Die Behauptung, dass Deutschland nur für rund zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist und daher praktisch irrelevant sei, wird oft als Entschuldigung oder Rechtfertigung dafür angeführt, nichts gegen den Klimawandel zu unternehmen. Doch diese Argumentation beruht auf falschen Annahmen und ist irreführend.
Verantwortung kennt keine Größenordnung
Auch wenn Deutschland einen vergleichsweise kleinen Anteil am globalen CO2-Ausstoß hat, kann daraus nicht geschlossen werden, dass wir keinen Beitrag zur Reduzierung leisten müssen. Um es anders auszudrücken: Nur weil der Anteil der deutschen Plastikverpackungsabfälle an der weltweiten Produktion bei etwa einem Prozent liegt, bedeutet dies nicht, dass wir nichts gegen Plastikmüll tun müssen. Die Logik dahinter ist unzulässig. Der renommierte Klimaforscher Stefan Rahmstorf bringt es auf den Punkt: Wenn man die weltweite Bevölkerung in 50 Gruppen einteilen würde, von denen jede für zwei Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist, würde dies dann bedeuten, dass niemand etwas tun muss?
Deutschlands hoher CO2-Ausstoß pro Kopf
Betrachtet man nicht den prozentualen Anteil eines Landes am globalen CO2-Ausstoß, sondern den CO2-Ausstoß pro Kopf seiner Bevölkerung, wird deutlich, dass Deutschland einen hohen Beitrag zum Klimawandel leistet. Während der weltweite Durchschnitt bei etwa fünf Tonnen CO2 pro Person und Jahr liegt, beträgt der Wert in Deutschland 9,7 Tonnen. Dies entspricht etwa dem 30-fachen der Emissionen in Ländern wie Kenia oder Nepal. Daher ist es umso wichtiger, dass Deutschland seinen CO2-Ausstoß signifikant reduziert.
Verbindliche Klimaschutzverpflichtungen
Die Diskussion darüber, wie viel einzelne Länder zum Klimaschutz beitragen müssen, ist eigentlich schon seit dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 beantwortet. Deutschland, Österreich, die Schweiz und viele andere Staaten haben das Abkommen unterzeichnet und ratifiziert. Darin ist festgelegt, dass alle Vertragsparteien verpflichtet sind, ihre eigenen Emissionen mit ambitionierten Maßnahmen zu senken. Diese Verpflichtung besteht unabhängig davon, wie groß der Anteil eines Landes an den Gesamtemissionen ist. Deutschland hat sich also völkerrechtlich dazu verpflichtet, dem Klimaschutz nachzukommen.
Darüber hinaus sind viele Staaten aufgrund ihrer eigenen Verfassung dazu verpflichtet, wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. In Deutschland beispielsweise besteht diese Pflicht durch Artikel 20a des Grundgesetzes, der den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen für gegenwärtige und zukünftige Generationen vorsieht. Das Bundesverfassungsgericht hat in einem Beschluss im April 2021 klargestellt, dass diese Pflicht auch die Verpflichtung zur Treibhausgasneutralität beinhaltet.
Deutschlands Beitrag zum weltweiten CO2-Ausstoß mag auf den ersten Blick gering erscheinen, doch betrachtet man die Pro-Kopf-Emissionen und unsere völkerrechtlichen Verpflichtungen, wird deutlich, dass wir einen bedeutenden Beitrag zum Klimawandel leisten. Daher ist es unumgänglich, dass Deutschland seinen CO2-Ausstoß drastisch reduziert und sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzt.