Die Unterschiede zwischen dem deutschen und amerikanischen Arbeitsrecht wurden kürzlich durch die Kündigungen bei Twitter deutlich. Doch welches System ist eigentlich besser? Lassen Sie uns diese Frage genauer betrachten.
1. Kündigungen in Deutschland
In Deutschland sind Arbeitnehmer nach der Probezeit größtenteils vor Kündigungen geschützt. Das Kündigungsschutzgesetz gewährt den Mitarbeitern einen allgemeinen Kündigungsschutz, was im Vergleich zum besonderen Kündigungsschutz nach dem Mutterschutzgesetz oder dem Schwerbehindertengesetz gilt.
Das deutsche Arbeitsrecht unterscheidet zwischen verhaltensbedingten, personenbedingten und betriebsbedingten Kündigungen. Verhaltensbedingte Kündigungen erfordern in der Regel eine vorherige Abmahnung. Personenbedingte Kündigungen können aufgrund von Krankheiten oder körperlichen Einschränkungen erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen treten auf, wenn der Arbeitsplatz wegfällt.
2. Kündigungen in den USA
Das amerikanische Arbeitsrecht folgt einem anderen Ansatz. Dort gilt das Prinzip “Hire and Fire”. Grundsätzlich steht es dem Arbeitgeber frei, ob er einen Arbeitnehmer weiterbeschäftigt oder nicht. Es bedarf keiner besonderen Rechtfertigung für eine Kündigung.
Es gibt jedoch auch Grenzen. Diskriminierende Kündigungen sind nicht erlaubt, genauso wenig wie Kündigungen aufgrund von Hinweisen auf Missstände im Unternehmen.
3. Welches System ist besser?
Die Antwort auf diese Frage hängt von der Perspektive ab. Arbeitnehmer schätzen in Deutschland den Kündigungsschutz, der ein gewisses Maß an Sicherheit bietet. Arbeitgeber in den USA hingegen wünschen sich mehr Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter.
Eine volkswirtschaftliche Betrachtung zeigt, dass ein umfassender Kündigungsschutz die Arbeitslosigkeit niedrig halten kann. Allerdings kann ein zu hoher Kündigungsschutz auch eine Einstellungshürde für neue Mitarbeiter darstellen.
Die Statistiken zeigen, dass die Arbeitslosenquote in den USA niedriger ist als in Deutschland. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Qualität der Beschäftigung nicht berücksichtigt wird.
4. Fazit und Annäherung
Es lässt sich kein eindeutiges Urteil darüber fällen, welches Arbeitsrecht besser ist. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Eine gewisse Annäherung ist jedoch festzustellen, da bestimmte Kündigungsverbote im US-Arbeitsrecht immer stärker ausgedehnt werden.
Die Unterschiede zwischen dem “Land der Cowboys und Indianer” und dem “Land von Marx und Engels” mögen groß sein, aber beide bewegen sich langsam aufeinander zu. Eine positive Entwicklung, finden Sie nicht auch?
Artikel von Dr. Wolfgang Gottwald, Rechtsanwalt/Attorney at Law
