Die Geschichte eines Internet-Memes: „Sandstorm“ von Darude wird 20

Die Geschichte eines Internet-Memes: „Sandstorm“ von Darude wird 20

Die Neunzigerjahre haben zahlreiche Kult-Hits hervorgebracht, aber keiner von ihnen kann auf eine so bemerkenswerte Erfolgsgeschichte zurückblicken wie “Sandstorm” von Darude. Der Dance-Klassiker des finnischen DJs und Produzenten hat gleich mehrere Generationen erreicht und das völlig unabhängig voneinander.

Song vergammelte auf der Festplatte

Die Ursprungsidee zu “Sandstorm” entstand irgendwann zwischen 1997 und 1998. Ville Virtanen alias Darude kann sich nicht mehr genau erinnern. Doch die Entstehungsgeschichte ist ihm noch klar im Gedächtnis geblieben. Inspiriert von einem Song der deutschen Dance-Musikgruppe “Sash!” versuchte er, einen bestimmten Sound mit Hilfe eines Synthesizers umzusetzen. Die Demo-Version von “Sandstorm” blieb jedoch mehrere Jahre unbeachtet auf seiner Festplatte liegen, bis er ihn im August 1999 zufällig wiederentdeckte. Durch die Verzerrung des Lead-Sounds entstand plötzlich die markante “Sandstorm”-Melodie, die heute jeder kennt.

Vom Club- zum Charthit

Nachdem er den Track einem bekannten finnischen Produzenten gezeigt hatte, war dieser begeistert. Jaakko Salovaara alias JS16 half Darude bei der Produktion des fertigen Songs, der auf einem Atari-Computer mit Schwarzweißbildschirm und der Musiksoftware “Cubase” entstand. “Sandstorm” wurde zunächst als Testpressung veröffentlicht und etwa 200 Kopien wurden an finnische DJs verteilt. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: “Sandstorm” entwickelte sich Ende 1999 zu einem Clubhit und Anfang 2000 zum Charthit in mehreren europäischen Ländern. In Deutschland erreichte der Song Platz 6 der Singlecharts und blieb rund 17 Wochen in der Hitliste.

“Sandstorm” wird zum Running Gag im Netz

Die Geschichte von “Sandstorm” hätte hier enden können. Doch anders als die meisten Dance-Hits der Neunzigerjahre überlebte der Song die Zeit und das hat auch etwas mit der Gaming-Szene zu tun. Im Jahr 2013 verbreitete sich “Sandstorm” plötzlich wie wild im Netz, 14 Jahre nach seiner Veröffentlichung. Der Song wurde außerhalb Europas bekannt, dank des bekannten Gamers Brian Wyllie alias “TheOddOne”, der das Lied während eines Twitch-Streams im Hintergrund abspielte. Nutzer fragten daraufhin immer wieder nach dem Namen des Songs. Daraus entwickelte sich ein Running Gag: Immer wenn Nutzer im Netz nach einem Songtitel fragten, antworteten andere Scherzkekse mit “Darude – Sandstorm”. Ähnlich wie das “Rickroll”-Meme, bei dem Nutzer in Internetforen immer wieder mit falschen Links zum Musikvideo “Never Gonna Give You Up” von Rick Astley geleitet wurden.

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“Plötzlich kamen Bookinganfragen aus aller Welt”

Der Hype erreichte seinen Höhepunkt, als YouTube am 1. April 2015 einen Scherz mit seinen Nutzern machte. Wer gezielt nach Titeln suchte, bekam immer den Vorschlag “Meintest du: Darude – Sandstorm?”. Dadurch verdoppelten sich die Klicks auf das Musikvideo von “Sandstorm” innerhalb eines Jahres. Heute hat das Video auf YouTube satte 165 Millionen Aufrufe.

Ville Virtanen alias Darude ist sich bewusst, dass der erneute Erfolg seines Songs vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich die Leute über seinen Neunzigerjahre-Hit lustig gemacht haben. Doch das stört ihn nicht. Für ihn ist es bemerkenswert, dass die Leute immer noch über seinen Track sprechen. Er nutzte den Netzhype zu seinem Vorteil und erhielt plötzlich Bookinganfragen aus aller Welt.

Ville Virtanen macht bis heute Musik und ist seinem Künstlernamen Darude treu geblieben. Im Mai trat er zusammen mit Sänger Sebastian Rejman beim Eurovision Song Contest für sein Heimatland Finnland an, schied jedoch im Halbfinale aus.