Sie haben richtig gelesen: Es geht nicht um Selbstzüchtigung, sondern um Selbst-Zucht und darum, wie es in Griechenland frei lebende Katzen dazu bringen, den Rang einer bald international anerkannten Haustierrasse zu erhalten. Kaum eine Tierart ist in Griechenland derart präsent wie Katzen. Sie bevölkern Kitschpostkarten, Tavernen und Restaurants, Müllcontainer in den Großstädten genauso wie Fischereihäfen. Viele ihrer Artgenossen haben allerdings auch den anerkannten Status als Familienmitglieder erhalten und leben in den Etagenwohnungen der Städte: Die Katze ist in Griechenland, ähnlich wie in den meisten europäischen Ländern, das beliebteste Haustier.
Da haben sie Glück: Denn wild lebende “Streunerkatzen” werden von der Verwaltung vieler von Tourismus lebenden Gemeinden als Problem angesehen. Von den meisten Touristen geliebt, unter dem Tavernentisch gefüttert und in malerischen Posen fotografiert, polarisieren die Tiere unter den Einheimischen. Wie auf Kommando taucht schnell das halbe Dutzend Katzen aus versteckten Winkeln auf, um den reichen zweibeinigen Onkel aus Amerika zu umbetteln. An Ferienorten haben sich Andenkenläden, Kioske und Mini-Märkte an den Bedarf zugereister Katzenliebhaber angepasst und halten auch Katzenfutter bereit. Wenn die Touristensaison vorbei ist, bleiben überfütterte Katzen zurück, von denen nur ein Bruchteil den Winter überlebt.
Vielerorts haben sich Katzenschutzvereine gebildet, die sich um die streunenden Katzen kümmern und Futterstellen einrichten. Allerdings gibt es auch Gemeinden, die Katzen mehr oder weniger brutal “entsorgen”. Daneben gibt es auch humane, aber teure Kastrationsprogramme. Viele Tierschutzorganisationen vermitteln griechische Katzen ins Ausland und sorgen dafür, dass die Katzen in gute Hände kommen und die erforderlichen Reisepapiere bekommen.
Strenge Vorschriften bei der Katzenadoption beachten
Wenn man sicher ist, dass das anhängliche und liebgewordene Tier wirklich herrenlos ist und man über einschlägige Katzenerfahrung verfügt, geht der erste Weg zum örtlichen Tierarzt. Impfungen gegen Tollwut und das Chippen des Tieres sind Pflicht, bevor das Haustier reisen darf. Nur ein Tierarzt kann diese Untersuchungen und Impfungen verabreichen und den EU-Haustierausweis ausstellen. Die meisten spontanen Katzenimporteure scheitern an dem Zeitfaktor und den bürokratischen Hürden.
Keineswegs leben in Griechenland nur herrenlose Streunerkatzen. Im Gegenteil: Schon im Straßenbild der Großstädte fällt die Vielzahl von Geschäften für Heimtierbedarf auf, das Angebot ist vor allem auf Hunde- und Katzenbesitzer ausgerichtet. Kleintierarztpraxen bieten neben dem Verkauf von Katzen- und Hundefutter auch Behandlungen nach europäischem Standard an.
Die Ägäische Hauskatze auf dem Weg zur “anerkannten Rasse”
Griechische Katzenfreunde sind auf einem guten Weg, die streunenden “Allerweltskatzen” in den Adelsstand zu erheben. Es gibt bereits eine Art Rassestandard, der zwar noch nicht international anerkannt ist, es aber unter anderem schon zu einem Wikipedia-Eintrag gebracht hat. Auf vielen Katzenseiten wird die “Ägäische Hauskatze” bereits in ihren Eigenschaften von Kopf bis Schwanz, Fellfarbe, Ohrenform und Sozialverhalten klar definiert. Einig ist man sich darüber, dass sich die “Ägäische Hauskatze” ohne menschliches Zutun – lediglich durch Selbstauswahl und Anpassung an den Menschen – erschaffen hat. Sie zeichnet sich durch ihre Intelligenz, Gesprächigkeit, ein Gewicht von 8-12 Pfund, grüne, blaue oder goldene Augen, mittellanges, zweifach- bis dreifarbiges Fell, einen langen und manchmal krummen Schwanz sowie mittelgroße Pfoten und Beine aus.
Wenn Sie das nächste Mal in Griechenland sind, achten Sie doch einmal auf die bezaubernden Ägäischen Hauskatzen. Vielleicht verlieben Sie sich in eine dieser wundervollen Kreaturen und bringen sie mit den erforderlichen Papieren mit nach Hause. Denn wer könnte schon einem so charmanten und intelligenten Haustier widerstehen?