Die Geheimnisse der Gliedertaxe: Welche Leistungen bietet mir meine Versicherung?

Die Geheimnisse der Gliedertaxe: Welche Leistungen bietet mir meine Versicherung?

Unfälle passieren, und in solchen Fällen springt eine private Unfallversicherung ein. Doch wie viel Geld steht einem versicherten Unfallopfer eigentlich zu? Das hängt von der Versicherungssumme und der sogenannten Gliedertaxe ab. Doch was genau ist die Gliedertaxe und wie funktioniert sie? In diesem Artikel erfährst du alle Geheimnisse rund um dieses Thema.

Was ist die Gliedertaxe?

Die Gliedertaxe ist eine Klausel in den Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen (AUB) und bestimmt den Grad der Invalidität nach einem Unfall. Sie bezieht sich auf den Gesamtkörper und ordnet Körperteilen, Sinnesorganen und sogar inneren Organen bestimmte Prozentsätze zu. Je höher der Invaliditätsgrad, desto höher die Leistung der Unfallversicherung. Das bedeutet, dass die Höhe der Versicherungsleistung von der Höhe der Invalidität abhängt.

Gibt es eine einheitliche Gliedertaxe?

Nein, jede Unfallversicherung definiert ihre eigene Gliedertaxe für bestimmte Körperteile. Es gibt also nicht eine einzige Tabelle mit festgelegten Werten, sondern viele verschiedene. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gibt zwar unverbindliche Empfehlungen zur Einstufung der Invaliditätsgrade heraus, aber jede Versicherung kann davon abweichen und ihre eigenen Werte festlegen.

Einstufung der Invaliditätsgrade (in %)

  • Arm
    • bis oberhalb des Ellenbogengelenks: 70%
    • unterhalb des Ellenbogengelenks: 65%
  • Hand: 55%
  • Finger
    • Daumen: 20%
    • Zeigefinger: 10%
    • ein anderer Finger: 5%
  • Bein
    • über Mitte des Oberschenkels: 70%
    • bis Mitte des Oberschenkels: 60%
    • bis unterhalb des Knies: 45%
    • bis Mitte des Unterschenkels: 40%
  • Fuß: 40%
  • Zehen
    • große Zehe: 5%
    • eine andere Zehe: 2%
  • Auge
    • beide Augen: 100%
    • ein Auge: 50%
  • Ohr
    • Gehör auf beiden Ohren: 60%
    • Gehör auf einem Ohr: 30%
  • Sinnesbeeinträchtigung
    • Geruchssinn: 10%
    • Geschmackssinn: 5%
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Was passiert bei Teilverlust eines Körperteils?

Selbst bei einem Teilverlust eines Körperteils wird ein Invaliditätsgrad berechnet. Ein vollständig funktionsunfähiger Arm hat beispielsweise einen Invaliditätsgrad von mindestens 70 Prozent. Ist der Arm nur zu einem Zehntel beeinträchtigt, ergibt das einen Invaliditätsgrad von 7 Prozent. Es gibt jedoch Abzüge, wenn Krankheiten oder Gebrechen zum Verlust oder zur Funktionsunfähigkeit des Körperteils beitragen. Ein medizinischer Gutachter stellt fest, inwieweit dies der Fall ist.

Wie wird die Versicherungssumme berechnet?

Die gezahlte Summe hängt von der vereinbarten Versicherungssumme und der Gliedertaxe ab. Angenommen, eine Versicherungssumme von 100.000 Euro wurde vereinbart und ein Daumen wurde bei einem Unfall vollständig verloren oder ist zu 100 Prozent beeinträchtigt. Die vertraglich vereinbarte Gliedertaxe für den Verlust oder die Funktionsunfähigkeit eines Daumens beträgt 20 Prozent. Das bedeutet, dass die Entschädigung 20 Prozent von 100.000 Euro beträgt. In diesem Fall würde das verunglückte Unfallopfer 20.000 Euro erhalten.

Addieren sich die Invaliditätsgrade bei mehreren Verletzungen?

Ja, wenn die Verletzungen an unterschiedlichen Körperteilen auftreten. In diesem Fall legt ein medizinischer Gutachter den Invaliditätsgrad für jede einzelne Verletzung fest. Eventuelle Krankheiten oder Vorschädigungen werden abgezogen und die Ergebnisse werden addiert. Der Invaliditätsgrad kann jedoch nicht über 100 Prozent betragen. Bei Verletzungen an verschiedenen Stellen desselben Körperteils wird der Invaliditätsgrad auf Basis des gesamten Körperteils festgelegt.

Wie hoch sollte die Versicherungssumme sein?

Die geeignete Versicherungssumme hängt von individuellen Faktoren wie Alter, Einkommen, familiärer und beruflicher Situation, Vermögen, Lebensstandard und persönlichen Bedürfnissen ab. Es ist ratsam, sich individuell von einer Versicherung oder einem Vermittler beraten zu lassen. Eine dynamische Gestaltung der privaten Unfallversicherung, bei der die Versicherungssumme und der Beitrag jährlich ansteigen, kann auch den Kaufkraftverlust in der Zukunft berücksichtigen.

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Wie wichtig ist die Progression?

Versicherungskunden haben die Möglichkeit, einen Tarif mit Progression oder Mehrleistung zu vereinbaren. Dadurch erhalten sie bei schwerwiegenden Beeinträchtigungen mehr Geld als ihnen nach dem festgestellten Invaliditätsgrad zustehen würde. Je nach Vereinbarung kann dies 200 bis 300 Prozent der Invaliditätsleistung betragen. Dies ermöglicht eine höhere finanzielle Absicherung bei höheren Invaliditätsgraden.

Mit diesen Informationen kannst du nun besser einschätzen, welche Leistungen dir deine private Unfallversicherung bietet. Vergiss aber nicht, dich individuell von einer Versicherung oder einem Vermittler beraten zu lassen, um die richtige Versicherungssumme und den passenden Tarif zu finden.