Die Corona-Pandemie hat die Urlaubspläne vieler Menschen durcheinandergebracht, doch für Imkerinnen und Imker startet die Hochsaison 2020 wie gewohnt. Trotz des blühenden und wachsenden Naturlebens gibt es jedoch nicht nur positive Nachrichten.
Hochmotivierte Bienenfreunde, die ihre erste Imkerausrüstung im Discounter oder im Internet erwerben, und der Diebstahl von Bienenvölkern bereiten den erfahrenen Imkern Sorgen. Zusätzlich bedrohen unbekannte Bienenarten und invasive Arten nicht nur die Honigbienen.
Wissenslücken können Bienenvölker gefährden
Unachtsamkeit und mangelndes Fachwissen machen es langjährigen Imkern unnötig schwer, ihre Bienenvölker gesund zu halten. Die Vorsitzende des Imkervereins Stockach, Bianca Duventäster, und der Bienensachverständige Hubert Müller sprechen über die aktuellen Sorgen der erfahrenen Imker und geben Einsteigern Tipps und Hilfestellung.
Duventäster betont die Wichtigkeit, zuerst einen Kurs zu absolvieren, um das nötige Wissen zu erlangen. Der Imkerverein und das Amt für Landwirtschaft bieten alle zwei Jahre einen solchen Kurs an, der ein Jahr lang dauert. Dieser beinhaltet theoretischen Unterricht an vier Abenden im Winter sowie praktische Übungen.
Es ist sehr wichtig, den richtigen Umgang mit Bienen zu erlernen und ein Gespür dafür zu entwickeln, was im Bienenvolk vor sich geht. Der Kauf von Bienen im Internet wird dringend abgeraten, da dabei wichtige Nachweise zur Gesundheit und Herkunft der Bienen fehlen.
Verein hilft bei echtem Interesse
Duventäster betont, dass sich angehende Imkerinnen und Imker an einen Imkerverein in ihrer Region wenden sollten. Der Verein vermittelt gerne Bienenvölker, jedoch erfordert dies Geduld. Es empfiehlt sich, im Oktober oder November eine Entscheidung zu treffen, da dann gut ausgewinterte Völker vermittelt werden können, die sich gut entwickeln werden.
Die Bienen-Expertin fasst zusammen: Neue Imkerinnen und Imker sollten mit jungen Völkern in ihre Arbeit einsteigen und lernen, wie sie diese im Herbst pflegen und gegen Milben behandeln. So können im Frühjahr starke Jungvölker entstehen.
Strenge Regeln für die Bienenhaltung
Bienen unterliegen der Bienenseuchenverordnung und müssen beim Veterinäramt gemeldet werden, erklärt Imkermeister Hubert Müller. Als Bienensachverständiger arbeitet er mit dem Veterinäramt und Imkervereinen zusammen und betreibt eine Biolandimkerei mit vielen Bienenvölkern. Er ist zuständig für Stockach, Bodman-Ludwigshafen, Espasingen, Wahlwies und Nenzingen.
Wenn ein Imker seine Bienen in ein anderes Gebiet umsiedeln möchte, muss er für die Völker ein Gesundheitszeugnis ausstellen lassen. Nur wenn die Bienen gesund sind, dürfen sie umziehen. Das Zeugnis und die Adresse des Imkers oder der Imkerin müssen am Bienenkasten sichtbar angebracht sein.
Kriminelle stehlen ganze Bienenvölker
Ein weiteres Thema, das die Imkerinnen und Imker beschäftigt, ist der Diebstahl von Bienenvölkern. In diesem Jahr wurden bereits mehrfach Bienen gestohlen, vermutlich von kriminellen Bandenorganisationen. Die Bienenfreunde sind verärgert über diese Taten.
Normalerweise tauschen sich die Imkerinnen und Imker des Vereins einmal im Monat aus, doch aufgrund der aktuellen Situation finden diese Treffen momentan nicht statt. Dennoch sind sie über Whatsapp oder E-Mail weiterhin Ansprechpartner.
Währenddessen arbeiten die Imker im Verborgenen und stellen die Bestäubung wichtiger Nutzpflanzen sicher. Landwirte wie Antonie und Andreas Schäuble mit Stefan Stemmer setzen sich bereits zum dritten Mal für Blühstreifen ein. Diese erstrecken sich über eine Fläche von einem bis zwei Hektar entlang von Feldern und bieten den nektarsaugenden Insekten ausreichend Nahrung.
Die Kooperation zwischen Imkern und Landwirten blüht, nicht nur seit dem Volksbegehren Pro Biene. Auch die Zusammenarbeit mit Förstern aus Eigeltingen und Orsingen-Nenzingen entwickelt sich äußerst fruchtbar.