Versicherungen sind ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge. Doch viele Kunden sind sich nicht bewusst, was es mit dem Garantiezins auf sich hat. In diesem Artikel werden wir die Grundlagen des Garantiezinses erklären und dir zeigen, was du wissen musst.
Was ist der Garantiezins?
Der Garantiezins ist ein Teil der Gesamtverzinsung von kapitalbildenden Renten- und Lebensversicherungen. Er wird zu Vertragsbeginn festgesetzt und bleibt während der gesamten Laufzeit der Versicherung konstant. Das bedeutet, dass der Versicherer jedes Jahr mindestens diesen Zins auf den angesparten Betrag gutschreibt. Es ist wichtig zu beachten, dass der Garantiezins sich auf den Sparanteil bezieht – also den Teil des Beitrags, der nach Abzug der Kosten für Vertrieb, Verwaltung und den Todesfall- und Hinterbliebenenschutz übrig bleibt.
Gibt es Garantiezinsen bei allen Lebens- und Rentenversicherungen?
Nein, nicht alle Lebens- und Rentenversicherungen haben einen Garantiezins. Immer mehr Produkte mit modifizierten Garantien kommen auf den Markt. Bei diesen Produkten wird ein bestimmter Betrag zum Vertragsende oder Rentenbeginn zugesagt, aber es gibt keine konstante jährliche Verzinsung. Dadurch haben die Versicherer mehr Freiheit bei der Anlage des Kundenkapitals und können höhere Renditen erzielen. Tatsächlich entfallen etwa 65 Prozent der neu abgeschlossenen Lebens- und Rentenversicherungen auf Produkte mit modifizierten Garantien.
Es gibt auch fondsgebundene Versicherungen, bei denen die Ablaufleistung vom Börsenverlauf oder einem Fonds abhängt. Hybridprodukte, die klassische und fondsgebundene Anlagen kombinieren, erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit. Eine Garantieverzinsung existiert jedoch nicht bei Risikolebensversicherungen, da diese hauptsächlich dem Schutz der Hinterbliebenen dienen und keinen Vermögensaufbau beinhalten.
Was ist der Unterschied zwischen Garantiezins und Höchstrechnungszins?
Der Garantiezins kann nicht beliebig vom Versicherungsanbieter festgelegt werden. Seine Höhe wird durch den Höchstrechnungszins begrenzt, der vom Bundesfinanzministerium auf Empfehlung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) festgelegt wird. Diese Institutionen geben jährlich eine Einschätzung ab, wie hoch der Höchstrechnungszins sein sollte. In der Regel halten sich die Versicherer an diese Obergrenze, daher werden Höchstrechnungszins und Garantiezins oft synonym verwendet.
In den letzten Jahren haben Kunden vermehrt Produkte mit Garantiezinsen unterhalb des Höchstrechnungszinses nachgefragt, da sie ein höheres Renditepotenzial bieten.
Wie hat sich der Höchstrechnungszins entwickelt?
Der Höchstrechnungszins ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. In den 1990er-Jahren lag er noch bei vier Prozent, wurde aber ab 2022 auf 0,25 Prozent abgesenkt. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf den allgemeinen Rückgang des Zinsniveaus bei festverzinslichen Anleihen wie Staats- oder Unternehmensanleihen zurückzuführen. Da diese Anlageklassen den Großteil des Portfolios der Lebens- und Rentenversicherer ausmachen, hat dies einen direkten Einfluss auf den Höchstrechnungszins.
Welche Folgen hat eine Änderung des Höchstrechnungszinses?
Bestehende Verträge sind nicht von einer Änderung des Höchstrechnungszinses betroffen. Der zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses vereinbarte Garantiezins bleibt für die gesamte Laufzeit bestehen. Für neu abgeschlossene Verträge gilt jedoch die niedrigere Absenkung.
Ist der Garantiezins das Gleiche wie die Gesamtverzinsung?
Nein, der Garantiezins ist lediglich die Untergrenze. Die Gesamtverzinsung einer Versicherung setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Neben dem garantierten Zinssatz oder der modifizierten Garantie gibt es in der Regel auch Überschüsse. Diese Überschüsse werden erzielt, wenn der Versicherer mit den Kapitalanlagen höhere Erträge erzielt als für den Garantiezins erforderlich sind (Kapitalanlageüberschuss), wenn die Kosten niedriger sind als erwartet (Kostenüberschuss) oder wenn sich die Sterblichkeitsrate günstiger entwickelt als vorhergesagt (Risikoüberschuss).
Der Garantiezins und die Überschüsse ergeben zusammen die Gesamtverzinsung des Produkts. Obwohl die Höhe der Überschüsse zu Beginn nicht sicher ist, sind die deutschen Lebensversicherer gesetzlich verpflichtet, die Beiträge ihrer Kunden vorsichtig zu kalkulieren, so dass Überschüsse in der Regel erwartet werden können. Im Durchschnitt geben die Lebensversicherer über 95 Prozent der Kapitalerträge, Risiko- und Kostenüberschüsse an die Versicherungsnehmer weiter.
Der Garantiezins ist ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für eine Lebens- oder Rentenversicherung. Indem du die Grundlagen des Garantiezinses verstehst, kannst du fundierte Entscheidungen für deine finanzielle Zukunft treffen.