Einleitung
Im Nahen und Mittleren Osten gibt es nicht nur einen “Kern-” oder “Schlüsselkonflikt”, wie oft angenommen wird. Die Region ist von mehreren Konflikten geprägt. Neben dem israelisch-palästinensischen Konflikt ist der Hegemonialkonflikt am Golf besonders explosiv und derzeit im Irak gewalttätig.
Der israelisch-arabische Konflikt
Der Konflikt zwischen Israel und den arabischen Nachbarländern ist hauptsächlich ein territorialer und Ressourcenkonflikt. Beide Seiten legitimieren ihre Ansprüche auch religiös. Die historischen Wurzeln liegen in der jüdischen Einwanderung und Landnahme sowie den widersprüchlichen Zusagen der Kolonialmächte. Israel eroberte 1967 Gebiete, konnte den militärischen Sieg jedoch nicht in Sicherheit verwandeln. Es kam zu Vertreibungen und Fluchtbewegungen in der Region. Trotz einiger Friedensverträge und Verhandlungen sind wichtige Streitfragen zwischen Israel und seinen Nachbarn immer noch ungelöst.
Der Irak und der Hegemonialkonflikt am Golf
Der Irak ist seit der US-geführten Militärintervention 2003 ein weiterer Krisenherd. Hier spielt der Hegemonialkonflikt zwischen dem Iran, dem Irak und Saudi-Arabien eine große Rolle, der aufgrund der Islamischen Revolution im Iran eskalierte. Die USA haben versucht, beide Länder in Schach zu halten. Der Irak-Krieg führte zu politischer Emanzipation der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und verstärkte die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten. Die USA sind gezwungen, sich militärisch im Irak zu engagieren, während Saudi-Arabien und andere arabische Länder den iranischen Einfluss im Irak fürchten.
Nahostkonflikt, fragile Staatlichkeit und Bürgerkriegsgefahr
Der Nahe Osten ist durch fragile Waffenstillstände geprägt, die die Ursachen der Konflikte nicht angehen. In den Palästinensischen Gebieten ist eine staatliche Konsolidierung gefährdet, während im Libanon die politische Krise eskaliert ist. Die Gewalt im Irak hat zur Strategieänderung der USA geführt, die nun auf eine Bündnispolitik setzt. Die autoritäre Konsolidierung in der Region führt zu einer Schwächung der Opposition und erhöht die Gefahr neuer gewalttätiger Oppositionsbewegungen.
Vom Hegemonialkonflikt zum Konfessionskrieg?
Der Hegemonialkonflikt am Persischen Golf wird zunehmend als konfessioneller Konflikt wahrgenommen. Die politische Emanzipation der schiitischen Bevölkerungsmehrheit im Irak führt zu Befürchtungen in den arabischen Nachbarländern, dass auch hier nach politischer Mitsprache gefragt wird. Die regionale Blockbildung zwischen sunnitischen und schiitischen Staaten verstärkt die Spannungen. Die USA fördern diese Blockbildung, um dem Hegemonialstreben des Iran entgegenzuwirken. Es besteht die Gefahr, dass die Konflikte noch stärker konfessionalisiert werden.
Sich überlagernde Konflikte
Der israelisch-arabische Konflikt und der Hegemonialkonflikt am Golf überlappen sich und verstärken sich gegenseitig. Die geopolitischen Rivalitäten beeinflussen die Akteure in der Region. Die Wahrnehmung von kulturellen und religiösen Spaltungen sowie eines “Zivilisationskonfliktes” erschwert eine Konfliktregelung.
Zusammenfassung
Der Nahe und Mittlere Osten ist von mehreren Konflikten geprägt, die sich gegenseitig beeinflussen. Der israelisch-arabische Konflikt und der Hegemonialkonflikt am Golf sind besonders explosiv. Die Konflikte haben Auswirkungen auf die Stabilität der Region und können zu einer Eskalation führen. Die geopolitischen Rivalitäten und die Wahrnehmung von kulturellen und religiösen Unterschieden machen eine Konfliktregelung schwierig.