Die Ölpreiskopplung ist eine interessante Vereinbarung, die in den 1960er Jahren eingeführt wurde, um die Rentabilität der Erdgasförderung sicherzustellen. Sie basiert nicht auf Gesetzen oder internationalen Abkommen, sondern auf einer brancheninternen Vereinbarung zwischen Gasproduzenten, -importeuren und -versorgern.
Der Ursprung der Ölpreisbindung
Zu Beginn war ungewiss, ob sich Erdgas aufgrund der hohen Investitionskosten für die Förderung und den Leitungsbau rentieren würde. Um keine Konkurrenz zum eigenen Ölgeschäft zu schaffen, entschieden sich die Produzenten, den Preis für Erdgas an den Ölpreis anzulehnen. Änderungen der Gaspreise erfolgten normalerweise mit einer Verzögerung von drei oder sechs Monaten.
Erdöl und Erdgas als fossile Rohstoffe
Sowohl Erdöl als auch Erdgas sind fossile Rohstoffe, die über Millionen von Jahren aus Ablagerungen von Meerestieren entstanden sind. Erdgas besteht hauptsächlich aus dem hochentzündlichen und energiereichen Gas Methan. Im Vergleich zu Erdöl gilt Erdgas als umweltfreundlicher, da bei seiner Verbrennung etwa ein Viertel weniger CO2 freigesetzt wird.
Die Entwicklung des europäischen Erdgasmarktes
Die Nutzung von Erdgas in Europa begann erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vorher wurde “Stadtgas” aus Steinkohle gewonnen. Das erste große Erdgasfeld in Europa wurde 1959 in Groningen (Niederlande) entdeckt und ab 1963 nach Deutschland geliefert. In den 1970er Jahren kamen Russland und Norwegen als große Erdgasexporteure hinzu. Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Ferngasgesellschaften und örtlichen Gasversorgern, die Erdgas über das ausgedehnte Gasnetz zu den Haushalten bringen.
Die Preise für Erdgas und ihre Kopplung an den Ölpreis
Die großen Gasgesellschaften, an denen auch die internationalen Ölfirmen beteiligt waren, schlossen langfristige Lieferverträge ab, in denen die Bezugskosten für Erdgas direkt an die Preisentwicklung von Erdöl gekoppelt wurden. Dies sicherte den Unternehmen ihre Gewinne und verhinderte eine Konkurrenzsituation zwischen Erdöl und Erdgas. Die Ölpreisbindung wurde jedoch regelmäßig kritisiert, insbesondere von Politikern und Verbraucherverbänden.
Die Auswirkungen der Ölpreisbindung auf private Verbraucher
Früher folgte der Gaspreis dem Ölpreis mit einer Verzögerung von drei bis sechs Monaten. Seit etwa 2010 ist diese Entwicklung nicht mehr zu beobachten. Die Preise für Gas und Öl haben sich unabhängig voneinander entwickelt. Die Ölpreisbindung in Verträgen mit privaten Verbrauchern wurde aufgrund mangelnder Transparenz für ungültig erklärt. Die vorgelagerten Handelsstufen sind jedoch nicht von diesem Urteil betroffen und können ihre Verträge frei gestalten.
Das Ende der Ölpreisbindung?
Das Urteil bedeutet nicht das Ende der Ölpreisbindung, sondern bezieht sich lediglich auf Gasverträge mit Endverbrauchern. Die Koppelung des Gaspreises an den Rohöl- oder Heizölpreis in Verträgen zwischen Erdgasproduzenten, Ferngashändlern und Gasversorgern ist nach wie vor möglich. Die Abkehr von der Ölpreisbindung bietet den Gasversorgern die Möglichkeit, auf günstigere Beschaffungsquellen zurückzugreifen, wenn sich die globalen Handelsströme verschieben.
Die Ölpreiskopplung hat den Markt für Erdgas in Deutschland jahrzehntelang geprägt. Neue Entwicklungen wie die Förderung von unkonventionellem Gas haben jedoch zu Veränderungen geführt. Die Gasversorger können nun auf verschiedene Beschaffungsquellen zurückgreifen und den Gaspreis dort bestimmen, wo er am günstigsten ist. Trotz dieser Veränderungen stammt nach wie vor der Großteil des Erdgases aus traditionellen Förderländern wie Russland, Norwegen und den Niederlanden.
Die Ölpreisbindung mag eine geheime Vereinbarung sein, aber nun kennst du die Geheimnisse dahinter!