Von einer Katze abgeschleckt zu werden kann sich anfühlen, als würde sie einem Schmirgelpapier über die Haut gleiten. Das liegt daran, dass die Katzenzunge sich deutlich von denen anderer Haustiere unterscheidet.
Der besondere Aufbau der Katzenzunge
Die Zunge einer Katze ist lang und muskulös. Obwohl sie nur wenige Geschmacksknospen aufweist, ist sie dennoch ein wahres Meisterwerk der Natur. Pilzförmige Papillen befinden sich nur am äußeren Rand und an der Spitze der Zunge, während an der Zungenwurzel tassenförmige Papillen zu finden sind. Diese Rezeptoren übermitteln Informationen ans Gehirn.
Katzen können bitter, salzig, sauer und umami schmecken. Umami ist eine japanische Geschmacksrichtung, die als herzhaft und wohlschmeckend beschrieben wird. Katzen sind in erster Linie darauf spezialisiert, die Aminosäuren im Fleisch zu erkennen. Sie reagieren auch auf Wasser und chemische Verbindungen, die Stickstoff und Schwefel enthalten. Interessanterweise können Katzen aufgrund eines Gendefekts keine süßen Geschmäcker wahrnehmen. Daher beurteilen sie die Schmackhaftigkeit ihres Futters hauptsächlich anhand des Geruchs.
Die gesamte Zungenmitte ist mit Fadenpapillen bedeckt, die aus nach hinten gebogenen Hornzähnen bestehen und die Katzenzunge so rau machen.
Die Funktionsweise der Katzenzunge
Die kleinen Hornzähne richten sich leicht auf, wenn die Katze ihre Zunge streckt. Dadurch dienen sie der Katze wie eine Art Raspel als Werkzeug. Dadurch können sie auch kleinste Fleischreste von einem Knochen abschlecken.
Auch beim Trinken spielt die Zunge eine wichtige Rolle. Durch das leichte Biegen der Zunge nach hinten und das schnelle Aufsetzen der Zungenspitze auf die Wasseroberfläche bildet sich eine kleine Wassersäule, die die Katze dann “abbeißt” und schluckt. Die kleinen Hornzähne erleichtern den Aufbau der Wassersäule, da sie winzige Tropfen halten und nach oben ziehen können.
Bei der Fellpflege kommt der spezielle Aufbau der Zunge besonders zum Tragen. Durch die nach hinten gerichteten Hornzähne können verfilzte Stellen im Fell wie mit einem Kamm herausgebürstet werden. Lose Haare, Hautschuppen und sogar Parasiten können mit der rauen Zunge entfernt werden.
Darüber hinaus dient die Fellpflege nicht nur der Sauberkeit, sondern auch der Kühlung der Katze. Da Katzen nur an bestimmten Stellen Schweißdrüsen besitzen, sorgt die Verdunstung der Feuchtigkeit auf dem Fell für eine angenehme Abkühlung.
Die Zunge spielt auch eine Rolle bei der Verteilung von Duftstoffen. Beim Belecken des Fells werden fremde Gerüche entfernt, und die Durchblutung der Haut wird angeregt. Die Talgdrüsen werden stimuliert, Fett abzusondern, das das Fell geschmeidig und wetterfest macht. Das Fett wird gleichmäßig im Fell verteilt.
Das Jacobson’sche Organ
Katzen besitzen ein zusätzliches Riechorgan in der Maulhöhle, das über die Zunge aufgenommene Geruchsstoffe analysiert und die Geschmackswahrnehmung unterstützt. Die Öffnung zum sogenannten Jacobson’schen Organ befindet sich am Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen. Wenn eine Katze einen interessanten Geruch wahrnimmt, zeigt sie oft das sogenannte “Flehmen”. Dabei wird das Maul leicht geöffnet, die Nase gerümpft und die Oberlippe hochgezogen. Das Jacobson’sche Organ dient hauptsächlich der Wahrnehmung von Pheromonen.
Die Katzenzunge ist wahrhaftig ein einzigartiges Werkzeug, das den vielfältigen Bedürfnissen einer Katze gerecht wird. Ihre raue Oberfläche ermöglicht nicht nur das Abschlecken von Fleischresten und das Entfernen von Parasiten, sondern trägt auch zur Fellpflege, Kühlung und Geruchswahrnehmung bei. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Natur jedes Detail perfektioniert hat, um unserer geliebten Katze das bestmögliche Werkzeug zu geben.