Der ultimative Guide für den eigenen VW-Bus-Ausbau

Der Traum vom eigenen Bulli: So gelingt der VW-Bus-Ausbau

Sizilien, Sardinien, Korsika - irgendwo am Mittelmeer wurde Katja und Sebastian Teschner aus Mecklenburg-Vorpommern klar, dass es oft erst abseits aller touristischen Ziele richtig romantisch wird. Dörfer und Buchten, Mensch und Natur. Sie suchten ihre Form von Freiheit und fassten 2015 einen Plan: Ein VW-Bus sollte her. „Katja träumte von einem T1 oder T2, ich dachte Allradantrieb wäre cool und dann entdeckte ich auf eBay-Kleinanzeigen einen VW-T3-Syncro,“ erzählt Sebastian über die Anfänge seines VW-Bus-Ausbaus.

Es war der Anfang einer Liebe. Einer Liebe, die viel Geld verschlingt, unfassbar viel Arbeit macht – und die trotz allem unerschütterlich bleibt.

Einfacher macht diese Liebe in diesem Fall, dass Sebastian Kfz-Meister mit Leib und Seele ist. Pleiten, Pech und Pannen, wie sie mit einem betagten VW-Bulli durchaus hin und wieder vorkommen, kann er einfach selbst lösen. Er ist eben ein Macher. In einer Scheune neben seinem Bauernhaus, welches er selbst renoviert, stehen sechs Mopeds. Auch auf zwei Rädern fühlen sich Katja und er pudelwohl. Doch jetzt geht es um seinen T3 Syncro.

Ein Mann und eine Frau stehen vor einem gelben Bulli in der Natur

VW-Bus kaufen: Günstig war vorgestern

Verrückt: Wer sich den Traum vom Bulli erfüllen will, muss heute mehr investieren als noch in den 2010er-Jahren, obwohl die quadratischen Gefährte noch betagter sind als damals. Wer einen T2, T3 oder T4 besitzt, reitet quasi einen Goldesel. Warum? Klar – die Nachfrage ist riesig, während der Markt schrumpft.

Denn wer einen Bulli fährt, der gibt ihn nicht her. Junge Gebrauchte sind rar. Sebastian, der seinen Syncro (Baujahr 1988) mit rund 340.000 Kilometern erwarb, berichtet: „Die 7.500 Euro, die ich bezahlt habe, kamen mir 2015 viel vor. Heute müsste ich wohl das Doppelte auf den Tisch legen.“

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Wer denkt, mit einem Neuwagen eine günstigere, praktischere Lösung gefunden zu haben, liegt falsch: Der Campinghype wirkt nicht unbedingt preisdämpfend. Hinzu kommt, dass es bei den Neuwagen Lieferprobleme gibt.

Ein Mann schaut aus dem Fenster eines gelben Bullis

Expertise ist gefragt: Augen auf beim Bulli-Kauf

Wer einen alten Bulli jagt, der checkt Inserate. Manches läuft über Ebay-Kleinanzeigen und Sebastian macht eine Ansage: „Glaube nicht alles, was du liest! Lass dir zusätzliche Fotos schicken, bevor du nach weiter Anreise am Ende enttäuscht wirst.“

Er empfiehlt, einen Experten oder eine Expertin zu Rate zu ziehen: „Es reicht nicht zu erkennen, dass der Auspuff und der Keilriemen ordentlich aussehen.“ Merke: Je älter der Bus, desto größer ist häufig der Wartungsstau! Wer einen zuverlässigen T3 möchte, sollte nach dem Kauf noch genug Budget haben, um Profis mit der Restaurierung zu beauftragen.

VW-Bulli-Ersatzteile: Hände weg von billigen Angeboten

Blech, Fahrwerk und Motor – das sind die großen Baustellen, mit denen sich jede:r Oldtimer-Bulli-Fahrer:in ständig auseinandersetzen muss. Sebastian erklärt: „Je näher das Fahrzeug am Originalzustand ist, umso besser.“

Die Ersatzteilqualität ist auf dem Markt ein großes Problem. „Was im Nachbau billig angeboten wird, entpuppt sich leider oft als Schrott“, sagt der Kfz-Meister. Dann gibt der leidenschaftliche Schrauber ein Reparaturbeispiel für Bulli-Fans: „Die Blechflansche an den Achsmanschetten habe ich bei Porsche bestellt.“ Eine ungewöhnliche, aber gute Entscheidung.

Cool bleiben: Gute Kühlung für den VW-Bus

Wer auf große Fahrt geht, sollte auch die klimatischen Bedingungen bedenken. Nicht zuletzt ist Hitze ein Feind des weit gereisten Motors. Sebastian erläutert: „Viel Gepäck und ständig über 30 Grad Außentemperatur? Das geht nur mit einem großen Wasserkühler und einem Ölkühler.“ Die solltest du nachrüsten.

Der Bulli-Fan hat einen speziellen Tipp für den VW-Bus-Ausbau: In seinem Bulli hat er eine im Dach verbaute Standklimaanlage aus der LKW-Branche eingebaut. Sie wird während der Fahrt über die Lichtmaschine geladen und gehört zu den Extras, die auch Katja nicht missen möchte: „In der Hitze Siziliens bei angenehmer Temperatur zu schlafen – traumhaft.“

Blick von oben auf einen VW Bus mit Markise und einem Kind in einer Dachbox

T3 oder T4 ausbauen: Clevere Lösungen und Ideen

Auf den ersten Blick wirkt Sebastians und Katjas Bulli innen unspektakulär: Einbauschränke, graue Polster. Gemütlich. Auf den zweiten Blick fallen aber schlaue, individuelle Lösungen ins Auge, zum Beispiel die beiden Kinderbetten zum Einhängen. Eine Lavazza-Kaffeemaschine. Drehbare Vordersitze fürs gemütliche Beisammensitzen. Sowie diverse weitere Features, die den Bulli-Alltag komfortabler machen.

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Zum Beispiel hat Sebastian eine Servolenkung, eine Zentralverriegelung, eine Eberspächer Standheizung, einen Drehzahlmesser, eine 24-Volt-Dachklimaanlage, ein Navi mit Rückfahrkamera und diverse Steckdosen (USB, 12V, 24V, 230V) eingebaut. Ganz zu schweigen von Spezialeffekten wie der Ambientebeleuchtung im Rückspiegel oder der dimmbaren LED-Beleuchtung im Innenraum.

Armaturenbrett eines alten VW Bulli mit Navigationsgerät

Mit Beamer und Leinwand wird der Bulli zum Kinosaal

Doch das sind noch längst nicht alle Highlights seines VW-Bus-Ausbaus, auf die Sebastian stolz ist. Was hat der T3-Syncro noch zu bieten? „Ich habe immer ein Notebook mit Beamer dabei. An unserer Markise kann ich eine Leinwand anhängen und schon beginnt unser Kinoabend.“

Dass sich Katja aus der über die Solaranlage betriebenen Kompressorkühlbox hinter dem Beifahrersitz sogar ein Eis holen kann – normal! Genau wie die Einparkhilfe: Wie in Limousinen üblich, zeigt ein Monitor beim Rückwärtsfahren die Platzverhältnisse. Nicht zu vergessen: ein Tempomat. „Bei konstant 110 Kilometer pro Stunde schluckt der Bus rund zwölf Liter Diesel.“ Wenn du dagegen das Gas-Bremse-Spiel magst, kann es deutlich mehr werden.

Auch Stauraum ist purer Luxus

Wer mehrere Wochen verreist, womöglich sogar mit Kindern, der weiß den VW-Bus als Raumwunder zu schätzen. Sebastian kann auf zwei spezielle Konstruktionen stolz sein: „Ungewöhnlich ist sicher mein Heckträger Marke Eigenbau. Da passen entweder zwei Simson-Mopeds drauf oder eine Alubox.“

Genial auch: zwei Unterflur-Staukästen, die er mit Hilfe einer Flex in der Karosserie versenkt hat. Was viele Bulli-Fahrer:innen schätzen, ist ein Dachträger mit Dachterrasse und Heckleiter. Oben lassen sich bekanntlich Boxen mit speziellen Spanngurten sicher verzurren.

VW-Bus-Ausbau vom Profi machen lassen: Was kostet das?

Sebastian ist passionierter Bastler. Aber was tun, wenn du handwerklich weniger bewandert bist? Viele Schreiner:innen und Profis im Campingausbau bieten im Internet ihren Service an. Den Innenausbau im Echtholz-Look (zum Beispiel mit Möbelsets von „Reimo“) durch Spezialist:innen erledigen zu lassen, kostet rund 10.000 bis 15.000 Euro.

Wer viel Geld in sein Schmuckstück mit der berühmten „Backstein-Aerodynamik“ steckt, sollte übrigens nicht am Thema Diebstahlschutz sparen. Moderne Ortungstechnik, zum Beispiel mit GPS-Trackern von „Autoskope“, ist unbedingt empfehlenswert.

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Tipps vom Profi: Hier spricht der „BusChecker“

Einer, der sich seit rund 15 Jahren auf VW-Busse aller Art konzentriert, ist BusChecker Enrico Nagy. Der 49-jährige Kfz-Gutachter aus Rostock hat schon mehr als 6.000 Kund:innen beim Kauf beraten. Seinem kritischen Blick entgeht nichts, im Umgang mit allzu dreisten Verkäufer:innen ist er nicht zimperlich.

Er betont: „Der Markt ist total überhitzt. Es werden oft Preise aufgerufen, die in keiner Relation zum Zustand stehen.“ Wenn du dir unsicher bist, kannst du Enrico oder andere Bulli-Spezialist:innen auch für eine individuelle kostenpflichtige Beratung buchen. Zudem bietet Enrico auf seinem BusChecker-Blog viele weitere Tipps zum Bulli-Kauf und VW-Bus-Ausbau gratis.

Ein Mann mit Laptop sitzt auf einem ausgebauten Fahrersitz in einer Autowerkstatt

Augen auf! Fünf goldene Tipps für Bulli-Begeisterte

Worauf musst du beim Bulli-Kauf achten? Hier die Tipps von Enrico:

  • Karosserie: Eine gute Karosserie ist das Wichtigste! Je weniger geschweißt werden muss, desto besser. Merke: Eine starke Karosse erkennst du nicht an der frischen Lackierung, sondern besser an einer verblichenen. Neuer Lack bedeutet oft, dass es etwas zu verbergen gibt.
  • Motor: Bestehe darauf, dass der Motor bei deiner Probefahrt nicht schon warmgelaufen ist. Ein Motor, der kalt sofort startet, ist grundsätzlich ein gutes Zeichen.
  • Fahrgestellnummer: Leider kommt es nicht selten vor, dass die Fahrgestellnummer wie neu eingebaut aussieht. Ist das der Fall, sollten deine Alarmglocken schrillen.
  • Originalzustand: Je näher dein künftiger Bulli am Original ist, umso besser. Veränderte Räder oder Fahrwerke, spezielle An- und Umbauten können beim TÜV zum Problem werden, wenn sie nicht exakt in den Papieren eingetragen sind.
  • Nimm dir Zeit: Setz dich beim Bulli-Kauf nicht unter Zeitdruck. Kaufe nicht, weil du dir eine Frist gesetzt hast oder deine Hochzeit vor der Tür steht und du mit dem Bulli in die Flitterwochen starten möchtest. Bleib cool, auch wenn der:die Verkäufer:n dir ständig erzählt, dass noch fünf andere den Bus haben wollen. Ein überstürzter Kauf kann sich als fataler und teurer Fehler entpuppen.

Ein gelber VW Bus auf einer Schotterstraße in einer bergigen Landschaft

VW-Bulli: Wer gerne schraubt, ist klar im Vorteil

VW-Bus fahren ist Kult. Wer einen Oldie hat, gehört fast automatisch zu einer coolen Community. Der Bulli steht für Freiheit und Lust auf Abenteuer – zum Beispiel auf einem Roadtrip durch Europa oder in den USA. Was jede:r vor dem Kauf bedenken sollte: T3 und T4 brauchen viel Aufmerksamkeit. Bulli-Fans wie Sebastian kennen jede Dichtung – wer nicht gerne selber schraubt, braucht unbedingt eine zuverlässige Werkstatt.

Andererseits: Nicht jeder träumt von einer Offroadtour durch die Mongolei. Wer beispielsweise an Nord- und Ostsee unterwegs ist oder Ausflüge mit Übernachtung in heimischen Gefilden liebt, den wirft auch eine Panne nicht aus der Bahn. Denn Bulli-Liebe bedeutet: Treue. In guten wie in schlechten Zeiten.