Viele Studierende stehen am Ende ihres Studiums vor der Herausforderung, eine Masterarbeit zu verfassen. Doch was genau wird von ihnen erwartet und wie unterscheidet sich eine Masterarbeit von einer Bachelorarbeit? In diesem Artikel werden wir einige Antworten auf diese Fragen finden.
Eine eigenständige, wissenschaftliche Arbeit
Der wichtigste Unterschied zwischen einer Masterarbeit und einer Bachelorarbeit besteht darin, dass eine Masterarbeit eine eigenständige, wissenschaftliche Arbeit sein soll. Der Zweck der Wissenschaft besteht darin, neue Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechende Argumente vorzubringen. Es gibt bestimmte Kriterien, die eine wissenschaftliche Arbeit idealerweise erfüllen sollte:
- Das Thema, der Titel und die Fragestellung sollten klar und präzise formuliert sein.
- Der Untersuchungsgegenstand sollte aus einem neuen Blickwinkel betrachtet werden und neue Aussagen treffen.
- Die Arbeit sollte den wissenschaftlichen Erkenntnissen auf diesem Gebiet einen Mehrwert bieten.
- Alle verwendeten Quellen sollten sorgfältig dokumentiert und Hypothesen sowie Behauptungen belegt werden.
- Die verwendete Methode sollte angemessen sein und für den Leser verständlich beschrieben werden.
- Es sollte ein explizites, theoriegeleitetes Vorgehen geben, um die Forschungsfrage zu beantworten.
- Die Arbeit sollte über den Einzelfall hinausweisen und allgemeingültige Ergebnisse liefern.
Natürlich sollte eine Masterarbeit nicht mit einer Doktorarbeit verwechselt werden, bei der der Unterschied noch deutlicher ist. Dennoch muss eine Masterarbeit wissenschaftlichen Anforderungen genügen und ist kein Praktikumsbericht.
Unterschiede in Umfang und Anforderungen
In Bezug auf die Wissenschaftlichkeit gilt im Wesentlichen dasselbe sowohl für Bachelorarbeiten als auch für Masterarbeiten. Allerdings umfasst eine Bachelorarbeit in der Regel weniger Seiten und hat einen geringeren Umfang als eine Masterarbeit. Während Masterarbeiten zwischen 60 und 120 Seiten umfassen können, haben Bachelorarbeiten meistens nur 30-50 Seiten. Die Bearbeitungszeit für eine Masterarbeit ist oft länger und die Anforderungen in Bezug auf Form, Formalitäten und Wissenschaftlichkeit sind strenger. Eine professionelle Formatierung sowie Lektorat und Korrekturlesen sind daher sehr wichtig, um den Ansprüchen gerecht zu werden.
Des Weiteren umfasst eine Bachelorarbeit oft eine enger umgrenzte Forschungsfrage oder Thematik, die in einem kleineren Rahmen bearbeitet werden kann. Während die Bachelorarbeit zeigen soll, dass man fachspezifische Denkweisen und Methoden beherrscht, soll die Masterarbeit eine detaillierte Beherrschung beweisen. Der Neuigkeitsgehalt des Untersuchungsgegenstandes steht nicht immer im Vordergrund. Bei einer Masterarbeit muss man zwar Methodenkompetenz und wissenschaftliches Arbeiten zeigen, man muss jedoch kein neues Forschungsergebnis produzieren.
Die theoretisch-konzeptionelle Masterarbeit
Es gibt verschiedene Arten von wissenschaftlichen Arbeiten, und eine davon ist die theoretisch-konzeptionelle Masterarbeit. Bei dieser Art der Arbeit steht die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft in der Literatur im Vordergrund. Man stellt eine Hypothese zu einer bestimmten Problemstellung auf und überprüft und erweitert sie anhand vorhandener Literatur. Dabei werden verschiedene theoretische Ansätze verglichen und untersucht. Man kann auch mit dem Modell These – Antithese – Synthese arbeiten, bei dem man eine Theorie einer anderen gegenüberstellt und dann eine Synthese entwickelt, die beide Theorien kombiniert. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine Theorie systematisch in einem übergeordneten Zusammenhang zu untersuchen, um zu prüfen, ob sie zur Lösung eines Problems beiträgt.
Der Vorteil der theoretisch-konzeptionellen Arbeit besteht darin, dass man unabhängig von externen Bedingungen und Personen in Ruhe arbeiten kann. Allerdings erfordert die Bearbeitung der Literatur gründliche Recherche und sorgfältige Organisation, um den Überblick zu behalten. Die Argumentation muss sorgfältig aufgebaut sein, um einen roten Faden zu schaffen. Es hängt auch davon ab, welches Ziel man mit der Masterarbeit verfolgt. Wenn man einen potenziellen Arbeitgeber kennenlernen und erste Berufserfahrung sammeln möchte, ist eine empirisch-praktische Arbeit sicherlich der bessere Weg.
Die empirisch-praktische Masterarbeit
Eine empirische Arbeit eignet sich besser, um einen potenziellen späteren Arbeitgeber kennenzulernen. Bei dieser Art von Masterarbeit wird ein Untersuchungsgegenstand in der Praxis überprüft. Dies kann qualitative oder quantitative Umfragen beinhalten, den Transfer einer Theorie in die Praxis oder die Entwicklung einer neuen Methode auf Basis der Literatur. Die empirisch-praktische Arbeit ist anspruchsvoller als die theoretisch-konzeptionelle Arbeit, da sie den Einsatz von Forschungsmethoden erfordert. Viele Studierende haben sich während ihres Studiums noch nicht intensiv mit empirischer Forschung auseinandergesetzt.
Die Anwendung von Forschungsmethoden erfordert ein gewisses Transferwissen, das nicht immer einfach zu handhaben ist. Die Strukturierung der Arbeit kann eine Herausforderung sein. In der empirischen Forschung muss in der Regel mit Hypothesen gearbeitet werden, aber nicht immer. In einigen Fällen reicht ein Experiment oder die Anwendung der Theorie in der Praxis aus. Es ist wichtig, dies im Voraus mit dem Betreuer der Hochschule abzuklären. Die Auswertung der Ergebnisse kann ebenfalls eine Hürde darstellen. Wenn man quantitative Untersuchungen durchführen möchte, sind grundlegende Statistikkenntnisse von Vorteil.
Fazit
Wenn man nach einem erfolgreich absolvierten Studium vor der Masterarbeit steht, ist es wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, was man mit der Arbeit erreichen möchte. Der große Unterschied zwischen einer Masterarbeit und einer Bachelorarbeit besteht darin, dass man nun zum ersten Mal richtig forschen darf und soll. Es geht also nicht mehr nur darum, das Studium erfolgreich abzuschließen, sondern auch den nächsten Schritt vorzubereiten.
Literatur:
- Ebster, Claus/Stalzer, Lieselotte (2013): Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, 5. Auflage Wien.
- Karmasin, Matthias/Ribing, Rainer (2012): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten, 7. Auflage Wien.
- Pospiech, Ulrike (2017): Wie schreibt man wissenschaftliche Arbeiten, Berlin.