Deutschland steht vor einer großen Herausforderung: Das Land bezieht weitaus weniger russisches Erdgas als noch vor einem halben Jahr. Doch es gibt bereits neue Lieferanten, die den Bedarf decken können. In diesem Artikel erfährst du, woher Deutschland nun sein Gas bezieht und wie die Zukunft der Gasversorgung aussieht.
Norwegen als größter deutscher Gasimporteur
Norwegen hat inzwischen Russland als größten deutschen Gasimporteur abgelöst. Der Anteil an norwegischem Gas liegt bereits bei 38,3 Prozent und steigt weiter an. Norwegen deckt mittlerweile rund 26 Prozent der europäischen Gasnachfrage und füllt somit die Lücke, die das russische Gas hinterlassen hat. Auch Deutschland profitiert von den gestiegenen Lieferungen aus Norwegen. Im Juli lag der Anteil norwegischen Gases an den deutschen Gasimporten bei etwa 40 Prozent.
Die Niederlande als zweitgrößter Gaslieferant
Die Niederlande waren bisher die drittwichtigste Gasquelle Deutschlands. Doch durch die reduzierten russischen Gasmengen in der Nord Stream 1 ist der Anteil der Niederlande weiter gestiegen. Sie steuern mittlerweile 24,1 Prozent des deutschen Gasbedarfs bei und sind somit zum zweitwichtigsten Herkunftsland deutscher Gasimporte aufgestiegen. Allerdings gibt es politischen Widerstand gegen eine weitere Erhöhung der Fördermengen in den Niederlanden.
Deutschland sucht nach weiteren Alternativen
Deutschland bezieht auch einen kleinen Teil seines Erdgases aus Belgien. Allerdings kann das importierte Erdgas oft nicht eindeutig einem Herkunftsland zugeordnet werden, da sich die Erdgasarten durch das enge europäische Pipelinenetz vermischen. Langfristig liegt das größte Potenzial für neue Gasquellen im LNG (Flüssigerdgas), das per Schiff transportiert wird. Deutschland importiert derzeit hauptsächlich LNG aus den USA, aber es gibt Gespräche mit anderen Lieferländern wie Katar, Australien, Algerien und Nigeria. Kanada könnte perspektivisch ebenfalls eine Gaslieferant sein, benötigt jedoch noch LNG-Exportterminals an der Ostküste.
Bessere Versorgung in Zukunft
Obwohl Deutschland aktuell kaum noch selbst Gas produziert, gibt es Pläne, in der Nordsee neue Gasfelder zu erschließen. Zudem plant Deutschland den Bau von LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Diese sollen bereits im bevorstehenden Winter einsatzbereit sein. Weitere Anladestellen sollen folgen.
Andere EU-Länder unabhängiger von russischem Gas
Auch andere EU-Länder haben bereits Maßnahmen ergriffen, um unabhängiger von russischem Gas zu werden. Italien zum Beispiel hat Abkommen über Gaslieferungen mit Algerien, Katar und Aserbaidschan geschlossen. Dadurch konnte der Anteil russischer Gasimporte auf 21 Prozent des italienischen Energiebedarfs reduziert werden. Spanien und Portugal sind sogar weitgehend unabhängig von russischem Gas und liefern sogar selbst Gas an andere EU-Länder. Frankreich verfügt über drei LNG-Terminals und importiert den Großteil seines Erdgases aus Norwegen.
Deutschland arbeitet mit Hochdruck daran, neue Gaslieferanten zu finden, um den Bedarf zu decken und die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Norwegen und die Niederlande nehmen dabei eine wichtige Rolle ein, aber auch andere Länder wie Belgien und möglicherweise Kanada könnten in Zukunft eine größere Rolle spielen. Die Pläne für den Bau weiterer LNG-Terminals in Deutschland lassen hoffen, dass die Versorgungssicherheit in Zukunft gewährleistet ist.