Der magische Weg zum Blumenteppich: So entstehen die Vorbereitungen für Fronleichnam

Der magische Weg zum Blumenteppich: So entstehen die Vorbereitungen für Fronleichnam

Es ist ein kleines Universum für sich – die Vorbereitungen für den Blumenteppich. Auf jedem Tisch klebt ein befolierter Zettel, der darauf hinweist, dass weder Kleber noch Haarspray verwendet werden dürfen. Die Kaffeebohnen sind in Pappbecher gefüllt, was das Sortieren erleichtert: Für die Ecken braucht man kleine Bohnen. An jeder Tischkante klebt ein Originalbild des entsprechenden Motivs. Nach dieser Vorlage wird gelegt und gemalt. Die typische Haltung ist mit gebeugtem Oberkörper und ausgestrecktem Arm. Das typische Geräusch: das Knistern der Folie, die zum Schutz auf dem Boden liegt. Das Legen von Blumenteppichen ist eine stille Angelegenheit. Doch Uschi Schwert bricht das Schweigen regelmäßig mit ihrem Lachen. Seit über 20 Jahren ist sie dabei, damals fing sie mit dem Zupfen von Flieder an. Heute leitet sie gemeinsam mit Patrick Weigert, Dorothea Klein und Monika Storz das Team von 100 Freiwilligen und den drei beteiligten Pfarreien (Münsterpfarrei, St. Fidelis und St. Konrad). Ihre Begeisterung für diese Arbeit ist ungebrochen.

Um 3.30 Uhr geht es los

Monika Storz hat anderthalb Stunden gebraucht, um das Lamm, das mit Kaffeebohnen gelegt ist, genau wie auf der Vorlage aussehen zu lassen. Die Motive sind jedes Jahr unterschiedlich. Wenn sie im Urlaub ist, macht sie schon einmal Fotos von Kirchenfenstern als mögliche Motive für den nächsten Blumenteppich.

Im Foyer wurden bereits die Stühle in einem langen Kreis aufgestellt. An der Wand dahinter hängt ein befolierter Zettel mit der Aufschrift “Blumenzupfen”. Ab Mittwoch wird stundenweise gezupft. Immer 20 bis 30 Frauen pro Schicht. Sie zupfen, was die Blumenpflücker von den Wiesen rund um Villingen gebracht haben. Gänseblümchen, Klee, Wiesen-Knöterich, Ginster. “Es gibt dieses Jahr genug Blumen”, sagt Patrick Weigert, der gerade aus dem Warenbachtal zurückkommt. Derzeit gibt es lediglich einen Mangel an Helfern. Am Montagmorgen waren sie zu viert drei Stunden lang unterwegs. In den vergangenen Jahren waren es schon doppelt so viele. “Einige haben mittlerweile eine Allergie entwickelt, andere sind körperlich nicht mehr in der Lage, drei Stunden lang zu bücken”, sagt Schwert.

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Ein halber Eimer Gänseblümchen reicht für etwa zwei Quadratmeter. Allein für den Münsterplatz und die Obere Straße benötigen sie 40 Eimer Farn. Insgesamt werden sieben große Blumenteppiche gelegt und fast eineinhalb Kilometer des Prozessionsweges durch die Innenstadt abgedeckt. Sie versuchen so gut wie möglich zu planen, wie viele Farben – also Blüten – für die jeweiligen Motive benötigt werden. Wenn es einmal nicht ausreicht, müssen sie flexibel sein. Dann wird der Mantel eben rot statt blau, sagt Schwert. Wenn sie mehr Blumen haben als nötig, werden zusätzliche Abschnitte angelegt. “Es schmerzt, die Blüten wegzuwerfen”, sagt Schwert.

Einige Blumen kaufen sie auch, vor allem Rosen. Finanziert werden sie größtenteils durch Spenden. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf knapp 4000 Euro, darunter auch 1300 Euro für die Podeste, die ab Mittwochabend von der Stadt aufgestellt werden. Immerhin müssen sie für die Straßenreinigung durch die Technischen Dienste nichts bezahlen.

Nun fehlt nur noch der Rasenschnitt. Diesen bekommt er vom Gärtner. Er sollte am Dienstagmorgen geschnitten werden, damit es nicht zu knapp wird. Allerdings darf es nicht mehr regnen. Das Wetter ist Schwerts größte Sorge in diesem Jahr. “Ich hoffe, dass es am Vormittag hält.” Normalerweise räumen sie ab 18 Uhr auf. In diesem Jahr werden sie jedoch den ganzen Tag einsatzbereit sein. Sollte es anfangen zu regnen, werden sie die wertvollen Figuren ins Trockene bringen und beginnen, die Teppiche abzuräumen.

Seit Mittwoch vergangener Woche arbeiten sie im Münsterzentrum an den Teppichen. Sie beginnen um 9 Uhr und enden oft um Mitternacht. Am Donnerstagmorgen klingelt der Wecker bei Uschi Schwert und Monika Storz um 3.30 Uhr. Mit der Müdigkeit in den Knochen laufen sie die paar hundert Meter von ihrem Haus in die Stadt und tauchen in eine ganz besondere Atmosphäre ein: “Wenn ich sehe, wie die Helfer aus allen Ecken kommen”, sagt sie, “bekomme ich Gänsehaut.” Der Gottesdienst beginnt um 8.30 Uhr. Meist schaffen sie es noch rechtzeitig, sich vorher kurz die Hände im Münsterzentrum zu waschen. Das Legen von Blumenteppichen ist eine Herzensangelegenheit.

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