Bist du besorgt über die Gesundheit deines geliebten Vierbeiners? In letzter Zeit gab es Berichte über die möglichen Auswirkungen bestimmter Hundefuttermittel auf die Herzerkrankung DCM (Dilatative Kardiomyopathie). Diese Diäten enthalten keine Getreideprodukte, sondern nutzen Erbsen, Bohnen und andere Hülsenfrüchte als alternative Stärkequellen. Doch wie genau beeinflusst diese Art der Fütterung die Gesundheit deines Hundes?
Was ist DCM und wie betrifft es Hunde?
DCM ist eine Herzerkrankung, bei der sich der Herzmuskel erweitert und es immer schwieriger wird, das sauerstoffangereicherte Blut effizient in den Körper zu pumpen. Hunde, die von DCM betroffen sind, werden leistungsschwach, husten aufgrund von Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge und zeigen zunehmend lethargisches Verhalten.
Genetische Veranlagung spielt bei DCM eine bedeutende Rolle, insbesondere bei Rassen wie Dobermann, Deutscher Dogge und Irischem Wolfshund. Allerdings wurden zwischen 2014 und 2019 ungewöhnlich viele Fälle bei Rassen gemeldet, die normalerweise nicht von DCM betroffen sind, wie zum Beispiel Labrador oder Golden Retriever. Interessanterweise erhielten über 90% der mit Trockenfutter gefütterten Hunde, die von DCM betroffen waren, ein “getreidefreies” Trockenfutter, das anstelle von Getreide Bohnen und Linsen als Stärkequelle enthielt. Darüber hinaus enthielten 42% dieser Futtermittel Kartoffeln und/oder Süßkartoffeln.
Der Zusammenhang zwischen Taurin und DCM
Bisher wurde nur ein Zusammenhang zwischen der Aminosäure Taurin und der Entstehung von DCM bei Hunden nachgewiesen. Taurin ist für Katzen essentiell, da sie diese Aminosäure nicht selbst synthetisieren können. Ein Mangel an Taurin kann sich unter anderem in Form von DCM zeigen. Hunde hingegen können Taurin aus den Aminosäuren Methionin und Cystein selbst herstellen und sind daher nicht auf eine externe Zufuhr angewiesen. Daher wird Taurin in der Regel nicht in kommerziellen Hundefuttermitteln oder hausgemachten Rationen supplementiert.
Es wurde jedoch festgestellt, dass bei einigen Hunderassen, wie zum Beispiel dem Neufundländer, die Fähigkeit zur Eigensynthese von Taurin möglicherweise nicht ausreichend ist, was zu einem Taurinmangel und letztendlich zur Entwicklung von DCM führen kann.
Der Einfluss von Hülsenfrüchten auf den Taurinmetabolismus
Eine Theorie besagt, dass bestimmte Proteine und Glykoproteine, sogenannte Lektine, in den enthaltenen Hülsenfrüchten den Taurinmetabolismus beeinflussen könnten. Diese Lektine dienen der Pflanze als Abwehrstoffe und sind für Fleischfresser normalerweise unverdaulich. In der Regel werden sie durch Kochen inaktiviert. Der Gedanke ist, dass diese Lektine die Darmwand angreifen und das Darmmikrobiom negativ beeinflussen könnten, was wiederum die Aufnahme von Methionin und Cystein beeinträchtigt und somit die Taurinsynthese reduziert. Dieser Ansatz könnte bei einer rohen Leguminosenfütterung relevant sein, jedoch werden kommerzielle Futtermittel in der Regel ausreichend erhitzt, um die Lektine abzubauen. Ein möglicher Aspekt könnten jedoch sogenannte “kaltgepresste” Futtermittel sein, die oft geringe Mengen oder keine Leguminosen enthalten.
Der Fleischanteil in Hülsenfrüchte-Futtermitteln
Ein weiterer Aspekt ist der oft niedrigere Fleischanteil in Futtermitteln, die Hülsenfrüchte enthalten. Da Erbsen und Bohnen im Vergleich zu Getreide einen höheren Proteingehalt aufweisen, kann der Fleischanteil in solchen Futtermitteln reduziert werden, um den gewünschten Gesamtproteingehalt zu erreichen. Dies kann jedoch zu einer Verringerung des Taurinanteils sowie von Methionin und Cystein führen, was möglicherweise zu einem Mangel führen könnte. Eine genaue Untersuchung dieser Theorie erfordert eine detaillierte Berechnung der enthaltenen Aminosäuren und einen Vergleich mit dem Bedarf des Hundes. Eine mögliche Kontamination der Leguminosen mit Pestiziden wurde ebenfalls diskutiert, jedoch bisher nicht weiter untersucht.
Was sollten Hundebesitzer tun?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es wahrscheinlich nicht die “Getreidefreiheit” ist, die für die diätetisch bedingte DCM relevant ist, sondern vielmehr der hohe Anteil an Hülsenfrüchten, die in den Taurinmetabolismus eingreifen können. Der genaue Wirkungsmechanismus ist jedoch noch unklar.
Es wird empfohlen, Hunde von DCM-gefährdeten Rassen oder Hunde, bei denen bereits eine sonografisch nachgewiesene DCM vorliegt, nicht mit Futtermitteln zu füttern, die einen hohen Anteil an Hülsenfrüchten enthalten.
Fazit
Die Gesundheit unserer Hunde ist von größter Bedeutung. Obwohl noch viele Fragen offen sind, ist es wichtig, sich über die potenziellen Auswirkungen von Hundefutter auf DCM bewusst zu sein. Indem wir uns informieren und verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen, können wir dazu beitragen, die Gesundheit unserer geliebten Vierbeiner zu schützen.
Stand: Oktober 2022
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