Wildes Camping kann auf den ersten Blick einfach erscheinen: Einfach in den nächstgelegenen Wald wandern und den Zeltplatz aufschlagen. Doch lass dich nicht täuschen! Wildes Camping kann gefährlich sein und sogar illegal, da die Gesetze, die bestimmen, wo du campen darfst und wo nicht, von Land zu Land variieren.
Bevor du aufbrichst, solltest du darauf vorbereitet sein, dich mit folgenden Dingen auseinanderzusetzen:
Feuer
Ein romantisches Lagerfeuer und Geschichten am Lagerfeuer gehören zum wilden Camping-Erlebnis dazu. Doch zünde niemals ein offenes Feuer an. Besonders in Gebieten, in denen Waldbrände eine Gefahr darstellen, musst du besonders vorsichtig sein. Achte auf lokale Wettervorhersagen und plane im Voraus einen sicheren Fluchtweg, falls du das Camp verlassen musst.
Wasser
Im Gegensatz zu Campingplätzen gibt es in der Natur keinen leicht zugänglichen Wasserquelle. Plane also, in der Nähe von fließendem Wasser zu campen. Stelle dann deine Zelte mindestens 50 Meter entfernt auf und weise einen Bereich für Notdurft ab, der mindestens 60 Meter entfernt liegt, um Verschmutzung durch Abfall zu vermeiden. Trinke auch niemals von stehendem Wasser.
Wetter
Das Wetter kann sich schnell ändern und echte Gefahren darstellen. Überprüfe das Wetter vor deiner Reise und packe entsprechend ein. Denke nicht nur an Kleidung, sondern auch an Essen: Bei Kälte kann eine Thermosflasche nützlich sein, bei Hitze benötigst du möglicherweise mehr Wasser.
Tiere
Menschen mögen die größte Gefahr sein, aber sie sind nicht die einzigen auf einem Campingausflug. Informiere dich im Voraus, ob es in der Gegend bestimmte Tiere oder Reptilien wie Bären oder Schlangen gibt, die eine Gefahr für dich darstellen könnten. So kannst du Fehler vermeiden, wie zum Beispiel Lebensmittel an Orten zu lassen, an denen sie unerwünschte Besucher anlocken könnten.
Lokale Gesetze
Selbst wenn du alles andere geklärt hast, musst du sicherstellen, dass du nicht um 3:00 Uhr morgens von einem wütenden Bauern oder noch schlimmer, einem Parkranger geweckt wirst, der dich auffordert, dein Camp abzubauen und zu verschwinden. Hier ist eine grobe Übersicht über die Gesetze zum wilden Campen in einigen Ländern:
Europa
Praktisch jedes europäische Land hat unterschiedliche Regeln und Vorschriften zum wilden Campen. Um die Dinge zu vereinfachen, hier sind die Regionen Europas, in denen verantwortungsvolles wildes Campen, auch wenn es nicht strikt legal ist, ermutigt wird:
- England und Wales – Wildes Campen ist nur im Dartmoor National Park erlaubt.
- Schottland – Camping ist nur für zwei oder drei Nächte an einem Ort erlaubt und muss in kleiner Zahl und leichtgewichtig sein.
- Frankreich – Wildes Campen ist nur auf privatem Land mit Einverständnis des Eigentümers erlaubt.
- Schweden – Camping ist maximal zwei Tage erlaubt.
- Norwegen – Das Recht auf Zugang bestätigt das Recht der Öffentlichkeit zum wilden Campen.
- Finnland – Camper müssen eine angemessene Entfernung von Wohnhäusern oder Hütten einhalten.
- Dänemark – Obwohl wildes Campen überall verboten ist, kannst du in mindestens 40 zugelassenen Wäldern maximal zwei kleine Zelte aufschlagen.
- Rumänien – Obwohl es nicht offiziell erlaubt ist, wird wildes Campen weitgehend toleriert. Frag zuerst den Grundstückseigentümer.
- Island – Das Campen mit maximal drei Zelten ist auf unbewirtschaftetem Land für eine Nacht erlaubt, obwohl die Nutzung von Campingplätzen bevorzugt wird.
- Slowakei – Wildes Campen ist legal, aber in Gebieten mit Schutzstufe drei und höher verboten. Lagerfeuer sind nicht erlaubt.
- Türkei – Wildes Campen ist legal, und die Go Turkey Tourism-Website bietet sogar einige hilfreiche Tipps.
Im Rest Europas ist wildes Campen entweder strikt illegal – wie in Italien, Kroatien und Portugal – oder nur in bestimmten Regionen erlaubt, wie in Spanien. Wenn du Zweifel hast, frage vorher den Grundstückseigentümer. Du weißt nie, vielleicht freuen sie sich sogar, wenn du für eine Nacht oder zwei dein Lager aufschlägst.
Australien und Neuseeland
Obwohl du im Outback praktisch überall wild campen kannst, sind die australischen Gesetze zum wilden Campen an anderen Orten überraschend streng. Allein über Weihnachten und Neujahr hat der Byron Shire Council 218 Verstoßmeldungen für illegales Campen ausgestellt.
Die gute Nachricht für Wildcamper ist, dass du immer noch an Tausenden von zertifizierten “free camping” -Plätzen in Nationalparks, staatlichen Wäldern und anderen ländlichen Gebieten im ganzen Land ein “authentisches” wildes Camping-Erlebnis haben kannst. Wie der Name schon sagt, bieten viele davon nur wenige oder gar keine Einrichtungen und kosten nichts, um dort zu übernachten. Für Plätze innerhalb der Nationalparks benötigst du jedoch eine Genehmigung und musst in einigen Fällen im Voraus buchen.
Falls dir das zu zivilisiert klingt und du immer noch entschlossen bist, wild zu campen, sind die Vorschriften in Neuseeland entspannter. Solange es nicht ausdrücklich verboten ist, darfst du auf öffentlichen Naturschutzflächen wild campen.
USA und Kanada
Für Amerikaner und Kanadier ist wildes Campen legal in US-Nationalwäldern und -graslandschaften (sofern nicht anders gekennzeichnet), auf Land des Bureau of Land Management (sofern es für Camping geeignet ist und nicht für Rinderweide oder Bergbau verwendet wird) und auf kanadischem Kronland. Du kannst auch im “Backcountry” von Nationalparks und Nationalmonumenten wild campen, aber du benötigst eine Genehmigung und es gelten Vorschriften.
Ansonsten verwalten verschiedene nationale, staatliche und lokale Regierungen Gebiete und es gibt auch private Grundstücke und Indianerreservate zu beachten. Wenn du außerhalb der erlaubten Gebiete wild campen möchtest, mach deine Recherche im Voraus, um sicherzustellen, dass du kein Hausfriedensbruch begehst.
Afrika, Südamerika und Asien
Obwohl wildes Camping in einigen Ländern in Afrika, Südamerika und Asien möglich ist, ist es in großen Teilen dieser Regionen entweder illegal oder zu gefährlich, insbesondere wenn du mit der Gegend oder politischen Situation nicht vertraut bist. Um das Campen in einem dieser Länder zu erleben, wird dringend empfohlen, einen Führer einzustellen, der dir den sichersten Platz zum Campen zeigen kann.
Was du einpacken solltest
Du kennst bereits alle wesentlichen Dinge, die du zum Camping mitbringen solltest: Wollsocken, warme Kleidungsschichten, Insektenspray, Sonnenschutzmittel – du kennst das. Aber wenn du wild campst, musst du ein paar zusätzliche Dinge einpacken, um sicher durch deine Reise zu kommen.
- Wasserfilter/Reinigungstabletten: Während Reinigungstabletten kostengünstig erscheinen mögen, haben sie oft einen starken Eigengeschmack. Wasserfilter sind dagegen einfacher zu verwenden und praktischer. Wenn du viel campen planst, lohnt es sich, in einen Filter zu investieren oder eine Flasche mit integriertem Filter wie zum Beispiel einen Lifesaver zu besorgen.
- Karte und Kompass: National Geographic und Gaia GPS bieten beide ausgezeichnete Karten, die du im Voraus herunterladen oder ausdrucken kannst. Stelle nur sicher, dass du sie an einem trockenen Ort aufbewahrst oder dass dein Telefon genügend Akku hat.
- Eine Methode zum Umgang mit Toiletten und Abfall: “Nimm nichts als Erinnerungen mit, hinterlasse nichts als Fußabdrücke” gilt beim wilden Camping für alles, auch für dein Geschäft. Packe unparfümiertes Toilettenpapier, eine kleine Schaufel und Hundekotbeutel oder etwas Ähnliches ein. Wenn das Bedürfnis nach Toilette aufkommt, vergrabe deine Hinterlassenschaft mindestens 15 cm tief unter der Erde und mindestens 60 Meter vom Wasser entfernt. An einigen Orten kannst du das Toilettenpapier im Loch verbrennen, aber in anderen Gebieten sind Feuer aller Art verboten. Am besten ist es, es mitzunehmen.
- Ein Mobiltelefon: Es ist verlockend, dich komplett abzuschotten, aber stelle sicher, dass du ein voll aufgeladenes Mobiltelefon für den Notfall dabei hast. Selbst wenn du keinen Empfang an deinem Campingplatz hast, kannst du das Telefon nutzen, sobald du ein Signal findest.
Brauchst du wirklich ein Zelt?
Während jedes Zelt, das du für wildes Camping kaufst, weniger als 2 kg wiegen sollte (oder 3 kg, wenn du die Last auf zwei Personen verteilst), können Zelte sperrig und umständlich aufzubauen und abzubauen sein, ganz zu schweigen von den Kosten.
Biwaksäcke (dünne, wasserdichte Taschen, die über den Schlafsack gelegt werden) sind eine günstige, leichte Alternative. Sie eignen sich jedoch nur für kurze Ausflüge von ein bis zwei Nächten, da auch die besten Biwaksäcke Feuchtigkeit im Inneren des Schlafsacks zurücklassen. Wenn du sie länger benutzt, musst du einen Ort finden, um deinen Schlafsack zum Trocknen aufzuhängen. Allerdings sind Biwaksäcke die beste Möglichkeit, die Natur richtig zu erleben – es sei denn, es regnet.
Wenn es regnet, wirst du in einem Biwaksack garantiert nass. In diesem Fall kannst du immer eine Plane über dir anbringen, um die schlimmsten Elemente abzuhalten. Aber wenn Schnee oder starker Regen vorhergesagt sind oder wenn du länger als ein paar Tage wild campen möchtest, halte dich lieber an das Zelt.
Aufbruch
Du hast gepackt. Du hast dich auf jede Eventualität vorbereitet. Du hast überprüft, ob das Campen in dem Bereich, in dem du dein Lager aufschlagen möchtest, erlaubt ist. Jetzt gibt es nur noch eins zu tun: Aufbrechen!
Nur eines solltest du nicht vergessen: Wildes Camping muss keine 160 Kilometer lange Trekkingtour sein. Es kann so einfach sein, einen Rucksack mit genug Ausrüstung für eine Nacht zu packen, sich auf ein kleines Abenteuer zu begeben und rechtzeitig zum Frühstück wieder zu Hause zu sein. Obwohl, wie die meisten Wildcamper dir sagen werden, schmecken Speck und Eier, die bei Sonnenaufgang gekocht werden, irgendwie immer viel besser.