Die Geburtsstunde der modernen Welt: Warum der Erste Weltkrieg selbst 1917 kein Ende fand

Die Geburtsstunde der modernen Welt: Warum der Erste Weltkrieg selbst 1917 kein Ende fand

1917 war zweifellos ein Jahr voller schrecklicher Ereignisse und Wendepunkte. Der Erste Weltkrieg hatte längst die Hoffnungen auf Sieg und Frieden traditioneller Art zunichtegemacht und sich zu einem Weltkrieg ausgeweitet. Die Welt befand sich an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab.

Die Frage, ob alles so kommen musste wie es kam, lässt sich nur schwer beantworten. Historiker scheuen gewöhnlich das Ungewisse und Spekulative alternativer Konstruktionen. Doch indem wir uns vorstellen, wie die Geschichte hätte anders verlaufen können, werden Schuld und Verhängnis deutlich. Von 1914, als alle europäischen Hauptmächte miteinander und gegeneinander in den Krieg zogen, bis zu den Zusammenbrüchen Russlands, Österreich-Ungarns und Deutschlands waren viele andere Wege möglich.

Der Krieg entwickelte eine Dynamik, die nicht von einem übermenschlichen Dämon geplant war, sondern durch eigene Gesetzmäßigkeiten entstand. Die Erfahrung im Winter 1917 auf 1918 war tragisch: Ein Frieden auf halbem Wege schien zwar möglich, aber nur in einer Position der Stärke. Die Angst vor den Kosten des Friedens, sowohl moralisch als auch materiell, überwog oft die Einsicht, dass Rückzug und Verzicht unvermeidbar waren.

Die Kriegsziele aller beteiligten Mächte waren nur noch verzweifelte Rechtfertigungen einer ungeheuren Illusion. Die russische Revolution des Februar 1917 warf ihren Feuerschein auf ganz Europa und veränderte die Situation grundlegend. Der Eintritt der USA in den Krieg drohte das Kräfteverhältnis zu verändern. Die Oberste Heeresleitung setzte auf den unbeschränkten U-Boot-Krieg, während Österreich-Ungarn über den Vatikan nach Friedensgesprächen suchte.

Trotz der zahlreichen Wendepunkte und Chancen für einen Frieden der Vernunft war die Angst vor dem Nachkrieg größer als der Schrecken des Völkerkriegs. Der Krieg trieb sich selbst in immer neue Entgrenzungen: Gaskrieg, Luftkrieg, Panzerkrieg, U-Bootkrieg. Die Frage der Finanzierung und die Aussicht auf eine Umverteilung der Schulden und den Ruin der Währungen sorgten für zusätzliche Unsicherheit.

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Letztendlich unterließ der Krieg die Wendung, die viele erhofften. Politisches Kalkül erklärt nicht alles. Fast einhundert Jahre zuvor beschrieb der Geschichtsschreiber Leopold von Ranke die Dynamik, die auch den Ersten Weltkrieg vorantrieb. Es ist der menschliche Trieb, der sie vorwärts reißt, solange sie noch einen Rest von Kraft haben. Die meisten sehen ihren Ruin vor Augen. Aber sie gehen trotzdem hinein.

1917 markierte die Geburtsstunde der modernen Welt. Die Folgen des Ersten Weltkriegs und der Entscheidungen von damals sind bis heute spürbar. Die großen Menschheitskatastrophen können nicht ungeschehen gemacht werden, aber wir können aus der Geschichte lernen und hoffentlich zukünftige Konflikte vermeiden.

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