Handwerk und Industrie sind zwei verschiedene Bereiche, die sich in ihrer Arbeitsweise und Struktur unterscheiden. Doch wo genau liegt der Unterschied zwischen einem Handwerksbetrieb und einem Industriebetrieb? In diesem Artikel werden wir darauf eingehen und die wichtigsten Kriterien für die Unterscheidung beleuchten.
Handwerk oder Industrie?
Ein Handwerksbetrieb kann mit der Zeit zu einem mittelständischen Unternehmen heranwachsen, in dem viele Mitarbeiter beschäftigt sind und maschinelle Produktion stattfindet. Doch ab wann ist ein Betrieb ein Industriebetrieb und nicht mehr nur ein Handwerksbetrieb?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach und kann nur anhand des Gesamtbildes und der Branchenüblichkeit beurteilt werden. Allerdings hat die Rechtsprechung einige Kriterien entwickelt, die bei der Einschätzung helfen können.
Technik oder Handarbeit – was überwiegt?
Im Handwerk steht die Handarbeit im Vordergrund, während im Industriebetrieb der Maschineneinsatz eine größere Rolle spielt. Eine Spezialisierung auf aufwendig hergestellte Produkte, die nicht automatisiert massenhaft produziert werden können, spricht eher für einen traditionellen Handwerksbetrieb.
“Einer macht alles” oder Arbeitsteilung?
Typisch für einen Handwerksbetrieb ist die Komplettfertigung eines Produktes durch eine einzelne Person. Im Industriebetrieb hingegen erfolgt eine Arbeitsteilung, bei der verschiedene Mitarbeiter mit spezifischen Aufgaben betraut sind.
Packt der Chef mit an?
Im Handwerksbetrieb ist es üblich, dass der Chef selbst aktiv mitarbeitet und seine Mitarbeiter anleitet.
Wie qualifiziert sind die Mitarbeiter?
Im Handwerksbetrieb werden Schlüsselpositionen oft mit Fachkräften besetzt, die vom Meister selbst ausgebildet wurden. Im Industriebetrieb sind bestimmte Teilaufgaben oft weniger an ein bestimmtes Qualifikationsniveau gebunden.
Hat der Meister den Überblick?
Im Handwerksbetrieb behält der Meister alle Aufträge, Arbeitsschritte und Fristen im Blick. Wenn diese Aufgaben aufgrund der Betriebsgröße nicht mehr vom Meister wahrgenommen werden können, spricht dies eher für einen Industriebetrieb.
Warum ist die Unterscheidung wichtig?
Die Unterscheidung zwischen Handwerk und Industrie hat praktische Auswirkungen auf verschiedene Bereiche.
- Die Mitgliedschaft in einer Handwerkskammer oder einer Industrie- und Handelskammer hängt von der Einordnung des Betriebes ab.
- Die Frage nach einer Beitragspflicht zu einer Sozialkasse wie der SOKA-Bau kann von der Einordnung als Handwerks- oder Industriebetrieb abhängig sein.
- Die Meisterpflicht und die Eintragung in die Handwerksrolle sind für Industrieunternehmen nicht relevant.
Fazit
Die Unterscheidung zwischen Handwerk und Industrie kann sich sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich auf den Betrieb auswirken. Es gibt verschiedene Kriterien, anhand derer man eine Einordnung vornehmen kann. Bei konkreten Fragen zu dieser Unterscheidung kann Ihnen Rechtsanwalt Dr. Meides weiterhelfen.