Die Welt der Politik ist voll von Begriffen wie “links” und “rechts”. Diese Ausdrücke werden oft verwendet, um politische Ideologien zu beschreiben. Aber was bedeuten sie eigentlich? In diesem Artikel werden wir einen Blick auf den Unterschied zwischen Links und Rechts werfen.
Der historische Ursprung
Die Einteilung in links und rechts hat ihren Ursprung in der Sitzordnung der französischen Nationalversammlung nach der Revolution von 1789. Die “Bewegungsparteien”, die einen politischen Wandel anstrebten, saßen auf der linken Seite, während die “Ordnungsparteien”, die die bestehenden Verhältnisse bewahren wollten, auf der rechten Seite saßen. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten, denn im deutschen Bundestag sitzen die Abgeordneten der Linken links und die Abgeordneten der CDU und CSU rechts vom Bundestagspräsidenten aus gesehen.
Unterschiede in den Überzeugungen
Der Konflikt zwischen Links und Rechts lässt sich nicht nur auf den politischen Wandel oder die Bewahrung des Status quo reduzieren. Nach Jürgen Falter, einem Professor für Politikwissenschaft an der Universität Mainz, glaubt die politische Rechte, dass nicht nur Menschen, sondern auch ganze Ethnien von Natur aus ungleich sind. Linke hingegen streben nach der Vorstellung, dass alle Menschen gleich sind oder gleich gemacht werden sollten. Im Gegensatz zur Rechten schrecken Linke auch vor staatlichen Zwangsmaßnahmen nicht zurück, um ihre Vorstellungen von Gleichheit durchzusetzen.
Die semantische Defensive der Rechten
Es ist heutzutage relativ unüblich, sich selbst als rechts zu bezeichnen. Selbst Politiker des rechten Flügels der CDU bevorzugen es, sich als konservativ zu bezeichnen. Dies liegt laut Jürgen Falter an der deutschen Geschichte. Die NSDAP habe das Etikett “rechts” für sich selbst beansprucht, obwohl sie sich nie als rechte Partei gesehen habe. Deshalb meiden bestimmte konservative Kreise der CDU das Schlagwort “rechts” und sprechen lieber von konservativer Politik. Auch Rechte sollten den Mut haben, sich zu ihrer Politik zu bekennen, so die Meinung von Christean Wagner, Gründer des Berliner Kreises und ehemaliger CDU-Fraktionsvorsitzender im Hessischen Landtag.
Gleichheit versus Freiheit
Der Gegensatz zwischen Gleichheit und Freiheit ist ein wichtiger Aspekt des Konflikts zwischen Links und Rechts. Viele Theoretiker sehen diese beiden Werte als Konkurrenten an. Eine Gesellschaft, die ausschließlich auf Gleichheit ausgerichtet ist und keine Freiheit ermöglicht, kann in eine Diktatur führen. Andererseits kann eine Gesellschaft mit absoluter Freiheit und ohne Gleichheit barbarische Zustände hervorbringen. Diese Auseinandersetzung bewegt sich entweder in Richtung Sozialismus oder in Richtung Libertarianismus.
Die Schwierigkeiten bei der Einordnung
Obwohl die Einteilung in links und rechts im politischen Alltag immer noch üblich ist, halten viele Politikwissenschaftler sie für zu einfach. Die Grünen zum Beispiel sind schwer im traditionellen links-rechts-Schema einzuordnen. Jürgen Falter weist darauf hin, dass es sowohl linke Politiker wie Jürgen Trittin gibt, der eine linke Umverteilungspolitik vertritt, als auch Politiker wie Winfried Kretschmann, deren Hauptanliegen die Nachhaltigkeit und der Schutz der Schöpfung ist – etwas, das als konservativ angesehen werden kann.
Die Verschiebung in die Mitte
In den letzten Jahrzehnten bewegen sich die großen Parteien in Deutschland immer mehr in Richtung politische Mitte. Altkanzler Schröder riet den Sozialdemokraten bereits im Jahr 2013, dass Wahlen in der Mitte gewonnen werden. Viele Bürger sehen daher kaum noch Unterschiede zwischen den beiden großen Volksparteien CDU und SPD, vor allem weil sie gemeinsam die Regierung bilden. Es ist also nicht immer einfach, zu bestimmen, ob ein Politiker nun links oder rechts von einem anderen steht.
Gleichheit und Wandel auf der einen Seite, Freiheit und Tradition auf der anderen Seite – das sind große und vage Begriffe. Sie können bei der ersten Orientierung helfen, aber Politik lässt sich nicht immer klar in links und rechts einordnen. Merkel wurde von Kritikern vorgeworfen, die bürgerlich-rechte CDU mit ihrer Flüchtlingspolitik nach links gerückt zu haben. Auf der anderen Seite hat die Linke-Politikerin Sarah Wagenknecht harsche Kritik von ihren Parteikollegen erhalten, als sie sagte, dass kriminelle Flüchtlinge ihr “Gastrecht” verwirken könnten. Dies zeigte, dass nicht jeder in der linken Partei ihre Vorstellung von Gleichheit teilen konnte.