Die Ratte – für viele ein Tier, das Ekel und Angst hervorruft. Dabei sind diese kleinen Nager äußerst faszinierend und erfolgreiche Vertreter der Säugetiere. Mit über 2000 Arten gehören sie zu einer der größten Tiergruppen überhaupt. Ihre Anpassungsfähigkeit und ihr besonderes Gebiss machen sie zu echten Überlebenskünstlern.
Das markante Gebiss der Nager
Das charakteristische Merkmal der Nagetiere, zu denen auch die Ratten gehören, ist ihr spezialisiertes Gebiss. Im Ober- und Unterkiefer befindet sich jeweils ein Paar Schneidezähne, die fest im Knochen verankert sind. Diese Zähne wachsen ständig nach und werden durch gegenseitiges Abreiben scharf wie Messer. Mit diesem besonderen Gebiss können die Tiere sogar hartes Kunststoffmaterial und Metalle wie Blei, Aluminium, Kupfer und Weißblech durchnagen. Durch Hautfalten hinter den Schneidezähnen wird verhindert, dass ungenießbare oder bittere Substanzen in die Mundhöhle gelangen.
Unterschiedliche Arten von Ratten
Weltweit gibt es über 50 verschiedene Rattenarten. In Deutschland sind vor allem die Wanderratte (Rattus norvegicus) und die Hausratte (Rattus rattus) bekannt. Verglichen mit der Wanderratte ähnelt die Hausratte eher einer Maus. Sie ist kleiner und leichter als ihre Artgenossen. Die Wanderratte hingegen kann eine beachtliche Größe erreichen und zeichnet sich durch braunes Fell aus. Ein weiteres Merkmal ist ihre Vorliebe für Fleisch, während die Hausratte eher pflanzliche Nahrung bevorzugt.
Sinnesschärfe und ein ausgeprägter Schwanz
Ratten sind dämmerungsaktiv und haben sich optimal an lichtarme Verhältnisse angepasst. Ihre Augen sind nicht besonders gut entwickelt, dafür sind ihre Tast-, Geruchs- und Gehörsinne umso ausgeprägter. Lange Tasthaare an der Schnauze und über den Augen, sogenannte Vibrissen, ermöglichen der Ratte eine hervorragende Orientierung, selbst im Dunkeln. Besonders bemerkenswert ist auch ihr ausgeprägter Geruchssinn, der es ihnen ermöglicht, Nahrungsspuren über große Entfernungen zu orten und ihr Revier zu markieren.
Ein weiteres auffälliges Merkmal der Ratte ist ihr Schwanz. Anders als oft angenommen, ist er nicht nackt, sondern von zahlreichen Schuppenreihen bedeckt, zwischen denen sich feine Haare befinden. Der Schwanz hilft der Ratte beim Klettern und dient außerdem der Regulation ihrer Körpertemperatur.
Familienleben und Fortpflanzung
Ratten sind gesellige Tiere und leben gerne in großen Familienverbänden. Dies bietet ihnen Schutz vor Feinden und ermöglicht es ihnen, Nahrungsquellen effizienter zu nutzen. Auch bei der Aufzucht des Nachwuchses helfen sich die Tiere gegenseitig. Dennoch können Ratten auch Individualisten sein und es kommt oft zu Rangkämpfen innerhalb der Gruppe. Durch eine Vielfalt an Verhaltensformen und Duftsignalen versuchen sie Konflikte zu lösen oder zu vermeiden.
Die Fortpflanzungsfähigkeit der Ratten ist beeindruckend. Bereits mit sechs Wochen werden sie geschlechtsreif und die Tragzeit eines Weibchens beträgt nur drei Wochen. Ein Rattenpaar kann innerhalb weniger Wochen eine große Anzahl von Nachkommen auf die Welt bringen. Unter günstigen Bedingungen kann sich die Rattenpopulation daher schnell vermehren.
Die Ratte – ein faszinierendes Erfolgsmodell der Evolution
Ratten sind nicht nur in puncto Fortpflanzung sehr erfolgreich, sondern auch in Bezug auf ihre Intelligenz und Anpassungsfähigkeit. Sie sind neugierig und können schnell neue Lebensräume und Nahrungsressourcen erschließen. Gleichzeitig sind sie vorsichtig, um gefährlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Ihr robuster Körperbau und ihre Fähigkeit, sich an verschiedene Umweltbedingungen anzupassen, machen sie zu einem wahren Erfolgsmodell der Evolution.
Insgesamt sind Ratten faszinierende Geschöpfe, die oft zu Unrecht verteufelt werden. Ihre faszinierende Biologie und ihr bemerkenswertes Sozialverhalten machen sie zu interessanten Lebewesen, die uns viel über die Vielfältigkeit der Natur lehren können.