Der richtige Umgang mit Macht

Der richtige Umgang mit Macht

Es gibt verschiedene Arten, wie Menschen Macht ausüben. Oft neigen wir dazu, in Konflikten auf eine dominanzorientierte Form der Macht zurückzugreifen. Dabei ist es typisch, dass unsere Emotionen offen oder unterdrückt zum Ausdruck kommen. In Debatten und Streitgesprächen kämpfen wir darum, die Oberhand zu gewinnen. Dabei bedienen wir uns verschiedener Mittel wie nonverbaler Abwertung, offenen Angriffen oder Schweigen. Unser Ziel ist es, den anderen zu besiegen.

Traditions- und regelorientierte Kultur

In traditionell- und regelorientierten Kulturen liegt die Macht nicht beim Individuum, sondern eher in der Hierarchie und den traditionsgeleiteten Regeln. Hierarchie wird oft als göttlich gegebene Ordnung betrachtet. In der Vergangenheit übten die Herrscher ihre Macht im Namen Gottes aus. In modernen Organisationen dieser Kultur werden in der Regel die loyalsten Mitarbeiter zu Führungskräften ernannt. Macht wird in dieser Kultur durch Loyalität und Gehorsam erlangt, nicht durch Machtkämpfe. Mitarbeiter verhalten sich meist sehr angepasst, um als gute Menschen angesehen zu werden. Es herrscht oft oberflächliche Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gewissenhaftigkeit vor. Allerdings werden Probleme und Konflikte oft vermieden, was zu ungelösten Problemen führen kann. Wichtige Fähigkeiten wie Innovationskraft und Veränderungsbereitschaft sind in dieser Kultur selten anzutreffen. Diese Art der Organisation ist daher im Rückzug.

Die geteilte Macht in der Expertenorganisation

Entwicklungen wie die Reformation, Renaissance und Aufklärung haben zu einer kulturellen Weiterentwicklung in Richtung Wissenschaftlichkeit, Bildung und Demokratisierung beigetragen. Demokratische Nationalstaaten haben sich etabliert, in denen verschiedene Teilsysteme (Staat, Universitäten, Wirtschaft, Medien, Kunst und Kultur, Kirche usw.) mit geteilter Macht existieren. Macht wird innerhalb des Staates zwischen Legislative, Judikative und Exekutive balanciert. Die Medien dienen als Korrektiv für den Staat und der Staat als Korrektiv für die Wirtschaft. In dieser Kultur ist es wichtig, dass Menschen unabhängig denken, eine eigene Meinung bilden und diese offen vertreten. Jeder hat das Recht, seine Meinung einzubringen und andere zu überzeugen. Propaganda wird zu einem wichtigen Machtinstrument.

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In den deutschsprachigen Ländern ist die rationalistische Entwicklungsstufe 5, die dieser Kultur entspricht, am verbreitetsten. Die Expertenorganisation ist ebenfalls weit verbreitet. Hierarchien sind funktional aufgebaut und neigen zur “Silobildung”. Finanzen, Personal, Einkauf, Verkauf und Produktion agieren oft unabhängig voneinander. Jeder Fachbereich hat eigene Prozesse und Regelungen. Übergreifende Themen werden oft unbefriedigend gelöst.

Zusätzlich zur hierarchischen Macht existiert in dieser Kultur auch die informelle Macht der Meinungsführer. Diese gewinnen an Einfluss, wenn sie in sachlichen Debatten ihre Kompetenz unter Beweis stellen. Anerkannte Experten genießen viel Anerkennung und Einfluss. Auch die hierarchische Führung kann ihrer Meinung nicht ignorieren.

Ein weiterer Machtfaktor in dieser Kultur ist das Heldentum. Helden sind Einzelkämpfer oder kleine Teams, die anspruchsvolle Aufgaben eigenständig und ohne Rücksicht auf die Organisation lösen. Sie sind kaum zu führen und stellen Führungskräfte vor Ambivalenzen.

Leistungs- und ergebnisorientierte Kultur

In den letzten Jahrzehnten hat sich eine sanfte Revolution vollzogen, bei der das Wirtschafts- und Finanzsystem wachstumsorientiert wurde. Andere Teilsysteme waren hingegen ziel- und gleichgewichtsorientiert. Wachstumsorientierte Systeme wachsen exponentiell, bis sie auf eine Grenze stoßen und kollabieren. Durch neoliberale Lösungen wurden diese Grenzen immer weiter hinausgeschoben, um ein Kollabieren des Finanz- und Wirtschaftssystems zu verhindern. Dadurch hat das Finanz- und Wirtschaftssystem mehr Macht und Einfluss erlangt als ursprünglich beabsichtigt.

In den letzten Jahren hat sich auch auf individueller Ebene eine eigenbestimmte Kultur entwickelt. Entsprechend ist eine leistungs- und ergebnisorientierte Kultur in Organisationen immer häufiger anzutreffen. Diese Kulturen bevorzugen die Matrixorganisation, bei der ein großer Teil der Macht nicht in der Hierarchie, sondern in den querliegenden Prozessen, Produkten oder Märkten liegt. Es wird mehr Wert auf die Wirkung des Gesamtsystems als auf Einzelheiten gelegt. Prozesse beschreiben den ganzheitlichen Ablauf von der Kundengewinnung bis zur Auslieferung und berücksichtigen auch mögliche Reklamationsprozesse.

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