Introvertiert zu sein bedeutet nicht automatisch schüchtern zu sein. Oftmals werden die beiden Begriffe fälschlicherweise als Synonyme verwendet. Doch es gibt einen klaren Unterschied zwischen Schüchternheit und Introversion.
Schüchtern bedeutet nicht introvertiert
Schüchternheit ist eine soziale Angst. Schüchterne Menschen haben Angst davor, etwas falsch zu machen oder von anderen verurteilt zu werden. Introversion hingegen ist eine angeborene Charaktereigenschaft. Introvertierte Menschen entscheiden bewusst, mit wem sie sich unterhalten möchten, da soziale Kontakte ihnen Energie kosten. Sie bevorzugen tiefgehende Gespräche mit vertrauten Personen anstelle von Smalltalk mit Fremden. Das Bedürfnis nach ständiger Interaktion und Austausch mit anderen ist bei Introvertierten geringer ausgeprägt.
Der Grund für das Verhalten
Der entscheidende Unterschied zwischen Schüchternheit und Introversion liegt im Grund für das Verhalten. Schüchternheit kann überwunden werden, indem man sich den Ängsten stellt und mehr Selbstvertrauen gewinnt. Introversion hingegen bleibt eine lebenslange Eigenschaft. Man kann lernen, damit umzugehen und seine Stärken zu nutzen, aber die Introvertiertheit an sich wird nie verschwinden.
Das Problem liegt im Sprachgebrauch
Das eigentliche Problem liegt in unserem Sprachgebrauch. Viele Menschen kennen den Unterschied zwischen Schüchternheit und Introversion nicht. Dabei haben die beiden Begriffe unterschiedliche Definitionen. Der Duden definiert “introvertiert” als “auf das eigene Seelenleben gerichtet” und “verschlossen”, während “schüchtern” als “scheu, anderen gegenüber gehemmt” beschrieben wird. Der Duden macht also auch einen eindeutigen Unterschied zwischen den beiden Begriffen.
Warum korrekter Sprachgebrauch wichtig ist
Die Vermischung der Begriffe führt dazu, dass Schüchternheit und Introversion nicht mehr angemessen verstanden werden. Introversion wird auf Schüchternheit reduziert, obwohl es viel mehr umfasst. Schüchternheit und Introversion sind beide keine negativen Eigenschaften, aber es ist wichtig, den Unterschied zwischen ihnen zu verstehen.
Durch die korrekte Verwendung unserer Sprache können wir dazu beitragen, dass beide Begriffe ihre eigentliche Bedeutung entfalten können und dass Menschen ihre Schüchternheit oder Introversion als das ansehen, was sie wirklich sind.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele introvertierte Menschen schüchtern sind, aber nicht alle schüchternen Menschen introvertiert sind. Schüchternheit ist eine soziale Angst, während Introversion eine angeborene Charaktereigenschaft ist. Durch die korrekte Verwendung dieser Begriffe können wir dazu beitragen, dass beide Wörter ihre eigentliche Bedeutung entfalten können.
Welche Missverständnisse zum Thema Intro- und Extroversion kennst du noch?
Quellen: Duden, Karrierebibel, Leise Menschen – Starke Wirkung von Sylvia Löhken
Bildnachweis: Titelbild von Daria Shevtsova, mittleres Bild Frau in weißem Kleid von Trần Long, beide über Pexels