Der Ellenbogen ist ein komplexes Gelenk, das bei vielen Säugetieren, einschließlich des Menschen, auftretende Probleme verursachen kann. Bei uns Menschen ist das Ellenbogengelenk jedoch weniger belastet, da wir uns aufrecht bewegen. Affen und Kängurus sind ebenfalls weitgehend vor Ellenbogengelenksdysplasie geschützt.
Das Ellenbogengelenk – Eine komplizierte Angelegenheit
Ein normales Gelenk besteht aus zwei Knochen, die sich gegeneinander bewegen. Um Reibung zu vermeiden, sind sie mit Knorpel überzogen und von Gelenkwasser umgeben. Die Gelenkkapsel schützt die Mechanik und sorgt für Stabilität. Der Knorpel polstert die Gelenkflächen der Knochen und verteilt das Körpergewicht gleichmäßig.
Das Ellenbogengelenk besteht aus den Knochen Elle (Ulna) und Speiche (Radius), die den Unterarm bilden. Der Oberarmknochen fügt sich geschmeidig in die Verbindung dieser Knochenköpfchen ein. Dieses Gelenk ermöglicht nur Beugung und Streckung, also Bewegungen in eine Richtung. Es wird daher als Scharniergelenk bezeichnet.
Was ist eine Dysplasie?
Eine Dysplasie bezeichnet eine Fehlbildung oder abnorme Veränderung von Gewebe oder anderen Strukturen im Körper. Eine Dysplasie kann überall im Körper auftreten, nicht nur in Gelenken. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern “dys” für schlecht, übel, falsch und “plassein” für formen, bilden zusammen.
Was passiert bei einer Fehlbildung des Ellenbogengelenks?
Um das Knochenwachstum zu verstehen, müssen wir einen kurzen Ausflug in die Embryonalentwicklung unternehmen. Die Bildung von Stammzellen zu spezialisierten Organzellen ist ein kleines Wunder. Jede Organzelle weiß genau, wo sie im Körper platziert sein wird und welche Aufgabe sie zur Form und Funktion des Organs beiträgt. Bereits im Embryo ist die spätere Beschaffenheit der Organe festgelegt. Knochenzellen bilden das Skelett der Wirbeltiere. Sie produzieren ständig Knochenmatrix, bis aus dem Embryo ein erwachsenes Tier oder Mensch entsteht. Während dieser Zeit sind die Wachstumsfugen der Knochen noch weich, um Platz für das Wachstum zu bieten. Nach der Pubertät verknöchern auch diese Wachstumsfugen.
Im Fall der Ellenbogengelenksdysplasie liegen eine oder mehrere Fehlbildungen vor, im Gegensatz zur Hüftgelenksdysplasie. Es gibt vier verschiedene Grunderkrankungen, die alle zu Arthrose führen:
1. Isolierter Processus anconaeus (IPA)
Der “Processus anconaeus” ist ein kleiner Knochenfortsatz am Ende der Elle. Er bildet den Abschluss der perfekten Rundung für den Kopf des Oberarmknochens. Manchmal wächst dieser Fortsatz nicht mit der Elle zusammen und bleibt frei beweglich. Die fehlende Verknöcherung führt zu Schmerzen, Entzündungen und Arthrose.
2. Osteochondrose dissecans (OCD)
Eine Osteochondrose ist eine krankhafte Veränderung von Knorpel- oder Knochengewebe während der Wachstumsphase. Die Fehlentwicklung der Wachstumsfuge zwischen Knochen und Knorpel beeinträchtigt die Ernährung des Knorpels und führt zum Absterben und Auflösen des Knorpels. Dadurch entstehen Reibungen, Entzündungen und Arthrose.
3. Fragmentierter Processus Coronoideus (FPC)
Der Processus coronoideus ist ein Knochenfortsatz der Elle im Ellenbogengelenk. Wenn Elle und Speiche während des Wachstums unterschiedlich schnell wachsen oder überlastet werden, entsteht eine “Stufenbildung”. Der überbelastete Fortsatz splittert und verursacht weitere Schäden im Gelenk.
4. Inkongruenz
Die Inkongruenz ist eine extreme Stufenbildung von Elle und Speiche. Das Gelenk ist nicht mehr passend und verursacht dauerhafte Entzündungen und Arthrose.
Osteophyten und Sklerose – Die Schweregrade der Ellenbogengelenksdysplasie
Bei einer Ellenbogengelenksdysplasie versucht der Körper, die Gelenkfläche durch Knochenauswüchse (Osteophyten) zu vergrößern und die Belastung zu verringern. Die Schweregrade der Ellenbogengelenksdysplasie werden anhand von Röntgenbildern eingeteilt:
- Grad 0: Keine Arthrose, keine Osteophyten und keine Sklerose
- Grad 1: Leichte Arthrose, kleine Osteophyten und Sklerose
- Grad 2: Mäßige Arthrose, mittelgroße Osteophyten
- Grad 3: Schwere Arthrose, große Osteophyten
Eine genaue Diagnose kann erst am Ende der Wachstumsphase gestellt werden.
Ursachen einer Ellenbogengelenksdysplasie
Eine Ellenbogengelenksdysplasie kann angeboren oder erworben sein. Angeborene Fehlbildungen sind genetisch bedingt und werden vererbt. Erworbene Ellenbogengelenksdysplasie entstehen durch falsche Bewegung oder Überlastung während der Wachstumsphase.
Die Verantwortung liegt in unseren Händen. Eine gesunde Ernährung und angemessene Bewegung sind entscheidend, um die Entwicklung einer Ellenbogengelenksdysplasie zu verhindern. Insbesondere Welpen müssen geschützt und ihre Bewegungen kontrolliert werden.
Behandlung einer Ellenbogengelenksdysplasie
Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser ist die Prognose. In den meisten Fällen ist eine Operation unerlässlich, um Knochen- oder Knorpelfragmente zu entfernen. Unbehandelt führt eine Ellenbogengelenksdysplasie zu lebenslangen Schmerzen und Arthrose. Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung, um die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
Die richtige Ernährung ist ebenfalls entscheidend, um die Gesundheit der Knochen und Gelenke zu unterstützen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Proteinen und allen wichtigen Nährstoffen ist erstrebenswert.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Hund an einer Ellenbogengelenksdysplasie leidet, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen. Eine genaue Diagnose und individuelle Behandlung sind erforderlich, um Ihrem Hund Schmerzen zu nehmen und seine Lebensqualität zu verbessern.