Die Gründe für Angststörungen

Die Gründe für Angststörungen

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf verschiedene Theorien und Modelle, die versuchen, die verschiedenen Aspekte zu erklären, die die Entstehung oder Entwicklung einer Angststörung beeinflussen können.

Lerntheoretische Aspekte

Nach den Annahmen der Lerntheorie entstehen ausgeprägte Ängste durch klassische und operante Konditionierung. Bei der klassischen Konditionierung werden zwei Reize miteinander verknüpft. Wenn jemand beispielsweise durch einen Tunnel fährt, dann wäre das anfangs ein neutraler Reiz, da der Tunnel noch keine bestimmte Bedeutung hat. Wenn jedoch in diesem Tunnel ein Unfall passiert, wird der Tunnel mit dem angstauslösenden Reiz des Unfalls verbunden. Dadurch kann der Tunnel selbst oder jeder andere Tunnel Angst auslösen, auch wenn keine reale Gefahr besteht und kein Unfall geschieht. Bei einer Panikstörung, bei der Panikattacken praktisch überall auftreten können, entwickelt sich häufig eine Angst vor der Angst – das heißt, die Betroffenen fürchten ständig, dass erneut eine Panikattacke auftreten könnte.

Eine operante Konditionierung entsteht, wenn bestimmte Konsequenzen auf ein Verhalten folgen. Jemand mit ausgeprägter Angst lernt beispielsweise, dass es ihm besser geht, wenn er die angstauslösende Situation vermeidet. Wenn jemand also Angst vor Aufzügen hat, ist es für ihn zunächst positiv, wenn er Aufzüge vermeidet und dann keine Angst mehr erlebt. Das Problem dabei ist jedoch, dass der Betroffene nicht die Erfahrung machen kann, dass ihm bei einer Fahrt im Aufzug gar nichts Schlimmes passiert. Er wird weiterhin davon ausgehen, dass während einer Fahrt im Aufzug etwas Katastrophales passieren kann.

LESEN  EMS-Training: Das musst du wissen

Die Vermeidung der angstauslösenden Situation führt dazu, dass die Angst aufrechterhalten wird. Auch das “Lernen am Modell” spielt bei der Entstehung von Ängsten eine Rolle. Wenn ein Kind zum Beispiel immer wieder erlebt, dass die Mutter oder der Vater panisch reagieren, wenn sie eine Spinne sehen, ist es wahrscheinlicher, dass es ebenfalls Angst vor Spinnen entwickelt.

Kognitive Aspekte

Menschen, die unter starken Ängsten leiden, nehmen die Welt anders wahr als andere. Sie halten viele Situationen für gefährlich, die andere nicht als gefährlich einschätzen würden. Verzerrte Wahrnehmung wird auch durch Vermeidungsverhalten aufrechterhalten. Zum Beispiel behält jemand, der das Fliegen im Flugzeug vermeidet, vermutlich seine Angst vor einem möglichen Flugzeugabsturz. Im Gegensatz dazu kann jemand, der sich immer wieder ins Flugzeug setzt und jedes Mal unbeschadet ans Ziel kommt, seine Annahme “Fliegen ist gefährlich” eher korrigieren.

Teufelskreismodell der Angst

Bei der Entstehung von Ängsten und insbesondere von Panikattacken spielt auch die Wahrnehmung und Bewertung der körperlichen Veränderungen, die durch die Angst ausgelöst werden, eine wichtige Rolle. Jemand, der unter Panikattacken leidet, glaubt wahrscheinlich, dass Herzrasen ein Zeichen für einen drohenden Herzinfarkt ist oder dass ein Schwindelgefühl darauf hindeutet, dass er gleich ohnmächtig wird. Dies führt wiederum dazu, dass die Angst steigt und die körperlichen Empfindungen noch stärker wahrgenommen werden.

Tiefenpsychologische Modelle

Nach den Annahmen von Sigmund Freud ist Angst zunächst die Folge eines innerpsychischen Konflikts, zum Beispiel zwischen dem Wunsch, etwas Bestimmtes zu tun, und dem Gewissen, das einem das verbietet. Dieser unbewusste Konflikt wird verdrängt, und die Angst wird auf bedeutungslose äußere Objekte oder Situationen verschoben. Laut Freud hat dies einen großen Vorteil, da diese Objekte oder Situationen leichter vermieden werden können als der innere Konflikt.

LESEN  B-Vitamine: Stärken Sie Ihre Nerven! Erkennen Sie einen Vitamin-B-Mangel

Neuere Annahmen der Tiefenpsychologie besagen, dass Ängste vor allem bei Menschen entstehen, die in der Kindheit schmerzliche Trennungserfahrungen gemacht haben oder besonders empfindlich auf Trennungen von nahen Bezugspersonen reagieren. Nach dieser Theorie führt vor allem die unbewusste Angst, allein gelassen zu werden oder die Zuneigung anderer Menschen zu verlieren, zur Entstehung von Phobien und anderen Angsterkrankungen.

Neurobiologische Aspekte der Angst

Biologische Theorien gehen davon aus, dass Menschen, die eine Angststörung entwickeln, eine höhere Vulnerabilität für Ängste haben. Das bedeutet, dass sie genetisch oder biographisch anfälliger für Ängste sind. Zum Beispiel scheint bei ihnen das autonome Nervensystem, das die Funktionen der inneren Organe wie Herz, Verdauung oder Atmung steuert, besonders leicht durch verschiedene Reize erregbar zu sein. Dies kann dazu führen, dass sie körperliche Anzeichen von Angst stärker wahrnehmen und eher mit Angst darauf reagieren.

Bestimmte Gehirnregionen sind an der Entstehung von Angst beteiligt, wie die Amygdala, der Hippocampus und der präfrontale Cortex. Die Amygdala ist direkt an der Entstehung von Angst beteiligt, während der Hippocampus mit Lern- und Gedächtnisprozessen zu tun hat. Der präfrontale Cortex ist für die Bewertung von Angstreizen und die Planung entsprechender Reaktionen zuständig.

Auf neuronaler Ebene spielen verschiedene Neurotransmitter – also Botenstoffe, die Signale zwischen den Nervenzellen im Gehirn weitergeben – eine Rolle bei der Entstehung von Angst. Es wird vermutet, dass bei starken Ängsten bestimmte Botenstoffe entweder in zu großer oder zu geringer Menge vorhanden sind, wie Serotonin, Noradrenalin und GABA (Gamma-Amino-Buttersäure).

Angststörungen können also durch verschiedene Faktoren verursacht werden, einschließlich Lernprozessen, kognitiven Aspekten, tiefenpsychologischen Modellen und neurobiologischen Aspekten. Es ist wichtig, diese Zusammenhänge zu verstehen, um effektive Behandlungsansätze zu entwickeln.