Die emotionalen Herausforderungen der Krebsoperationen meiner Hündin

Die Krebsoperationen meiner Hündin – und die Zeit, die uns noch bleibt

Hund

Es gibt Momente in unserem Leben, über die wir ungern sprechen. Sie sind schmerzhaft, beängstigend und doch so wichtig. Für jeden von uns, deren Herz an einem Hund hängt, wissen wir, wie unverletzlich und schützenswert sie sind. Der Gedanke, dass dem geliebten Vierbeiner Leid widerfahren könnte, ist unerträglich.

So war es auch für mich, als ich 2016 einen Knoten an der Milchleiste meiner Hündin Habcas entdeckte. Der Schock saß tief, und ich konnte den Gedanken kaum ertragen. Die erste Zeit konnte ich mit niemandem darüber sprechen, geschweige denn mich darum kümmern.

Am 30. September wurde Habcas in der Tierklinik in Kalbach operiert. Beide Milchleisten wurden je zur Hälfte entfernt. Mehr war aufgrund der Umstände nicht möglich.

Die Zeit unmittelbar nach der Operation war hart. Trotz Schmerzmittel konnte Habcas keine bequeme Position finden. Wir stapelten Kissen um sie herum, sie konnte nur im Sitzen schlafen.

Bei einem der Kontrolltermine fragte die Empfangsdame in der Klinik: “Haben wir Ihnen bereits das Ergebnis mitgeteilt?” – “Nein.” – “Ah, dann wird die Ärztin mit Ihnen darüber sprechen.”

Die Ärztin hat eine gute Arbeit geleistet, soweit ich das beurteilen kann. Doch zwischenmenschlich war sie nicht ihre Stärke. Ich war allein und werde nie wieder solche Momente allein durchstehen. Meine Welt brach zusammen. Die medizinischen Ausdrücke verstand ich nur bruchstückhaft, obwohl ich mich ein wenig auskenne: “sehr aggressiver Tumor”, “streut auf jeden Fall in die Lunge”, “wenig Aussicht auf eine lange Lebenserwartung, zwei Monate, zwei Jahre, wer weiß?”, “nichts kann man tun”.

Mit diesem “Nichts” wollten mein Mann und ich uns natürlich nicht abfinden. Von einer Tierheilpraktikerin wurden uns Zauber-Pilze verschrieben und ich änderte ihre Ernährung (getreidefrei). Zu diesem Zeitpunkt waren Habcas Blutwerte gut und die Ärztin sagte sogar: “Ihrem Herzen nach kann sie hundert Jahre alt werden.”

Seit Anfang 2017 entwickelte sich ein “Pickel” oder eine “Warze” am Hinterkopf von Habca, das wir zunächst als belanglos betrachteten. Es sei denn, man hat einen Hund, der Krebs hatte. Dann ertastete ich eine Veränderung an der verbliebenen Milchleiste. “Das kann nicht sein”, sagte die Ärztin, legte den Hund auf den Rücken und stellte nach einiger Zeit fest: “Das hat nichts mit den Milchleisten zu tun.” Wir sahen dies zunächst als gute Nachricht an, waren jedoch weiterhin besorgt und fragten uns: “Könnten es Metastasen sein?” Ich erinnere mich noch genau an den Monolog der Ärztin, der erklärte, warum “Metastasen” das falsche Wort dafür sei. Es wurde eine Gewebeprobe am Kopf entnommen, um herauszufinden, ob es sich um einen Mastzelltumor handelte. Das Ergebnis des Labors war “uneindeutig”.

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Am 10. März 2017 wurde Habca erneut operiert. Bei der Voruntersuchung sagte der Arzt, er müsse noch ein Thorax-Röntgenbild machen, um festzustellen, “ob sich eine OP überhaupt lohnt”. Die Lunge war weiterhin frei von sichtbaren Tumoren. Der Tumor am Kopf musste “großflächig” entfernt werden, obwohl die Fläche begrenzt war. Die Knoten am Bauch wurden entfernt und die Bauchhaut musste unter Zug mit einer Entlastungsnaht zusammengenäht werden. Das Ergebnis war, dass es sich dennoch um das bösartige Gewebe der Milchleiste handelte. Am Kopf befand sich ein gutartiger Tumor.

Habca erholte sich überraschend schnell von beiden Operationen. Sie hatte schnell wieder Hunger und Freude an alltäglichen Aktivitäten. Ihr Fell wuchs schnell nach und alles verlief komplikationslos.

Doch mein Herz, es erholt sich nicht so schnell.

Die Angst um meinen Hund ist stärker als je zuvor. Ich bin erschrocken, wenn irgendetwas mit ihr nicht stimmt. Ich mache mir Sorgen um ihr Wohlergehen. Ich habe sie lange geschont, bis sie anfing, jeden Abend unerträglich zu werden. Jetzt darf sie wieder viel mitkommen und wieder Trailen gehen. Wenn ich mit Rikchen etwas Neues ausprobiere, drängt sie sich immer noch gern dazu. Sie zeigt mir, dass sie noch lange nicht zum “alten Eisen” gehört. Sie wirkt nicht wie ein alter Hund – viele halten sie regelmäßig für jünger.

Ich habe auch von Freundinnen und Kolleginnen gehört, deren Hunde eine Krebs-OP hatten. Die Bereitschaft, plötzlich besorgt zu sein, verschwindet nicht. Wir tragen die Narben noch lange nachdem sich unsere Hunde erholt haben.

Was während der OP-Zeit geholfen hat:

  • In Anspruch genommene Hilfe. Ich weiß, dass dies oft nicht leicht ist. Aber es tut gut, und manchmal müssen wir jemanden darum bitten, weil selbst unser Partner oder unsere Freundinnen nicht wissen, was wir gerade brauchen. Ich bat eine Freundin, mich zur Voruntersuchung in die Klinik zu begleiten, als mein Mann nicht konnte. Anderen konnte ich in schwierigen Momenten eine WhatsApp-Nachricht schreiben. Eine Freundin erinnerte mich immer daran, was für ein Kämpfer Habca ist. Mit einer anderen Freundin konnte ich darüber sprechen, was sein würde, wenn Habca nicht mehr da ist, und ich konnte weinen. Ein erfahrener Hundecoiffeur gab mir Tipps, wie ich mit dem neuen Fell umgehen kann.

  • Sich informieren, aber nicht zu viel. Ich habe zwei Tierärzte und eine Tierheilpraktikerin konsultiert. Ich habe auch in Büchern über Krebs bei Hunden gelesen. Es ist wichtig, informiert zu sein. Aber ich meide Geschichten über das Leiden anderer Hunde und Menschen in Facebook-Gruppen und Foren. Ich versuche mich zu informieren und mich gleichzeitig zu schützen. Dort, wo ich keine Expertin bin und es nicht sein kann oder möchte, suche ich jemanden, dem ich vertraue. Ich kann und muss nicht alles wissen. Das bedeutet auch, dass ich sorgfältig abwäge, welche weiteren Untersuchungen durchgeführt werden sollen. Was möchte ich wissen, wenn ohnehin nichts getan werden kann?

  • Sich mit dem Tod auseinandersetzen und ihn verdrängen. Es mag paradox klingen, aber beides hat seine Zeit. Wir wissen alle, dass unsere Hunde vor uns sterben werden. Es könnte jederzeit passieren. Aber nicht immer haben wir die Möglichkeit, uns darauf vorzubereiten. Ich überlege, was ich mit Habca unbedingt noch tun möchte. Auf der anderen Seite kann und will ich meine Zeit nicht damit verbringen, auf den Tod zu warten! Gerade jetzt möchte ich genießen, Erinnerungen schaffen und Spaß haben. Ich möchte nicht nach Symptomen suchen. Ich möchte sie nicht zwanghaft beobachten. Ich möchte sie nicht zu sehr schonen. Sie ist jetzt aktiv und nach meinem Kenntnisstand ein gesunder Hund! Und ältere Hunde wollen auch noch Neues lernen, sie wollen neue Herausforderungen meistern!

  • Prioritäten setzen. Habcas Krebsdiagnose hat mich auf gewisse Weise gelassener gemacht. Ich lasse ihr zum Beispiel (noch) mehr Freiheit. Sie darf ungesunde Dinge essen. Ich habe keine großen Erziehungsziele mehr, die sie zu einem angepassten Hund machen sollen. Ich halte ihr Fell kurz, denn ich möchte die verbleibende Zeit nicht mit Kämmen verschwenden. Ich verwöhne sie ohne schlechtes Gewissen.

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Einige konkrete Tipps:

  • Nach der Operation versuche ich, so weit wie möglich einen Trichter-Kragen zu vermeiden. Das “Medical Protection Shirt” hat sich als äußerst praktisch erwiesen und ist die Investition wert. Später eignet sich auch das Thundershirt hervorragend, um Verbände aller Art zu schützen. Wenn doch ein Kragen notwendig ist, empfehle ich die Verwendung aufblasbarer Kragen oder des “Teepaw”.

  • Ich brauche das Gefühl, etwas zu tun und gestatte es mir, auch wenn mein wissenschaftlicher Geist mir sagt, dass dies unsinnig ist. Nach der Operation habe ich zum Beispiel spezielle Bach-Tropfen für eine schnellere Genesung verwendet. Es schadet nicht und tut mir gut. Obwohl sie ziemlich teuer waren, war es dennoch eine wichtige Unterstützung.

  • Für heilende Wunden hat mir die Tierheilpraktikerin ein reines Aloe Vera Gel gegeben. Es riecht nicht (Habca ist sehr empfindlich), klebt nicht und ich kann es auch als Handcreme oder für andere Zwecke verwenden. Rike durfte immer ein wenig davon lecken. Normalerweise schwöre ich auf Manuka-Honig, aber diesmal habe ich lieber das Aloe Vera Gel verwendet, um eine Sauerei zu vermeiden.

  • Nach der zweiten Operation habe ich die Fäden selbst gezogen. Dies war der Vorschlag unserer Tierärztin und obwohl ich anfangs etwas besorgt war, war es nicht schwer und für Habca viel angenehmer. Es gab viele Fäden, und wir haben während einer Woche Ferien jeden Tag zwei oder drei Fäden gezogen. Somit war es für sie kein Problem.

Zum Weiterlesen:

  • Kathy Sdao, Webinar: Caring for Old Dogs’ Behavioral Needs, über dog-i-box
  • Kathy Sdao: Teaching and Loving Your Older Dog
  • Lori Stevens und Kathy Sdao, DVD: “The Gift of a Gray Muzzle: Active Care For Senior Dogs”
  • Richard Béliveau: Krebszellen mögen keine Himbeeren: Nahrungsmittel gegen Krebs. Das Immunsystem stärken und gezielt vorbeugen (meine Tierhomöopathin meint, man könne viel auf Hunde übertragen)
  • Lola Ball: When Your Dog Has Cancer: Making the Right Decisions for You and Your Dog (Englisch)
  • Jessica Pierce: The Last Walk: Reflections on Our Pets at the End of Their Lives (Englisch)
  • Aimee Quemuel: 42 Rules to Fight Dog Cancer: Real Stories and Practical Approaches to Dealing with Dog Cancer
  • Miriam Arndt-Gabriel: Entspannt gemeinsam älter werden, Dogs Avenue 1/2017
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