über eine Person, um unbewussten Attributionsfehlern entgegenzuwirken.
  • Finde alternative Erklärungen für das Verhalten einer Person, inklusive situativer Erklärungen.
  • Versuche, die Situation aus der Perspektive der anderen Person zu verstehen.

Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass wir dazu neigen, den Attributionsfehler zu machen und dass dies unsere Wahrnehmung und Bewertung anderer Menschen beeinflusst. Indem wir uns dessen bewusst sind und aktiv gegensteuern, können wir eine fairere und ausgewogenere Sicht auf andere Menschen entwickeln.

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Quellen:

  • Aronson, E., Wilson, T. D., Akert, R. M. (2008): Sozialpsychologie (6. Auflage). Pearson Studium.
  • Dorsch, F., Wirtz, M. A., & Strohmer, J. (2013). Lexikon der Psychologie (19. Auflage). Hogrefe.
  • Greifeneder, R., Bless, H., Fiedler, K. (2018): SOCIAL COGNITION. Routledge.
  • Jonas, K., Stroebe, W., Hewstone, M. (2014): Sozialpsychologie (6. Auflage). Springer.
  • LaCosse, J., Sekaquaptewa, D., Bennett, J.: STEM Stereotypic Attribution Bias Among Women in an Unwelcoming Science Setting. In: Psychology of Women Quarterly 40 (2016).
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