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Sicherlich hat jeder Schwimmer seine ganz eigene Vorstellung davon, welche Wettkampfstrecke die härteste ist. Besonders herausfordernd sind oft ungewohnte Strecken bei Mannschaftsmeisterschaften, bei denen Punkte für das Team gesammelt werden müssen. Doch was sagen Trainer aus Deutschland, Österreich und den USA dazu? Hier sind ihre Meinungen:
Stefan Lurz, Trainer SV Würzbug 05
Für Stefan Lurz zählt definitiv das Freiwasserschwimmen, insbesondere die 25 km, zu den härtesten Wettkampfstrecken. Hier müssen Athleten viele körperliche und psychische Krisen überwinden. Im Becken hingegen sind die 1500 m Freistil die Spitze. Ab etwa 900 Metern setzen neben den muskulären Schmerzen auch starke Magenschmerzen ein, was schon ziemlich heftig ist.
Marko Letz, Lehrertrainer Sportschule Potsdam
Marko Letz differenziert zwischen konditionellen und mentalen Herausforderungen. Für ihn sind die 200 m Schmetterling ganz oben auf der Liste. Zwei Minuten lang müssen dabei die gesamte Körperbewegung und vor allem die Hüfte, die spätestens nach der letzten Wende ordentlich brennt, mitgetragen werden. Auch die 400 m Lagen sind eine immense Hürde. Marks Appell an alle Schwimmer lautet: “Hard work beats talent when talent fails to train”.
Walter Bär, Sportlicher Leiter, Trainer SVS Schwimmen, Österreich
Walter Bär hebt hervor, dass es schwierig ist, einen bestimmten Wettkampf als den härtesten zu benennen, da jeder seine individuellen Schwierigkeiten und Ansprüche mit sich bringt. Für ihn sind die 50 m Kraul besonders anspruchsvoll, da hier kein Fehler verziehen wird und eine perfekte Ausführung von Anfang bis Ende erforderlich ist. Dennoch sind für ihn die 400 m Lagen die Königsdisziplin, da sie viele unterschiedliche Anforderungen auf hohem Niveau vereinen.
Jan Wolfgarten, Trainer swimazing, Deutscher Rekordhalter 1500 m Freistil (Kurzbahn)
Jan Wolfgarten betont, dass die 1500 m Freistil sicherlich das härteste Event sind. Die Schmerzen dauern am längsten, sowohl im Wettkampf als auch im Training. Für einen 1500 m Freistilschwimmer sind die 200 m Schmetterling oder auch die 400 m Lagen nichts Besonderes.
Dirk Lange, Trainer, DLP Dirk Lange Personal Training
Dirk Lange sieht die 400 m Lagen und die 200 m Rücken als die härtesten Strecken an. Es erfordert eine perfekte Kombination aus Ausdauer und Schnelligkeit. Die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems ist extrem hoch, und die Beanspruchung der Beine sehr ermüdend.
Kresimir Cac, Trainer Berliner TSC, 3-facher Olympiateilnehmer
Kresimir Cac, der als Wissenschaftler, Trainer und ehemaliger Schwimmer mit drei olympischen Erfahrungen spricht, betrachtet das 200 m Rückenrennen als das härteste. Nicht nur wegen der physiologischen Gründe, sondern auch wegen der spezifischen und “unnatürlichen” Körperlage in der Rückenlage mit komplett ausgestreckten Beinen. Die Belastung auf die “Hüften-Quadrizeps-Zone” ist extrem hoch. Im Gegensatz dazu sieht er die 200 m Lagen als vergleichsweise einfach an, da der Schwimmer alle 50 Meter die Schwimmart wechselt und somit andere Muskelgruppen beansprucht.
Holger Lüning, Trainer T3-Trainingscamps, allwetterkind, Weltmeister Triathlon
Holger Lüning schwamm selbst die 200-Meter-Delphinschwimmstrecke und hielt sie für die härteste Wettkampfstrecke. Doch die 200 m Rücken empfand er noch anstrengender. Wenn bei 150 m die Beine “sauer” werden, die gute Wasserlage allmählich verloren geht und die Arme an ihre Leistungsgrenzen stoßen, können die letzten Meter wirklich hart werden. Wer allerdings schon einmal die Arme bei den 200 m Delphin nicht mehr aus dem Wasser bekommen hat und sich mühsam der Anschlagmatte nähert, wird dieses Gefühl wohl nie vergessen.
David Cameron, USA
Für David Cameron sind die 200 m Freistil mental die härteste Wettkampfstrecke. Es ist eine perfekte Mischung aus Sprint und Mitteldistanz, wobei vor allem die 100 m in der Mitte des Rennens hervorragend sein müssen.
Mark Rauterkus, USA
Für Mark Rauterkus sind die 200 m Brust die härteste Wettkampfstrecke. Dabei ist es eine große Herausforderung, die Technik, Geschwindigkeit und Renneinteilung konstant aufrechtzuerhalten. Dieses Rennen erfordert eine Ganzkörperfitness sowie explosive Schnelligkeit in Verbindung mit guter Gleitphase.
Stephen Smith, USA
Stephen Smith ist der Ansicht, dass die 400 m Lagen die härteste Wettkampfstrecke sind. Die Länge der Strecke ist nicht die eigentliche Herausforderung, sondern vielmehr die Kombination aus sauberen Wenden, guter Renneinteilung und Technikbeherrschung. Wenn die Wenden und der Wechsel in eine andere Schwimmart nicht optimal sind, gerät der Schwimmer in Schwierigkeiten. Bei Ermüdung leidet die Technik und Fehler schleichen sich ein. Sind die 100 m Schmetterling zu schnell geschwommen, wird auf den 100 m Rücken zu viel ausgeruht. Sind die 100 m Schmetterling zu langsam, muss beim Brustschwimmen Gas gegeben werden und die Puste geht aus. Die 400 m Lagen erfordern daher eine gute Renneinteilung und sind keineswegs einfach zu schwimmen.
Ned Swanson, USA
Für Ned Swanson sind die 50 m Freistil die härteste Wettkampfstrecke. Hier ist kein Platz für Fehler. Der Schwimmer muss den Start und das Rennen so schnell wie möglich absolvieren. Die Schwimmer liegen dabei sehr dicht beieinander, und der Unterschied in den Platzierungen liegt oft nur im Hundertstelbereich.
Anthony Preda, USA
Laut Anthony Preda nannte Michael Phelps, einer der erfolgreichsten Schwimmer aller Zeiten, die 400 m Lagen als die härteste Wettkampfstrecke. Diese Distanz erfordert eine ausgezeichnete Kondition. Phelps erreichte Weltrekorde, nachdem er die 400 m Lagen aus seinem Programm gestrichen hatte. Bei den Olympischen Spielen 2012 trat er noch einmal auf dieser Strecke an und wurde “nur” Vierter. Niemand, selbst jemand wie Michael Phelps, kann die 400 m Lagen mal eben so schwimmen und gewinnen.
Gian Alessandro, USA
Gian Alessandro bezeichnet die 400 m Lagen auf der 50 m Bahn als die härteste Wettkampfstrecke. Es gibt gute Gründe, warum Ryan Lochte bei den US-Trials 2016 mental und körperlich auf dieser Strecke zusammenbrach und Michael Phelps diese Strecke aus seinem Wettkampfprogramm gestrichen hat. Für die 400 m Lagen muss der Schwimmer sehr fokussiert trainieren und sollte jung sein, um den Körper nicht zu überlasten.
Caroline Best, USA
Für Caroline Best sind die 50 m Freistil und die 200 m Brust die härtesten Wettkampfstrecken. Jedes Rennen birgt sowohl mentale als auch physische Herausforderungen. Es gibt keine falsche Antwort auf die Frage nach der härtesten Strecke. Viele Schwimmer möchten gerne die 50 m Freistil schwimmen, aber nur wenige nehmen die 200 m Brust in Angriff. Ein Fehler auf den 50 m Freistil erholt sich mental schwer. Die 200 m Brust sind sehr anspruchsvoll und bereiten den meisten Schwimmern Angst. Den richtigen Rhythmus zu finden und selbstbewusst zu bleiben, auch nach den Wenden, ist der Schlüssel zum Erfolg. Vielleicht sollte man sich auch fragen, welches Rennen die meiste Anerkennung verdient?
Daniel Wohl, USA
Daniel Wohl ist der Meinung, dass es keine falsche Antwort gibt und verschiedene Strecken unterschiedliche Arten von Tapferkeit erfordern. Er betrachtet sowohl die 200 m Freistil als auch die 400 m Lagen als Wettkampfstrecken, die viel Mut verlangen. Die 200 m Freistil sind das ultimative Rennen in Bezug auf Geschwindigkeit, Standhaftigkeit und Strategie. Im Gegensatz zu den 200 m Lagen kann der Athlet bei den 400 m Lagen keine Nachteile in einer Schwimmart wieder wettmachen. Um zur Elite zu gehören, muss der Körper an seine Grenzen gebracht werden.
Derek Amermann, USA
Ehrlich gesagt sind die 50 m Freistil die härteste Wettkampfstrecke. Sie müssen perfekt ausgeführt werden, da kein Raum für Fehler bleibt. Der Athlet muss sich mental auf das perfekte Rennen vorbereiten und alle Details im Kopf durchgehen. Egal, ob man gegen die Uhr oder den Schwimmer neben sich antritt, man muss immer fest daran glauben, dass man besser ist.
Melissa Pettit, USA
Melissa Pettit sieht sowohl die 200 m Schmetterling als auch die 50 m Freistil als besonders herausfordernd an. Jedes Rennen bringt sowohl mentale als auch physische Herausforderungen mit sich. Es gibt keine falsche Antwort auf die Frage nach der härtesten Strecke. Viele Schwimmer möchten gerne die 50 m Freistil schwimmen, während nur wenige die 200 m Schmetterling bevorzugen. Ein Fehler auf den 50 m Freistil kann sich mental negativ auswirken. Die 200 m Schmetterling sind äußerst anspruchsvoll und bereiten den meisten Schwimmern Angst. Den richtigen Rhythmus zu finden und nach den Wenden selbstbewusst weiterzuschwimmen, erfordert große Überzeugungskraft. Vielleicht sollte man auch überlegen, welches Rennen die meisten Anerkennung erhält?
Sean McCrudden, USA
Sean McCrudden betrachtet die 400 m Lagen als den wahren Test eines großartigen Schwimmers. Hierbei müssen 100 m in jeder Schwimmart solide abgeliefert werden. Der Schwimmer muss in allen vier Stilen eine gute Leistung erbringen. Bei den 200 m Lagen kann man sich noch irgendwie durchwurschteln, doch bei den 400 m Lagen muss die Technik auf allen Strecken gut sein und die Ausdauer muss ausreichen, um das Rennen zu beenden.
Raymond Keown, USA
Raymond Keown sieht besonders die 200 m Brust und die Bruststrecke bei den 400 m Lagen als große Herausforderungen für Trainer. Es ist eine Kunst, einen Schwimmer auf einem hohen Niveau schwimmen zu lassen, ohne dabei die Technik oder die Geschwindigkeit zu vernachlässigen. Der Schwimmer muss eine sehr gute Armzugmechanik entwickeln und diese mit hoher Intensität trainieren, ohne in einen unsauberen Stil zu verfallen. Große Athleten suchen neue Herausforderungen und nehmen schwierige Aufgaben gerne an, anstatt sie zu umgehen.
Brian Dickmann, USA
Brian Dickmann ist der Meinung, dass es keinen Unterschied machen sollte, ob man sich auf ein Rennen über 50 m Freistil oder 1500 m Freistil vorbereitet. Die mentale Einstellung sollte für einen guten Wettkampfschwimmer immer gleich sein: “Just race”. Zu lernen, dass alles andere zweitrangig ist, stellt die größte Herausforderung für einen Trainer dar.
Dies sind einige der Meinungen der Trainer zu den härtesten Wettkampfstrecken. Es zeigt sich, dass jeder Schwimmer und Trainer seine eigene Vorstellung davon hat, welche Strecke die größte Herausforderung darstellt. Es gibt keine allgemeingültige Antwort, sondern es kommt auf die individuellen Präferenzen und Stärken jedes Schwimmers an. Letztendlich ist es aber genau diese Vielfalt, die den Schwimmsport so faszinierend macht.
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