Hier finden Sie alle wissenswerten Informationen über den Kleinen Münsterländer, einen vielseitigen Jagdhund, der auch als Familienhund eine gute Wahl ist.
Geschichte
Die Entwicklung des Kleinen Münsterländer geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Im Münsterland waren damals langhaarige Wachtelhunde bekannt, die durch ihre Standfestigkeit, Spurtreue und gute Apportierfähigkeit herausragten.
1906 bat der berühmte Heidedichter Hermann Löns in der Zeitschrift “Unser Jagdhund” um Informationen über Reste der Hannoverschen Bracke. Seine Brüder Edmund und Rudolf Löns entdeckten jedoch in niedersächsischen Bauernhöfen einen vorstehenden Wachtelhund, den sie “Heidewachtel” nannten. Sie begannen, eine solide Zuchtgrundlage aufzubauen.
Auch in Westfalen bemühten sich Freiherr von Bevervörde-Lohburg, Kaufmann M.W. Rühl-Burgsteinfurt und Anton Bartscher-Osnabrück um eine Zuchtgrundlage für die Reste der westfälischen Wachtelhunde. Das Ziel wurde jedoch erst durch die Familienzucht des Hauptlehrers Heitmann aus Burgsteinfurt erreicht.
Erst 1911 erfuhren Löns und Jungklaus von einer weiteren Zuchtfamilie, dem “Dorstener Schlag”, der in der Gegend von Velen, Reeken und Coesfeld gezüchtet wurde.
Die Frage nach der Herkunft dieser kleinen, talentierten Jagdhunde führte zu unterschiedlichen Meinungen. Alteingesessene Münsterländer nannten sie Spione oder Spannjer, manchmal auch Magisterhündchen, da vor allem Pfarrer und Lehrer diese Hunde liebten.
Eine Hypothese besagt, dass die Kleinen Münsterländer eine Weiterzüchtung der “Epagneul-Breton” sind, einer Rasse, die von jagdlustigen Offizieren Napoleons I. nach Westfalen gebracht wurde. Edmund Löns und Friedrich Jungklaus hingegen sprachen von einer jahrhundertealten Einheitsrasse Nordwestdeutschlands und der Niederlande, die bereits 1812 gezüchtet worden sein soll. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Gründung eines Vereins
Am 17. März 1912 wurde unter reger Beteiligung der einheimischen Jäger der “Verein für Kleine Münsterländer (Heidewachtel)” in Osnabrück gegründet. Die Satzung, das Zucht-Suchen-Reglement und die Einrichtung eines Zuchtbuches wurden von den 68 Mitgliedern beschlossen.
Obwohl die Kleinen Münsterländer aufgrund ihrer eindeutig geklärten Rassemerkmale nicht von den Veranstaltungen des damaligen Deutschen Jagdgebrauchshund-Verbands ausgeschlossen wurden, wirkte sich das Fehlen einer Rassedefinition hemmend auf die Vereinstätigkeit aus. Daher veröffentlichte Dr. med. et phil. Friedrich Jungklaus im Auftrag des Verbands im Jahr 1921 ein wissenschaftliches Werk über den Kleinen Münsterländer und seine Rassemerkmale.
Im Dritten Reich kam es aufgrund unterschiedlicher Zuchtziele zur Spaltung des Verbands. Neben dem Münsterländer Verband gründete sich der Deutsche Heidewachtel Club. Beide Vereine wurden jedoch 1961 wieder zusammengeführt. Seitdem wird mit den Linien beider Vereine einheitlich gezüchtet.
In der ehemaligen DDR wurde 1952 unter Führung von Otto Capsius die Spezial-Zuchtgemeinschaft Kleine Münsterländer gegründet und war von 1958 bis 1962 in die “Gesellschaft für Sport und Technik” integriert. Ab 1962 wurde sie dem Forstministerium unterstellt und 1971 schließlich in “Zuchtleitung für Kleine und Große Münsterländer bei der Obersten Jagdbehörde der DDR” umbenannt. Nach der Wiedervereinigung wurden die KlM dem Verband für Kleine Münsterländer Vorstehhunde e.V. eingegliedert.
F.C.I. Rassestandard
Der Kleine Münsterländer kommt in den Grundfarbschlägen braun-weiß und braun-schimmel vor. Lohfarbene Abzeichen an Fang, Auge und um das Waidloch sind erlaubt.
Haltung/Ausbildung
Der Kleine Münsterländer ist ein hervorragender Jagdgebrauchshund, der aufgrund seines Wesens und seiner mittleren Größe auch gut als Familienhund gehalten werden kann. Er kann sowohl im Zwinger als auch im Haus gehalten werden.
Obwohl sein mittellanges Haar keine intensive Pflege erfordert, schützt es ihn bei jagdlichen Einsätzen vor Dornen, Wasser und Kälte.
Der Kleine Münsterländer ist ein lebhafter Arbeitshund, der in der Jagdausübung seine Erfüllung findet. Er benötigt jedoch eine konsequente Hand, um zu einem zuverlässigen Jagdhelfer ausgebildet zu werden. Dank seiner Intelligenz und Anhänglichkeit nutzt er gerne die Schwächen einer inkonsequenten Führung aus.
Die Ausbildung des Kleinen Münsterländers ist besonders in den ersten beiden Lebensjahren zeitintensiv. Sie beginnt im Frühjahr mit der VJP, wird im Herbst mit der HZP fortgesetzt und endet ebenfalls im Herbst mit mindestens der Brauchbarkeitsprüfung, idealerweise mit einer bestandenen VGP.
Jagdlicher Einsatz
Der Kleine Münsterländer verfügt über eine feine Nase, die er bei ausdauernder Suche zum Aufspüren von Wild einsetzt. Gefundenes Wild steht er sicher vor und ermöglicht seinem Führer eine ruhige Anschussarbeit.
Auch bei der Suche nach geschossenem und krankem Wild zeigt der Kleine Münsterländer einen enormen Finderwillen, selbst in Dickungen oder über weite Distanzen. Vor Dornen und dichtem Gestrüpp macht der passionierte Kleine Münsterländer nicht halt.
Dank seiner Ausdauer ist er auch bei der Wasserarbeit bestens geeignet, während er bei der Rotfährtenarbeit seine feine Nase und hohe Konzentration unter Beweis stellt.
Die Münsterländer Fanfare
Das Lübecker Jagdhornbläsercorps pflegt seit 1955 die musikalischen Traditionen des deutschen, österreichisch-bömischen und französischen Jagdbrauchtums. Die Bläser des Corps spielen auf ventillosen Naturhörnern, dem kleinen Fürst-Pless-Horn in B und dem großen Parforce-Horn in B und Es. Im Jahr 2000 komponierte der musikalische Leiter des Corps, Michael Mull, die vierstimmige Kleine-Münsterländer-Fanfare auf der Melodie von Norbert Blum. Diese Fanfare wurde 2012 zur offiziellen Fanfare des Verbands Kleine Münsterländer e.V. ernannt.
Für weitere Details und interessante Informationen rund um den Kleinen Münsterländer, schauen Sie sich die Bilder und Texte in der Galerie an.
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