Als kluge Anlegerin weißt du sicherlich, dass es wichtig ist, dein Geld gewinnbringend anzulegen. Eine der besten Möglichkeiten, dies zu tun, ist der Zinseszins. Klingt kompliziert? Keine Sorge, ich erkläre es dir ganz einfach.
Was bedeutet Zinseszins?
Der Zinseszins beschreibt die Verzinsung der Zinsen. Um das zu verstehen, nehmen wir folgendes Beispiel: Zwei Sparer legen jeweils 1.000 Euro mit einem Zinssatz von fünf Prozent pro Jahr für zwei Jahre an. Sparer Nummer eins lässt sich nach einem Jahr die aufgelaufenen Zinsen von 50 Euro auszahlen, während Sparer Nummer zwei die Zinsen auf dem Konto stehen lässt. Im zweiten Jahr werden diese 50 Euro mitverzinst. Am Ende der Laufzeit von zwei Jahren erhält Sparer Nummer zwei 1.102,50 Euro ausbezahlt, während Sparer Nummer eins zweimal je 50 Euro gutgeschrieben bekommt und somit eine geringere Rendite hat.
Wie wirkt sich der Zinseszinseffekt genau aus?
Was in unserem Beispiel nur eine kleine Differenz ist, kann bei einer langfristigen Geldanlage eine große Wirkung haben. Nehmen wir an, du legst 20.000 Euro für 20 Jahre mit einem Zinssatz von drei Prozent an. Bei jährlicher Auszahlung der Zinsen beträgt das Endkapital insgesamt 32.000 Euro. Wenn jedoch die Zinsen verzinslich angesammelt werden, beläuft sich das Endkapital auf beeindruckende 36.122,22 Euro. Ein deutlicher Unterschied, oder?
Auch Anlegerinnen, die in Investmentfonds investieren, haben die Wahl zwischen ausschüttenden Fonds und thesaurierenden Fonds. Letztere legen die Ausschüttungen automatisch wieder an und führen zu einer erheblichen Steigerung der Rendite.
Wie berechnet man den Zinseszins?
Es gibt im Internet viele Möglichkeiten, den Zinseszins zu berechnen. Doch wenn du dich für die Formel dahinter interessierst, hier ist sie:
K_neu = K * (1 + p/100) ^ n
Hierbei steht K_neu für das Endkapital nach Gutschrift der Zinsen, K für das Anfangskapital ohne Zinsen, p für den Zinssatz und n für die Anzahl der Jahre. Setzen wir unsere Beispielanlage von 20.000 Euro und 20 Jahren um, würde die Berechnung des Endkapitals wie folgt aussehen:
K_neu = 20.000 * (1 + 3/100) ^ 20
Wenn du das Anfangskapital aus dem Endkapital berechnen möchtest, verwendest du diese Formel:
K = K_neu / ((1 + p/100) ^ n)
Für unser Beispiel ergibt sich folgender Rechenweg:
K = 36.122,22 / ((1 + 3/100) ^ 20)
Der Zinseszins im Alltag
Wenn du dein Geld auf einem Sparbuch oder einem Tagesgeldkonto anlegst und die Zinsen nicht vorzeitig abhebst, profitierst du automatisch vom Zinseszins. Auch Festgelder, die länger als ein Jahr laufen, bieten den Zinseszinseffekt automatisch an. Lediglich Konten, die die Zinsen automatisch auszahlen, sind eher selten.
Sparpläne für vermögenswirksame Leistungen und Bausparverträge zählen ebenfalls zu den Klassikern des Zinseszinses. Gleiches gilt für Lebensversicherungen, die heutzutage die Gewinne nicht mehr jährlich ausschütten, sondern am Ende der Laufzeit kumuliert gutschreiben.
Der Zinseszins in der Politik
Was für Anlegerinnen gut ist, kann auch für die Politik als Schuldner von Vorteil sein. Schon im Jahr 1776 wurde in England der Zinseszinseffekt zur Tilgung von Staatsschulden genutzt. Durch die Anlage eines Grundkapitals und die Nutzung der eingesparten Zinsen konnte ein ausreichendes Endkapital erreicht werden, um die Schulden in einer Summe zu begleichen.
Die Besteuerung beim Zinseszins
Banken führen automatisch die Abgeltungssteuer auf gezahlte Erträge ab, inklusive der Zinsgutschriften. Allerdings kannst du als Anlegerin eine Steuerbefreiung beantragen, indem du einen Freistellungsauftrag einreichst. Dieser erlaubt eine Steuerfreiheit für Kapitalerträge bis zu 801 Euro pro Jahr für Alleinstehende und 1.602 Euro pro Jahr für Verheiratete.
Jetzt weißt du, wie der Zinseszins funktioniert und wie du ihn zu deinem Vorteil nutzen kannst. Also lass dein Geld für dich arbeiten und genieße das Wachstum deiner Rendite!
