Wenn dein Hund ständig juckt, leckt und offene entzündete Hautstellen hat, kann dies auf eine allergisch bedingte Neurodermitis hinweisen. In solchen Fällen ist es höchste Zeit, einen Tierarzt aufzusuchen, um eine Desensibilisierung in Erwägung zu ziehen. Aber wie funktioniert das? Und welche Allergene können Allergien beim Hund verursachen?
Welche Allergien können beim Hund eine Neurodermitis verursachen?
Prinzipiell gibt es vier große Gruppen von Auslösern für die atopische Dermatitis beim Hund:
- Pollenallergien, wie Baumpollen, Kräuterpollen, Gräserpollen etc.
- Schimmelpilzallergien
- Hausstaubmilben- und Vorratsmilbenallergien
- Futtermittelallergien
Besonders häufig sind Hausstaubmilben als Auslöser für eine Neurodermitis beim Hund anzutreffen.
Was sind die Ursachen für Neurodermitis beim Hund?
Die genauen Ursachen für Neurodermitis beim Hund sind nicht vollständig erforscht. Es gibt jedoch bestimmte Hunderassen, bei denen Neurodermitis deutlich häufiger auftritt als bei anderen. Die Vererbung spielt hierbei eine Rolle. Zum Beispiel haben Golden Retriever, Labrador Retriever und Westhighland White Terrier ein höheres Risiko, Allergien zu entwickeln, als andere Rassen.
Haben diese drei Hunderassen eine Gemeinsamkeit?
Es ist noch nicht ausreichend erforscht, ob es eine gemeinsame genetische Grundlage für diese Rassen gibt. Studien haben gezeigt, dass bei Labrador Retrievern und Beagles zwischen 40 und 300 Gene am allergischen Geschehen beteiligt sein könnten. Die genaue klinische Bedeutung ist jedoch noch nicht klar.
Sind Hunde als Welpen von Neurodermitis betroffen oder tritt die Erkrankung auch bei älteren Tieren auf?
Bei vielen Hunden tritt die atopische Dermatitis bereits im ersten Lebensjahr auf und bei etwa 80 Prozent der Hunde entwickeln sich Symptome bis zum dritten Lebensjahr. Allerdings kann die Neurodermitis auch bei älteren Tieren auftreten.
Nimmt die Neurodermitis bei Hunden zu?
Es gibt nur wenige Daten, um diese Frage eindeutig zu beantworten. Es ist schwer zu sagen, ob die Neurodermitis beim Hund in früheren Zeiten nicht aufgetreten ist oder einfach nicht erkannt wurde. Gute zentrale Patientenregister gibt es außer in der Schweiz und in Schweden nicht.
Wie sieht es generell mit Allergien bei Hunden aus, steigen die Zahlen?
Aus meiner persönlichen Erfahrung als Tierdermatologe kann ich sagen, dass allergische Erkrankungen bei Hunden in den letzten 30 Jahren zugenommen haben. Etwa 70 bis 80 Prozent meiner Patienten sind Allergiker.
Warum nehmen Allergien bei Hunden zu?
Die Ursachen für den Anstieg allergischer Erkrankungen bei Hunden sind vermutlich ähnlich wie bei Menschen. Tiere sind heutzutage immer mehr Teil der Familie, leben in Wohnungen und haben eine andere Lebensweise als noch vor 100 Jahren. Der westliche Lebensstil der modernen Gesellschaft, mit seiner extremen Sauberkeit, wenig frischer Luft und industriell gefertigter Ernährung, scheint sowohl für Mensch als auch Tier gleichermaßen negativ zu sein.
Desensibilisierung als Therapieoption für Hunde mit Neurodermitis
Die Desensibilisierung, auch als Hyposensibilisierung bekannt, ist eine Therapieoption für Hunde mit Umweltallergien. Bei Hunden, die eine Neurodermitis aufgrund von Futtermittelallergien entwickelt haben, ist die Desensibilisierung jedoch noch nicht möglich.
Es ist wichtig zu beachten, dass bei einigen hundeallergischen Patienten keine positiven Haut- oder Bluttests erstellt werden können. In solchen Fällen ist die Desensibilisierung ausgeschlossen, da das auslösende Allergen nicht identifiziert werden kann.
Welche Erfolgsaussichten hat die Desensibilisierung beim Hund?
Die Erfolgsaussichten bei einer Desensibilisierung liegen bei etwa 60 bis 70 Prozent. Es gibt Studien, denen zufolge bei 20 Prozent der Hunde durch die Hyposensibilisierung eine vollständige Remission der Allergie-Symptome erreicht wird. Bei 40 Prozent der Hunde werden die Symptome deutlich reduziert, erfordern aber gelegentlich noch die Behandlung mit Antihistaminika oder Shampoos. Bei 20 Prozent der Hunde verbessern sich die Symptome nur geringfügig, während bei weiteren 20 Prozent keinerlei Effekt zu beobachten ist.
Welche Extrakte werden für die Desensibilisierung beim Hund verwendet?
In Europa werden meist Aluminium-präzipitierte Extrakte verwendet, die auch in der Humanmedizin zum Einsatz kommen. Es gibt jedoch auch speziell auf die Bedürfnisse von Tieren ausgerichtete Allergenextrakte.
Mit welchen Kosten muss ein Besitzer für die Desensibilisierung des Hundes rechnen?
Die Kosten für die Desensibilisierungstherapie variieren je nach Klinik und geografischer Region. Die Kosten hängen auch von der benötigten Dosis des Allergenextrakts ab. Im Durchschnitt liegen die Kosten für eine Hyposensibilisierungstherapie beim Hund zwischen 100 und 300 Euro pro Jahr.
Wie wird die richtige Dosis des Allergenextrakts für die Desensibilisierung ermittelt?
Im Gegensatz zur humanen Allergentherapie wird die Hyposensibilisierung beim Hund sehr individuell angepasst. Zunächst wird alle vier Wochen eine Injektion des Allergenextrakts unter die Haut gegeben. Die Dosis und das Intervall werden auf Basis der Reaktion des Hundes angepasst. Die Behandlung kann mehrere Monate dauern, bis eine Besserung der Neurodermitis eintritt.
Wie lange sollte die Desensibilisierung beim Hund durchgeführt werden?
Die Desensibilisierung beim Hund wird mindestens ein Jahr lang durchgeführt, bevor über einen eventuellen Abbruch aufgrund mangelnder Wirkung entschieden wird. Oft dauert es Monate, bis sich die Neurodermitis beim Hund bessert. Wenn nach einem Jahr eine Verbesserung des Hautbildes festgestellt wird und der Besitzer die Behandlung fortsetzen möchte, wird die Therapie für mindestens ein weiteres Jahr fortgeführt.
Gibt es Nebenwirkungen bei der Desensibilisierung des Hundes?
Nebenwirkungen bei der Desensibilisierung des Hundes sind selten. Gelegentlich kann es zu einem vorübergehenden erhöhten Juckreiz nach der Injektion kommen. Diese Nebenwirkungen können durch eine Reduzierung der Dosis oder die Gabe von Antihistaminika behandelt werden. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie ein anaphylaktischer Schock sind beim Hund sehr selten.
Insgesamt ist die Desensibilisierung beim Hund eine vielversprechende Therapieoption für Hunde mit Neurodermitis. Bei Fragen und Unsicherheiten sollte jedoch immer ein Tierarzt konsultiert werden.
Herzlichen Dank an Herrn Prof. Mueller für dieses informative Gespräch!