Der Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie

Der Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie

Warum komme ich nicht weiter? Was will ich eigentlich? Und wie erreiche ich es? Solche Fragen stellen sich viele im Laufe des Lebens. Beißt man sich daran fest, sind Impulse von Außenstehenden oft hilfreich. Aber genügt das Gespräch mit einem Coach, um wieder in die Spur zu kommen? Oder ist das Problem so dramatisch, dass eine Therapie nötig ist? Eine Entscheidung, die Betroffene zunächst ohne Hilfe treffen müssen – und die schwerfallen kann.

Bei Problemen im Job, der Beziehung oder der Lebensplanung hoffen viele auf Hilfe durch Coachings oder Psychotherapie. Doch es gibt beträchtliche Unterschiede.

Coaching – den eigenen Weg finden

Ein Coaching soll den Hilfesuchenden in die Lage versetzen, die eigenen Ressourcen zu aktivieren. Gespräche mit einem Coach sollen dazu führen, dass der Betroffene wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten findet und die eigenen Bedürfnisse wieder erkennt.

Ein Coach kann in vielen Bereichen unterstützen: von der Selbstfindung über grundsätzliche Fragen zur Lebensplanung, Probleme in Partnerschaft und Familie bis hin zur Trauerbegleitung. Und natürlich im Job.

Coaching vs. Psychotherapie

Je nach Problemlage nutzen Coaches auch psychologische Hintergrundmodelle. Ist Coaching also eine Psychotherapie light? Nein, die Grenzen sind klar geregelt: Während sich gesunde Menschen durch Coaching unterstützen lassen können, richtet sich Psychotherapie an Menschen, die sich durch ihr Problem im Alltag eingeschränkt fühlen.

Anders als Coaching ist die Therapie eine gesetzlich geschützte Profession. Nur wer über eine Approbation in Psychotherapie verfügt, darf Menschen behandeln und sich „Psychotherapeut“ nennen.

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Coaching als erste Anlaufstelle

Trotzdem kratzt ein Coaching nicht bloß an der Oberfläche. Weil man auf einen Therapieplatz lange warten muss und psychische Erkrankungen noch immer stigmatisiert werden, kostet der Anruf bei einem Coach oft erst mal weniger Überwindung. Und auch dort kann es anstrengend werden. Sich selbst schwierige Fragen zu stellen – “das ist ein herausfordernder, manchmal unangenehmer Prozess”, sagt Nina Meier, Coach und Rechtsanwältin in Kaltenkirchen bei Hamburg. Idealerweise kommt der Betroffene dadurch selbst auf eine Lösung für sein Problem.

Einen guten Coach zu finden kann allerdings schwierig sein. Denn anders als Psychotherapie ist Coaching nicht gesetzlich reglementiert. Es gibt Ethikrichtlinien und Zertifizierungsvoraussetzungen, um mehr Transparenz in den Markt zu bringen. Verbände wie der Deutsche Coaching Verband (DCV) veröffentlichen diese.

Viele Psychotherapeuten bieten Coachings an

“Manche Coaches versprechen das Blaue vom Himmel – nach dem Motto: ,Wir machen Sie fit für dies und das’”, sagt DCV-Vorstand Brungs. Erfolgsgarantien gebe es im Coaching keine. Der Klient bestimmt zwar die Themen und Ziele, der Prozess bleibt aber stets ergebnisoffen.

Mittlerweile bieten viele Psychotherapeuten selbst Coachings an. Anders als bei einer Therapie zahlt der Klient ein Coaching aus eigener Tasche. Merkt ein Therapeut während der Gespräche, dass der Klient im Grunde eine Psychotherapie benötigt, kann er die Rollen wechseln und eine Diagnose stellen, um die Kostenübernahme bei der Krankenkasse zu beantragen.

Der richtige Weg für jeden Einzelnen

Doch was passiert umgekehrt, wenn sich jemand mit einer psychischen Erkrankung in ein Coaching begibt? Meier zufolge kein Problem: “Im Coaching geht es darum, sich weiterzuentwickeln. Wer psychisch krank ist, kommt nicht wirklich voran”, sagt sie. Die Methoden des Coachings reichen dann schlichtweg nicht aus. “Als Coach merke ich das sofort.” Auch Professor Thomas Fydrich, Professor für Psychotherapie an der Humboldt-Universität Berlin, sieht hier kein großes Risiko. Vor diesem Hintergrund wäre es ihm zufolge dennoch sinnvoll, dass Coaches über eine fundierte psychologische Ausbildung verfügen.

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Ob jemand mit seinem Problem zuerst zu einem Coach oder gleich einen Therapieplatz sucht, ist dem Betroffenen selbst überlassen. Spätestens nach dem ersten Gespräch sollte aber klar sein, ob der Weg besser über Coaching oder eine Therapie führt.