Der Schleim muss verschwinden!

Der Schleim muss verschwinden!

Schleim in den Bronchien kann für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen gefährlich sein. Deshalb ist eine aggressive Behandlung notwendig, um diesen zähen Schleim loszuwerden. Je nach Art der Krankheit gibt es verschiedene Therapieansätze.

Muko-obstruktive Lungenkrankheiten

Obwohl die Krankheiten COPD, Mukoviszidose, primäre Ziliendyskinesie und isolierte Bronchiektasen auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind, haben sie eines gemeinsam: Bei allen bilden die Zellen der Atemwege einen hochkonzentrierten Schleim, der weniger Wasser und mehr Mucin-Glykoproteine enthält als bei gesunden Menschen. Daher bezeichnet Dr. Richard C. Boucher vom Marsico Lung Institute der University of North Carolina diese vier pathologischen Entitäten als “muko-obstruktive Lungenkrankheiten”.

Verstopfte Atemwege und ihre Folgen

Der zähe Schleim kann das Zilienepithel, das für den Transport des Schleims verantwortlich ist, nur noch langsam oder gar nicht mehr bewegen. Dadurch versagt auch der Notfallmechanismus, und der Patient kann das verdickte Sekret nur schwer abhusten. Die Atemwege verstopfen, und es bilden sich sackartige Erweiterungen. Komplizierend kommen immer wieder auftretende Schübe hinzu, von denen man früher annahm, dass sie nur in bereits erkrankten Bereichen stattfinden. Mittlerweile weiß man jedoch, dass sie auch in bisher nicht betroffenen Bereichen beginnen können. Dabei scheinen das versehentliche Einatmen von Mageninhalt und Viren aus den oberen Atemwegen eine entscheidende Rolle zu spielen. Daher ist es besonders wichtig, diese Exazerbationen aggressiv zu behandeln, um gesundes Gewebe und die Lungenfunktion des Patienten zu erhalten.

Diagnose und Therapie

Die Diagnostik der vier Atemwegserkrankungen verläuft unterschiedlich. Bei Verdacht auf Mukoviszidose wird die Chloridkonzentration im Schweiß ermittelt und durch genetische Tests bestätigt. Bei COPD spielen die Expositionsanamnese und die Spirometrie eine große Rolle. Bei primärer Ziliendyskinesie beginnt die Diagnose mit der Messung der Stickstoffmonoxid-Konzentration in der Nase, gefolgt von mikroskopischen Untersuchungen der Zilienaktivität und Gentests, falls erforderlich. Bronchiektasen werden mittels Computertomographie diagnostiziert.

LESEN  Chiari-ähnliche Malformation und Syringomyelie

In den letzten Jahren wurden wichtige Fortschritte in der Therapie von Mukoviszidose erzielt. Ivacaftor, ein CFTR-Potenziator, der die Chloridkanäle öffnet und die verminderte Funktion des Gens teilweise ausgleicht, steht als kausale Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Lumacaftor hingegen wirkt als Korrektor bei der Genablesung. Aktuell werden Dreierkombinationen aus Potenziatoren und Korrektoren getestet. Eine weitere Behandlungsoption ist die Verdünnung des zähen Schleims. Dazu inhaliert der Patient hypertone Kochsalzlösung oder Mannitol, um den Wassergehalt in den Atemwegen zu erhöhen.

Die Kochsalzinhalationen können prinzipiell bei allen genannten Erkrankungen eingesetzt werden. Allerdings ist die Wirkung bei COPD fraglich. Hoffnungsvoll sind auch die Entwicklungen von Modulatoren des Ionentransports, die den Wassergehalt in den Atemwegssekreten erhöhen sollen. Eine Senkung der Mucinkonzentrationen im Bronchialschleim durch Mukolytika ist ein weiterer Ansatzpunkt. Außerdem könnte die Zusammenlagerung der Glykoproteinketten zu einem dichten Polymernetz, die bei diesen Erkrankungen nachweisbar ist, durch Substanzen verhindert werden, um die Bildung von großen Schleimpfropfen zu reduzieren. Das altbekannte Acetylcystein hat sich in dieser Hinsicht jedoch nicht bewährt.

Quelle: Dr. Elke Ruchalla in Medical Tribune vom 6.3.2022

Schleim