Deutschlands Goldreserven: Ein Blick hinter die Kulissen

Deutschlands Goldreserven: Ein Blick hinter die Kulissen

In der gesamten Weltgeschichte wurden bisher mehr als 208.000 Tonnen Gold abgebaut, der Großteil davon seit 1950. Deutschland mag zwar nicht über bedeutende Goldvorkommen verfügen, aber wenn es um den Goldbesitz geht, steht das Land dennoch an vorderster Front.

Warum Deutschland so viele Goldreserven hat

Gold wurde bereits in der Antike als Währung genutzt und hat sich bis heute als relativ wertstabile Geldanlage gehalten. Es verspricht vor allem eines: Sicherheit.

Ab 1944 spielte Gold im Wirtschaftswachstum Europas eine wichtige Rolle. Durch das Bretton-Woods-Abkommen, das 1944 unterzeichnet wurde, wurde ein Golddevisenstandard mit festen Wechselkursen eingeführt. Zudem verpflichtete sich die US-Notenbank Fed, Dollar gegen Gold einzutauschen.

Deutschland war Teil dieser Vereinbarung, die 1973 endete. In den 20 Jahren zwischen 1952 und 1972 entwickelten sich die Goldreserven des Landes wie folgt:

  • 1958: Mehr als 2.345 Tonnen Feingold
  • 1968: Ein Höchststand von mehr als 4.033 Tonnen
  • In den 1970er Jahren: Etwa 3.700 Tonnen

Seitdem haben sich die Goldreserven nur geringfügig verändert.

Gold spielt auch eine wichtige Rolle in der Geldpolitik aus folgenden Gründen:

  • Gold ist krisenfest und entwickelt sich relativ unabhängig von der Inflationsrate. In Krisenzeiten, in denen der Wert des Euros sinkt, kann der Wert des Geldes durch den Kauf von Gold gesichert werden. Eine hohe Nachfrage führt außerdem zu steigenden Goldpreisen.
  • Gold schafft Vertrauen, da viele Menschen in schlechten Zeiten darauf setzen, ihr Vermögen durch Gold zu sichern.
  • Gold bietet Investitionsmöglichkeiten.
  • Gold kann als Reservewährung dienen, falls der Euro zusammenbrechen sollte, was zwar oft prophezeit wurde, aber nach wie vor ein extremes Krisenszenario ist.
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Deutschlands Goldreserven im Überblick

Laut Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, hat Deutschland aktuell rund 3.374 Tonnen Gold. Damit verfügt das Land über die zweitgrößten Goldreserven der Welt im Wert von etwa 200 Milliarden Euro.

Zusätzlich zu diesem Betrag gibt es noch Gold im Privatbesitz. Nagel zufolge besitzen die privaten Haushalte in Deutschland 9.098 Tonnen Gold – das ist 2,7-mal mehr als der deutsche Staat.

Internationale Goldreserven im Vergleich

Die USA besitzen mit über 8.133 Tonnen das meiste Gold. Die Schweiz hält jedoch die größten Goldreserven pro Einwohner, aufgrund ihrer geringen Bevölkerungsdichte.

Die Lagerung der deutschen Goldreserven

Deutschland lagert sein Gold nicht nur im Inland, sondern auch in den Zentralbanken der USA und Großbritanniens. Dies geschieht aus Sicherheitsgründen, da es sicherer ist, das Gold dezentral zu lagern, um Diebstählen vorzubeugen.

Früher war es aufgrund begrenzter Transportmöglichkeiten schwierig, das Gold ins Inland zu bringen. Daher lagerte Deutschland das Gold einfach in den entsprechenden Ländern, als die Reserven zwischen den 1950er und 1970er Jahren erworben wurden.

Seit 2020 befindet sich jedoch mehr als die Hälfte der deutschen Goldreserven in den Tresoren der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. Der vorherige Lagerort in Paris wurde vollständig aufgelöst. Derzeit befinden sich etwa 36 Prozent in der Federal Reserve Bank in New York und rund 12 Prozent in der Bank of England in London.

Kritik an Deutschlands Goldreserven

Die Lagerung des deutschen Goldes stößt nicht bei allen auf Zustimmung. Es gibt Kontroversen über den Lagerort. Verschwörungstheoretiker glauben, dass die deutschen Goldtresore im Ausland leer sind und die USA die Goldbarren für sich beansprucht haben. Andere wiederum sind der Meinung, dass minderwertiges Gold gegen hochwertiges ausgetauscht wurde. Es gibt jedoch keine Beweise für diese Behauptungen, weshalb sie eher in den Bereich der Verschwörungstheorien gehören.

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Es werden auch Forderungen nach mehr Transparenz laut. Die Bundesbank veröffentlicht regelmäßig ausführliche Informationen über den Goldbestand Deutschlands. Kritiker sehen in der Auflösung des Lagerortes in Paris und der Verlagerung des dort gelagerten Goldes nach Frankfurt am Main einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das gesamte Gold Deutschlands so schnell vollständig im Inland gelagert wird. Die Lagerung im Ausland dient auch dazu, die Währung in Krisenzeiten gegebenenfalls zu schützen.