Deutsche Polizei: Nicht alle sind begeistert von den amerikanischen Sirenen

Deutsche Polizei: Nicht alle sind begeistert von den amerikanischen Sirenen

Man kennt sie aus zahlreichen amerikanischen Polizeiserien – von “Hawaii Five-0” bis “Einsatz in Manhattan”: Die schrillen Polizeisirenen, deren Klang die Cops in ihren schwarz-weißen Chevy Impalas oder Dodge Monacos auf Verbrecherjagd schickt.

Nun sollen auch deutsche Polizeifahrzeuge mit sogenannten Yelp-Sirenen ausgestattet werden dürfen. Ergänzt werden sollen diese durch rote LED-Leuchten auf dem Dach, die dem Übeltäter einen grellen Blitz in den Rückspiegel schicken. Das Bundesverkehrsministerium hat bereits die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, indem Änderungen an der Straßenverkehrszulassungsordnung vorgenommen wurden. Nun liegt das Vorhaben beim Bundesrat, der das Gesetz in seiner Sitzung am 5. Juli absegnen soll.

NRW sieht keinen Handlungsbedarf

Allerdings stoßen die Yelp-Sirenen bei Behörden der Länder und Polizeigewerkschaften keineswegs auf einhellige Zustimmung, wie Recherchen der Zeitung “Welt” ergaben. Nordrhein-Westfalen zum Beispiel sieht keinen Handlungsbedarf. Wolfgang Beus, Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf, betont: “In NRW setzen wir schon seit Jahren auf ein bewährtes System.”

Zunächst wird dem Verkehrssünder “Stop Polizei” in Spiegelschrift angezeigt, dann blitzt ein rotes Licht in den Rückspiegel und wenn das nicht hilft, wird durch den Einsatz von Außenlautsprechern und der Lichthupe ein Anhalten erzwungen. Eine zusätzliche akustische Warnung hält Beus für nicht erforderlich. Darüber hinaus weist er darauf hin, dass es sich bei dem Gesetzentwurf nur um eine Kann-Bestimmung handelt.

Auch in den sozialen Netzwerken gibt es Kritik. Kommentare wie “Ramsauers letzter Scherz vor seiner Abwahl im Herbst” oder Fragen wie “Hat der Minister zu oft ‘Einsatz in Manhattan’ gesehen?” bis hin zu “Müssen wir den Amis jeden Mist nachmachen?” sind keine Seltenheit.

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Amerikanische Lösung findet Unterstützung

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Roger Wendt, plädiert in einem Brief an Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) jedoch vehement für die amerikanische Lösung: “Die Praxis zeigt immer wieder, dass das Signal ‘Stop Polizei’ oft nicht ausreicht, um das gewünschte Verhalten herbeizuführen. Die Autofahrer nehmen das Signal häufig nicht wahr, wodurch die Streifenbesatzung gezwungen ist, das überholte Fahrzeug zu überholen, was zu riskanten Situationen führen kann.”

Dieses Problem sei seit vielen Jahren bekannt, so Wendt weiter. “Das in den USA verbreitete Yelp-Signal unterscheidet sich eindeutig vom bekannten Martinshorn und ist gut geeignet, Autofahrer darauf hinzuweisen, dass sie rechts ranfahren und anhalten müssen.”

Technische Aufrüstung kein Problem

Technisch gesehen stellt die Aufrüstung wohl kein Problem dar. Drei Hersteller stehen bereit und der Aufwand ist überschaubar. “Unsere Anlagen sind modular aufgebaut”, sagt Bernhard Kückmann, Verkaufsleiter beim Zulieferer Hella. Die 1,10 Meter breiten Signalbrücken müssten lediglich um eine Platine mit roten LEDs erweitert werden. “Das Yelp-Signal kann über eine separate Taste aktiviert werden und gehört zu einer Auswahl von 20 verschiedenen elektronisch erzeugten Polizeisirenen, deren Software-Daten alle im Speicher hinterlegt sind”, so Kückmann. “Das reicht von der Wiener Polizei über französische bis hin zu gängigen amerikanischen Melodien.”

Das größte Problem dürfte jedoch das zu erwartende Chaos bei der Umsetzung sein. Länder wie Hessen müssen lediglich die Software ändern oder ein Kabel einstecken, um bereits vorhandene Anlagen zum Jaulen zu bringen. Die Hansestadt Hamburg dagegen dürfte, wenn überhaupt, nach einer längeren Vorbereitungszeit umrüsten. Wiederum andere Bundesländer, wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen, haben bisher noch gar keine Pläne dafür. Die Folge: Autofahrer sind verwirrt und können bei Fahrten in andere Bundesländer leicht den Überblick verlieren.

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Die noch immer uneinheitliche Gestaltung deutscher Polizeifahrzeuge wirkt da geradezu lächerlich. Denn im Gegensatz zur an EU-Standards angepassten blau-weißen oder blau-silbernen Lackierung halten nur das Saarland und der Freistaat Bayern am traditionellen Grün-Weiß fest.

Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GDP), hält eine einheitliche Lösung für sinnvoll. “Ein einheitliches Erscheinungsbild der Polizei in allen Bundesländern ist uns am wichtigsten.” Mit der neuen Regelung wird dies allerdings immer unwahrscheinlicher.