Meine Abnehmversuche gehören eigentlich nicht zu meinen Lieblingsgesprächsthemen. Aber als ich ein Treffen mit meiner Freundin Charlotte vom kalorienreichen “Cocktails and Pie”-Lokal lieber in eine nüchterne Tee-Lounge verlegte, konnte ich nicht länger verbergen, warum. “Ein Fotoshooting zur Verlobung? Ja, das ist ein wichtiger Grund”, sagte Charlotte, als ich ihr erzählte, warum ich ein paar Kilo verlieren möchte. In den USA ist die Hochzeit das wichtigste soziale Ereignis. Auf den Verlobungsfotos gut auszusehen, ist fast genauso wichtig wie bei der Hochzeitsfeier eine perfekte Figur zu präsentieren.
Leider gehöre ich zu den Menschen, die eine Deadline brauchen, um an ihrer Figur zu arbeiten. Deshalb beschloss ich etwa einen Monat vor meinem Fotoshooting, meine Ernährung in Ordnung zu bringen. In den letzten Monaten hatte sich das eine oder andere “Soy Latte” und Frozen Yogurt angesammelt, leider auch an meinen Hüften.
Also wollte ich meine “Gemütlichkeitskilos” auf den letzten Drücker loswerden. Ich könnte möglicherweise fünf bis zehn Kilo verlieren, bevor ich vor die Kamera trete. Und da ich derzeit in San Francisco lebe, werde ich ein dreiwöchiges Programm ausprobieren, das angeblich schon vielen berühmten Hollywood-Stars vor einer Premiere zu Topform verholfen hat.
Zumindest verspricht das ein neues Buch von Celebrity Trainer Bob Harper (The Biggest Loser): “Jumpstart to Skinny”. Der Autor prognostiziert sogar eine Gewichtsabnahme von bis zu 20 Pfund (!!) in drei Wochen. Die Regeln sind klar: Die tägliche Kalorienzufuhr muss auf 800 begrenzt werden (Gemüse zählt nicht in dieser Berechnung), Salz und Zucker sind vollständig tabu. Nach dem Frühstück dürfen keine Kohlenhydrate mehr gegessen werden – stattdessen stehen viel Protein und Krafttraining auf dem Programm.
Der Start erfolgte mit einer dreitägigen “Saftkur” – also Fasten mit Gemüsesäften. Das hilft zwar nicht direkt beim Abnehmen, entwöhnt den Körper jedoch von der Sucht nach Zucker.
Mit dem “Grünen Smoothie” in den Morgen starten: Spinat, eine halbe Banane, Mandelmilch und Zimt
Die Regeln der dreiwöchigen “Jumpstart to Skinny” Diät:
- Zwei große Gläser Wasser direkt nach dem Aufstehen und vor jeder Mahlzeit trinken.
- Die Kalorienaufnahme auf 800 pro Tag begrenzen.
- Gemüse kann in großen Mengen als Snack konsumiert werden und zählt nicht zum Kalorienlimit.
- Kohlenhydrate nur noch morgens zu sich nehmen, ab Mittag nur noch Gemüse.
- Jede Mahlzeit sollte zu 40 Prozent aus Protein, zu 40 Prozent aus gesunden Kohlenhydraten und zu 20 Prozent aus gesunden Fetten bestehen.
- Salz und Zucker vom Speiseplan streichen.
- Täglich 45 Minuten leichte Bewegung, zum Beispiel ein Morgenspaziergang.
- Ergänzend dazu mehrmals pro Woche Krafttraining.
- In der letzten Woche des Programms auf Obst verzichten.
Als Vegetarierin konnte ich dem “Jumpstart to Skinny” Plan nur bedingt folgen. Das Reduzieren von Salz und das Erhöhen der Proteinzufuhr waren die größte Herausforderung für mich. Harper schwört auf Protein – etwas, das bei einer fast ausschließlich pflanzlichen Ernährung eine große Herausforderung darstellt. In Kalifornien, wo der Komfort großgeschrieben wird, gibt es “Liquid Egg Whites” in Tetrapaks, was Zeit und Abfall (Eigelb) spart. Das Fehlen von Salz habe ich mit frischen Kräutern und Gewürzen ausgeglichen. Limetten spielten in meiner Küche eine Hauptrolle als Geschmacksverstärker.
Das Abendmahl: Babyspinat mit Melone und Tofu und Limettensaft als Dressing
Mein Diätplan sah also an den meisten Tagen wie folgt aus:
- Frühstück: Ein “grüner” Smoothie und eine Scheibe Vollkornbrot.
- Mittagessen: Gemüse mit Ei und/oder Bohnen.
- Abendessen: Spinatsalat mit Melone und Tofu.
Zeitgleich habe ich mein regelmäßiges Ausdauertraining um gezieltes Krafttraining erweitert: “High Intensity Interval Training” ist das Zauberwort. Zugegeben, unter diesen Bedingungen mit nur 800 Kalorien pro Tag zu leben – wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum – ist anstrengend.
Nach anderthalb Wochen habe ich mich von Harpers strengem Plan und der Annahme, dass ich in drei Wochen 20 Pfund abnehmen werde, getrennt.
Nachdem ich sechs Kilo verloren habe, ist die Waage schließlich stehen geblieben. Für mich war das ein Zeichen: Dieses Gewicht sollte ich halten. Ist es ein Modelgewicht? Nein. Ist es genug, um in mein Traumhochzeitskleid zu passen? Nein.
Aber für diesen Zeitraum und diesen Anlass reicht es. Viel wichtiger als der Verlust der Kilos ist der Gewinn durch bewusste Ernährung: strahlende Haut und inneres Wohlbefinden.
Was ich aus diesem Projekt gelernt habe: Portionskontrolle ist ein Erfolgsfaktor! Bis heute protokolliere ich alles, was ich zu mir nehme und berechne die Kalorien. Es mag extrem erscheinen, und ich wünschte, ich müsste es nicht tun. Doch es fällt mir leichter, mein Gewicht zu halten, wenn ich es ständig im Blick behalte. Und eine noch wichtigere Lektion ist, dass schneller Gewichtsverlust in den meisten Fällen keinen Sinn macht. Mein Körper hat mir das Stopp-Zeichen gegeben.
